JudikaturJustiz5Ob15/08d

5Ob15/08d – OGH Entscheidung

Entscheidung
14. Juli 2008

Kopf

Der Oberste Gerichtshof hat durch den Senatspräsidenten des Obersten Gerichtshofs Dr. Floßmann als Vorsitzenden sowie die Hofrätinnen/Hofräte des Obersten Gerichtshofs Dr. Hurch, Dr. Höllwerth, Dr. Grohmann und Dr. Roch als weitere Richter in der Grundbuchssache der Antragstellerin E***** G*****S***** GmbH (FN *****), *****, vertreten durch Dr. Hanno Hofmann, Rechtsanwalt in Graz, wegen Grundbuchsberichtigung gemäß § 136 Abs 1 GBG ob der EZ ***** GB ***** und anderer Liegenschaften, über den ordentlichen Revisionsrekurs der Antragstellerin gegen den Beschluss des Landesgerichts für Zivilrechtssachen Graz als Rekursgericht vom 24. Oktober 2007, AZ 4 R 224/07a, mit dem der Beschluss des Bezirksgerichts Graz Ost vom 18. Mai 2007, TZ 29318/06, bestätigt wurde, den

Beschluss

gefasst:

Spruch

Der ordentliche Revisionsrekurs wird zurückgewiesen.

Text

Begründung:

Die Antragstellerin begehrte im Sinn des § 136 Abs 1 GBG bei mehreren, näher bezeichneten, im Eigentum der E***** G***** V. F***** GmbH (FN *****) stehenden Liegenschaften die „Einverleibung des Eigentumsrechtes". Die Antragstellerin legte dazu den als Notariatsakt errichteten Spaltungs- und Übernahmevertrag vom 20. 8. 2004, eine Amtsbestätigung des öffentlichen Notars Dr. Harald P***** vom 28. 1. 2005, einen beglaubigten Firmenbuchauszug (mit historischen Daten) vom 21. 12. 2006 zu FN ***** (betreffend die Antragstellerin), einen beglaubigten Firmenbuchauszug mit aktuellen Daten zum 19. 11. 2004 zu FN *****, eine Unbedenklichkeitsbescheinigung sowie einen nicht beglaubigten Firmenbuchauszug mit historischen Daten zum 28. 12. 2006 zu FN ***** vor. Im genannten Spaltungs- und Übernahmevertrag vom 20. 8. 2004 vereinbarten die A***** E***** GmbH als übertragende Gesellschaft und die A***** S***** GmbH als übernehmende Gesellschaft die Übertragung des Teilbetriebs Strom (Netz und Handel) der A***** E***** GmbH durch Abspaltung zur Aufnahme mit allen dazugehörigen Rechten und Pflichten im Wege der Gesamtrechtsnachfolge auf die A***** S***** GmbH als übernehmende Gesellschaft unter Fortbestand der übertragenden Gesellschaft. Zu diesem Teilbetrieb Strom (Netz und Handel) gehören insbesondere auch die in der Liste Anlage ./I angeführten Grundstücke, die den Gegenstand des Gesuchs der Antragstellerin bilden. Aus dem Firmenbuchauszug mit historischen Daten zu FN ***** (zum 21. 12. 2006) ist ersichtlich, dass die A***** S***** GmbH den Firmenwortlaut in E***** G***** S***** GmbH änderte. Mit der Amtsbestätigung vom 28. 1. 2005 wird bestätigt, dass aufgrund der Spaltung zur Aufnahme gemäß Spaltungs- und Übernahmsvertrag der Teilbetrieb Strom (Netz und Handel) der E***** G***** V. F***** GmbH, FN *****, in die E***** G***** S***** GmbH, FN *****, übertragen worden und die E***** G***** S***** GmbH Rechtsnachfolgerin hinsichtlich des Teilbetriebs Strom (Netz und Handel) der E***** G***** V. F***** GmbH sei. Weiters bestätigte der Notar, dass aufgrund der Spaltung die in der angeschlossenen Liste angeführten Liegenschaften ins Eigentum der E***** G***** S***** GmbH übertragen worden seien.

Das Erstgericht wies das Grundbuchsgesuch mit der wesentlichen Begründung ab, bei dem Firmenbuchauszug zu FN ***** zum Stichtag 28. 12. 2006 handle es sich um keinen amtlichen Firmenbuchauszug.

Das Rekursgericht gab dem Rekurs der Antragstellerin nicht Folge. Es sei der Nachweis erforderlich, dass die vertragschließende A***** E***** GmbH, von der der genannte Teilbetrieb abgespaltet worden sei, mit der als Liegenschaftseigentümerin eingetragenen E***** G***** V. F***** GmbH ident sei. Die dazu erfolgte Vorlage des unbeglaubigten Firmenbuchauszugs reiche hiefür nicht aus.

Das Rekursgericht sprach aus, dass der ordentliche Revisionsrekurs zulässig sei, weil - soweit ersichtlich - noch nicht zu beurteilen gewesen sei, ob Bedenken im Sinn des § 94 Abs 1 Z 1 GBG wegen Hindernissen aus dem Grundbuchstand nach einer Änderung des Firmenwortlauts einer der vertragschließenden Parteien nur durch die Vorlage eines beglaubigten Firmenbuchauszugs (allenfalls einer entsprechenden notariellen Bestätigung) nachgewiesen werden könne, oder ob es ausreichend sei, dass der Umstand der Firmenwortlautänderung auch aus anderen Urkunden erschließbar sei (etwa wie hier aus der Eintragung 002 im beglaubigten Firmenbuchauszug zu FN *****).

Gegen die Entscheidung des Rekursgerichts richtet sich der ordentliche Revisionsrekurs der Antragstellerin mit dem sinngemäßen Antrag auf Abänderung im Sinn der Bewilligung des Grundbuchsgesuchs. Hilfsweise wird auch ein Aufhebungsantrag gestellt.

Rechtliche Beurteilung

Der Revisionsrekurs der Antragstellerin ist entgegen dem den Obersten Gerichtshof nicht bindenden (§ 71 Abs 1 AußStrG iVm § 126 Abs 2 GBG) Ausspruch des Rekursgerichts - unzulässig; die Zurückweisung des ordentlichen Revisionsrekurses wegen Fehlens der Voraussetzungen des § 62 Abs 1 AußStrG ist wie folgt kurz (§ 71 Abs 3 AußStrG iVm § 126 Abs 2 GBG) zu begründen:

1. Es entspricht der Rechtsprechung des erkennenden Senats, dass im Zuge von Verschmelzungsvorgängen (auch Abspaltung zur Aufnahme; vgl 5 Ob 88/05k = RdW 2005/696, 616 = wbl 2005/303, 585 = NZ 2005/633, 373 [ Hoyer , NZ 2005, 382] = ecolex 2006/88, 223) das davon betroffene Vermögen im Wege der Gesamtrechtsnachfolge übergeht und die dadurch bewirkte außerbücherliche Rechtsänderung bei Liegenschaften durch Berichtigung des Grundbuchs nach § 136 Abs 1 GBG bücherlich nachvollzogen werden kann (vgl RIS Justiz RS0060147). Im Fall des § 136 Abs 1 GBG ist der „Nachweis der Unrichtigkeit" die Grundlage der Eintragung; er tritt an die Stelle der sonst (§§ 31 ff GBG) geforderten urkundlichen Unterlagen. Dieser Nachweis ist dann erbracht, wenn die Unrichtigkeit offenkundig oder durch öffentliche Urkunden nachgewiesen ist (vgl RIS Justiz RS0061010).

2. Der Nachweis der Gesamtrechtsnachfolge erfordert hier den vom Rekursgericht zusätzlich verlangten Nachweis der Identität der vertragschließenden A***** E***** GmbH, von der der genannte Teilbetrieb abgespaltet worden ist, mit der als Liegenschaftseigentümerin eingetragenen E***** G***** V. F***** GmbH. Die vom Rekursgericht dazu vertretene Ansicht, dass für den Nachweis einer die Rechtssubjektivität wahrenden Firmenänderung ein beglaubigter Auszug aus dem Firmenbuch genügt (5 Ob 124/03a = RdW 2004/180, 212 = NZ 2005/13, 24; 5 Ob 148/00a = NZ 2001, 311 [ Hoyer ]), die hier betreffend die historischen Daten zu FN ***** vorliegende (nicht beglaubigte) bloße Einzelabfrage (via Telekom) aber nicht als beweiswirkende Urkunde ausreicht (5 Ob 53/93 = NZ 1993/282 [zust Hofmeister ] = ecolex 1993, 677 = HS 24.266 = RZ 1994/61, 198), steht mit der Rechtsprechung des erkennenden Senats in Einklang und wird auch von der Antragstellerin in ihrem Revisionsrekurs nicht bezweifelt.

3. Die Antragstellerin macht in ihrem Revisionsrekurs lediglich geltend, aus dem in beglaubigter Form vorgelegten Firmenbuchauszug zu FN ***** ergebe sich schlüssig der von den Vorinstanzen verlangte Nachweis der Identität zwischen der vertragschließenden A***** E***** GmbH und der einverleibten Liegenschaftseigentümerin E***** G***** V. F***** GmbH. Ob sich besagter Identitätsnachweis in einer jeden Zweifel zerstreuenden Weise aus anderen beglaubigten Urkunden erschließen lässt, ist aber eine typische Frage des nur anhand der konkret vorliegenden Urkunden beurteilbaren Einzelfalls. Vorliegend haben - wie aus dem Notariatsakt vom 20. 8. 2004 ersichtlich - zwei Umgründungsvorgänge stattgefunden, bei denen es bei mehreren Beteiligten zu Firmenänderungen gekommen ist, nach denen alte und neue Bezeichnungen teilweise weitgehende Ähnlichkeit aufweisen. Wenn das Rekursgericht unter diesen Umständen für den (zweifelsfreien) Identitätsnachweis zwischen der vertragschließenden A***** E***** GmbH und der einverleibten Liegenschaftseigentümerin E***** G***** V. F***** GmbH einen - beglaubigten - Firmenbuchauszug mit den - allein die gesamte chronologische Entwicklung der gesellschaftsrechtlichen Änderungen darstellenden - historischen Daten verlangte, dann liegt darin jedenfalls keine unvertretbare Rechtsansicht die vom Obersten Gerichtshof aufgegriffen werden müsste.

Mangels Vorliegens einer erheblichen Rechtsfrage im Sinn des § 62 Abs 1 AußStrG (iVm § 126 Abs 2 GBG) ist der Revisionsrekurs unzulässig und zurückzuweisen.

Rechtssätze
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