JudikaturJustiz15Os67/14p

15Os67/14p – OGH Entscheidung

Entscheidung
27. August 2014

Kopf

Der Oberste Gerichtshof hat am 27. August 2014 durch den Senatspräsidenten des Obersten Gerichtshofs Prof. Dr. Danek als Vorsitzenden, den Hofrat des Obersten Gerichtshofs Mag. Lendl und die Hofrätinnen des Obersten Gerichtshofs Dr. Bachner Foregger, Dr. Michel Kwapinski und Mag. Fürnkranz als weitere Richter in Gegenwart des Richteramtsanwärters Mag. Moritz als Schriftführer in der Strafsache gegen Frithjof K***** und andere Angeklagte wegen des Verbrechens der betrügerischen Krida nach § 156 Abs 1 und 2 StGB und einer weiteren strafbaren Handlung über die Nichtigkeitsbeschwerden und die Berufungen der Angeklagten Frithjof K***** und Marta K***** gegen das Urteil des Landesgerichts Korneuburg als Schöffengericht vom 3. März 2014, GZ 606 Hv 15/13p 65, nach Anhörung der Generalprokuratur in nichtöffentlicher Sitzung zu Recht erkannt:

Spruch

In Stattgebung der Nichtigkeitsbeschwerden wird das angefochtene Urteil, das im Übrigen unberührt bleibt, in den Schuldsprüchen betreffend Frithjof K***** und Marta K*****, demzufolge auch in den Strafaussprüchen sowie im Verfallserkenntnis und in der Verweisung der Privatbeteiligten auf den Zivilrechtsweg aufgehoben, eine neue Hauptverhandlung angeordnet und die Sache im Umfang der Aufhebung an das Landesgericht Korneuburg verwiesen.

Mit ihren Berufungen werden Frithjof K***** und Marta K***** auf die kassatorische Entscheidung verwiesen.

Text

Gründe:

Mit dem angefochtenen auch einen unbekämpft gebliebenen Freispruch des Frithjof K***** von weiteren Tatvorwürfen sowie einen Freispruch des Mag. Wolfgang L***** enthaltenden Urteil wurden Frithjof K***** des Verbrechens der betrügerischen Krida nach § 156 Abs 1 und 2 StGB (I./, II./, III./) und Marta K***** des Verbrechens der betrügerischen Krida als Beteiligte nach §§ 12 dritter Fall, 156 Abs 1 und 2 StGB (I./, III./) schuldig erkannt.

Danach haben sie in H***** und anderen Orten „teils alleine, teils im bewussten und gewollten Zusammenwirken als Mittäter“ (vgl dagegen RIS Justiz RS0089726 [T4]), „Bestandteile des Vermögens des Frithjof K*****“ beiseite geschafft, veräußert oder sonst verringert und dadurch die Befriedigung seiner Gläubigerin Roswitha K***** vereitelt oder geschmälert, wodurch diese mit einen Betrag von 121.609,48 Euro „am Vermögen geschädigt wurde“, und zwar

I./ zwischen 26. April und 18. September 2012 Frithjof K***** und Marta K***** während des zu AZ 13 C 322/08f des Bezirksgerichts Horn anhängigen Aufteilungsverfahrens nach §§ 81 ff EheG, indem Marta K***** „die der K***** GmbH gehörende Liegenschaft *****, zu einem Kaufpreis von 165.000 Euro am 26. April 2012 erwarb, wobei sie den Kaufpreis zuvor über Veranlassung des Frithjof K***** von der K***** GmbH überwiesen erhielt und am 18. September 2012 die Einverleibung des Eigentumsrechts bewirkte“;

II./ Frithjof K***** am 27. April 2012, indem er „nach Veräußerung seines Franchise und Pachtvertrags mit dem Unternehmen M***** betreffend die von der K***** GmbH betriebene Filiale in H***** um einen Kaufpreis von 1.450.000 Euro zum Stichtag 31. März 2012 an die Ma***** GmbH, einen Teil des Verkaufserlöses von 580.000 Euro als Privatentnahme in bar behob, an sich brachte und einem exekutiven Zugriff der Roswitha K***** entzog“;

III./ Frithjof K***** und Marta K***** am 21. Mai 2012 in H***** „dadurch, dass Marta K***** einen Kaufvertrag mit dem Autohaus W***** über einen Audi A6 im Wert von 66.231,98 Euro abschloss und von Frithjof K***** dieser Betrag von der K***** GmbH an das Autohaus W***** überwiesen wurde“.

Rechtliche Beurteilung

Dagegen richten sich auf § 281 Abs 1 Z 5, 9 lit a, 9 lit b und 11 StPO gestützte Nichtigkeitsbeschwerden der Angeklagten Frithjof K***** und Marta K*****.

Zutreffend kritisieren diese als Begründungsmangel (Z 5 zweiter Fall), dass die Tatrichter bei der Annahme eines Vorsatzes in Bezug auf einen kausalen Befriedigungsausfall bei wenigstens einem Gläubiger des Frithjof K***** (vgl Kirchbacher in WK 2 StGB § 156 Rz 21; Rainer , SbgK § 156 Rz 34) erhebliche Aussagen übergangen und nicht dargelegt haben, weshalb sie diesen der Annahme eines deliktsspezifischen Vorsatzes der Angeklagten entgegenstehenden Angaben nicht zu folgen vermochten. Denn die Verantwortung des Erstangeklagten, er sei im Tatzeitpunkt von bestehenden, die Forderung der Roswitha K***** weit übersteigenden Gegenforderungen ausgegangen, weshalb er „freiwillig“ nicht bezahlen habe wollen (ON 50 S 24 ff), wurde bloß wiedergegeben (US 11), nicht aber erörtert. Die diese Aussage stützenden Angaben seines damaligen Rechtsvertreters, des Angeklagten Mag. Wolfgang L***** (ON 50 PS 60 f), wurden im Urteil überhaupt nicht erwähnt. Der Vorsatz der Zweitangeklagten wiederum wurde aus ihrer engen Beziehung zum Erstangeklagten und ihrem damit verbundenen Informationsstand abgeleitet (US 13).

Da die Tatrichter somit in Bezug auf die subjektive Tatseite beider Nichtigkeitswerber erhebliche Beweisergebnisse nicht in den Kreis ihrer Erwägungen einbezogen haben, ist die diesbezügliche Beweiswürdigung nichtigkeitsbegründend unvollständig geblieben ( Ratz , WK StPO § 281 Rz 421).

Die erforderliche Aufhebung des Schuldspruchs zieht auch die Kassation des Verfallserkenntnisses und der Verweisung der Privatbeteiligten auf den Zivilrechsweg nach sich ( Ratz , WK-StPO § 289 Rz 7).

Es waren daher das Urteil im Einklang mit der Stellungnahme der Generalprokuratur bereits in nichtöffentlicher Sitzung im aus dem Spruch ersichtlichen Umfang aufzuheben (§ 285e StPO) und die Angeklagten Frithjof K***** und Marta K***** mit ihren Berufungen auf die kassatorische Entscheidung zu verweisen.

Im zweiten Rechtsgang wird im Fall eines neuerlichen Schuldspruchs für sämtliche Urteilsadressaten deutlich festzustellen und zu begründen sein, inwiefern durch das Vermögen der K***** GmbH betreffende Handlungen auch ein Bestandteil des Vermögens des Frithjof K***** wirklich oder zum Schein verringert wurde oder werden sollte. In die Erwägungen zur subjektiven Tatseite, zur Kausalität der Handlungen für eine bewirkte oder angestrebte Vereitelung oder Schmälerung der Befriedigungsrechte wenigstens eines der Gläubiger des Frithjof K***** (RIS Justiz RS0107301) sowie zur Schadenshöhe wird auch einzufließen haben, ob und gegebenenfalls in welchem Ausmaß weiteres Vermögen des Frithjof K***** dem exekutiven Zugriff seiner Gläubiger zur Verfügung stand und aus welchen Gründen es letztlich zur Einstellung von gegen Frithjof K***** eingeleiteten Exekutionsverfahren kam (vgl RIS Justiz RS0094747, RS0126785).

Im Fall zwischenzeitig erfolgter Befriedigung zivilrechtlicher Ansprüche aus der Tat (Z 2) oder bei Erreichung der Verfallswirkung durch andere rechtliche Maßnahmen (Z 3) wäre zufolge § 20a Abs 2 StGB ein Verfall von für die Begehung einer mit Strafe bedrohten Handlung oder durch sie erlangten Vermögenswerten ausgeschlossen ( Fabrizy , StGB 11 § 20a Rz 4; Fuchs/Tipold in WK 2 StGB § 20a Rz 16 ff, 20 f).

Rechtssätze
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