JudikaturJustiz1Ob505/84

1Ob505/84 – OGH Entscheidung

Entscheidung
22. Februar 1984

Kopf

Der Oberste Gerichtshof hat durch den Senatspräsidenten des Obersten Gerichtshofs Dr. Schragel als Vorsitzenden und durch die Hofräte des Obersten Gerichtshofs Dr. Schubert, Dr. Gamerith, Dr. Hofmann und Dr. Schlosser als weitere Richter in der Verlassenschaftssache nach dem am 1. März 1983 verstorbenen Med.Rat. Dr. Gottfried I*****, zuletzt wohnhaft gewesen *****, infolge Revisionsrekurses des Dr. Franz I*****, und des Dr. Gottfried I*****, gegen den Beschluss des Landesgerichts für Zivilrechtssachen Graz als Rekursgericht vom 24. November 1983, GZ 1 R 328/83-50, womit der Beschluss des Bezirksgerichts für Zivilrechtssachen Graz vom 23. September 1983, GZ 14 A 119/83-44, teilweise abgeändert wurde, den

Beschluss

gefasst:

Spruch

Den Revisionsrekursen wird Folge gegeben.

Der Beschluss des Rekursgerichts, womit den erblasserischen Söhnen Dr. Gottfried I***** und Dr. Franz I***** aufgetragen wird, über den Verbleib der vom Erblasser in seiner letztwilligen Verfügung vom 9. September 1982 genannten Münzen- und Briefmarkensammlung dem Gericht binnen 14 Tagen nach Rechtskraft dieses Beschlusses Auskunft zu geben, wird aufgehoben.

Text

Begründung:

Rechtliche Beurteilung

Dr. Gottfried I***** ist am 1. 3. 1983, seine Ehefrau (Elsa) I***** ist am 28. 6. 1983 verstorben. Mit letztwilliger Verfügung vom 9. 9. 1982 vermachte Dr. Gottfried I***** seine gesamte Münzensammlung sowie seine gesamte Briefmarkensammlung seinem Enkelkind, dem minderjährigen Hermann F*****. Gesetzliche Erben nach dem Erblasser sind die Rechtsmittelwerber Dr. Gottfried I***** und Dr. Franz I***** sowie Dr. Otto I***** und Margaretha (auch Margit) F*****.

Das Erstgericht forderte mit Beschluss vom 23. 9. 1983 (ON 44) sämtliche möglichen Erben auf, bis längstens 30. 10. 1983 Erbserklärungen abzugeben (Punkt 1), ordnete die Inventur und Schätzung des Nachlasses an (Punkt 2), forderte von Dr. Franz I*****, Dr. Otto I***** und Margaretha F***** eine Äußerung zum Antrag der G***** auf Bestellung eines Verlassenschaftskurators ab (Punkt 3) und trug Dr. Gottfried I***** und Dr. Franz I***** auf, bis 30. 10. 1983 Auskunft über den Verbleib der vom Erblasser dem minderjährigen Hermann F***** vermachten Münzen- und Briefmarkensammlung zu geben (Punkt 4).

Das Rekursgericht gab den gegen diesen Beschluss erhobenen Rekursen des Dr. Franz I***** und des Dr. Gottfried I***** teilweise Folge. Es bestätigte den angefochtenen Beschluss in seinem Punkt 2 und änderte ihn in den Punkten 1 und 4 dahin ab, dass die Erben aufgefordert werden, bis 1. 3. 1984 unter den Rechtsfolgen des § 210 Abs 1 AußStrG eine Erbserklärung abzugeben; die Frist zur Erklärung über den Verbleib der vom Erblasser dem minderjährigen Hermann F***** vermachten Münzen- und Briefmarkensammlung bestimmte es mit 14 Tagen nach Rechtskraft des Beschlusses. Das Rekursgericht führte zur Begründung des Dr. Franz I***** und Dr. Gottfried I***** erteilten Auftrags aus, das Gericht habe bei minderjährigen Legataren von Amts wegen auf den gerichtlichen Erlag oder eine andere gehörige Versicherung des Legats zu dringen, sodass der Auftrag, über den Verbleib des Legats Aufschluss zu geben, gerechtfertigt sei. Die Frist für die Abgabe der Erklärung sei neu festzusetzen.

Den gegen den zuletzt genannten Beschluss gerichteten Revisionsrekursen des Dr. Franz I***** und des Dr. Gottfried I***** kommt Berechtigung zu.

Das Rekursgericht ging zutreffend davon aus, dass Legate, die Minderjährigen zugedacht sind, gerichtlich zu erlegen oder sonst gehörig zu versichern sind (§ 160 AußStrG). Vor ausgewiesener Leistung oder Sicherstellung des Legats darf die Einantwortung bei sonstiger Nichtigkeit nicht erfolgen (NZ 1974, 47; EvBl 1974/260; Welser in Rummel , ABGB, Rdz 4, 5 und 6 zu § 817). Das Verlassenschaftsgericht hat auch von Amts wegen den Erben zur Erbringung des Ausweises über die Leistung bzw Sicherstellung eines privilegierten Legats anzuhalten ( Welser aaO Rdz 20 zu § 817). Solche Aufträge darf das Abhandlungsgericht aber nur dem mit dem Vermächtnis beschwerten erbserklärten Erben erteilen, nicht aber Personen, die noch keine Erbserklärung abgegeben haben, eine Erbserklärung der Rechtsmittelwerber liegt nicht vor. Darüber hinaus sieht das Gesetz einen vollstreckbaren Auftrag zur Vermögensbekanntgabe nicht vor.

Demzufolge ist den Revisionsrekursen Folge zu geben und spruchgemäß zu entscheiden.