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Europaschutzgebietsverordnung

In Kraft seit 18. Oktober 2007
Up-to-date

§ 1 Erklärung zu Europaschutzgebieten

Folgende Gebiete werden zu Europaschutzgebieten erklärt:

1. der Nationalpark Donau-Auen; das ist jenes Gebiet, das mit der Wiener Nationalparkverordnung, LGBl. für Wien Nr. 6/2003 zum Nationalpark erklärt wurde,

2. das Naturschutzgebiet Lainzer Tiergarten; das ist jenes Gebiet, das mit Verordnung zum Lainzer Tiergarten, LGBl. für Wien Nr. 46/2008 zum Naturschutzgebiet erklärt wurde,

3. das Landschaftsschutzgebiet Liesing (Teile A, B, C); das sind Teile jenes Gebietes, das mit Verordnung zum Landschaftsschutzgebiet Liesing, LGBl. für Wien Nr. 20/1990 zum Landschaftsschutzgebiet erklärt wurden,

4. jener Teil des Landschaftsschutzgebietes Floridsdorf, der in der Verordnung zum Landschaftsschutzgebiet Floridsdorf, LGBl. für Wien Nr. 21/2015, als Europaschutzgebiet gekennzeichnet ist und

5. jene Teile des Landschaftsschutzgebietes Döbling (Leopoldsberg), die in dem eine Anlage zu dieser Verordnung bildenden Plan mit einer ununterbrochenen roten Linie umgrenzt sind, wobei das Europaschutzgebiet entsprechend der unterschiedlichen Färbung im Plan aus den Teilen A und B besteht.

§ 2 Schutzzweck

Zweck der Unterschutzstellung als Europaschutzgebiet ist die Erhaltung oder Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustandes der in der Anlage näher bezeichneten Schutzgüter der Fauna-Flora-Habitat – Richtlinie und der Vogelschutz – Richtlinie.

§ 3 Schutzbestimmungen

Sind zur Erreichung des Schutzzweckes der Europaschutzgebiete oder für die Vermehrungs-, Mauser- und Überwinterungsgebiete sowie die Rastplätze der regelmäßig wiederkehrenden Zugvogelarten ergänzende Erhaltungsmaßnahmen erforderlich, so sind diese Maßnahmen vom Magistrat zu treffen. Der Magistrat hat zur Erreichung des Schutzzweckes auf den Abschluss von Vereinbarungen mit natürlichen oder juristischen Personen hinzuwirken.

§ 3a Schutzbestimmungen für das Europaschutzgebiet Leopoldsberg

(1) Für Teil A des Europaschutzgebietes Leopoldsberg gelten zur Erreichung des Schutzzwecks folgende Schutzmaßnahmen:

1. eine forstliche Nutzung oder Pflege der Waldbestände darf nur zwischen 1. Oktober und 15. März erfolgen; davon ausgenommen sind nur die zur Erhaltung der Verkehrssicherheit im Bereich der markierten Wege erforderlichen Maßnahmen,

2. die forstliche Nutzung darf nur durch Einzelstammentnahme erfolgen,

3. zur Anreicherung von Altholz sollen Einzelbäume oder Baumgruppen ausgewählt werden, die dem natürlichen Altern überlassen werden,

4. zur Anreicherung von Totholz soll stehendes und liegendes Totholz in allen Altersklassen soweit möglich am Fällungsort belassen werden,

5. als Verjüngungsart soll die Naturverjüngung zugelassen werden; zur Förderung seltener, standortgerechter Baumarten darf bei Ausbleiben der Naturverjüngung eine künstliche Verjüngung vorgenommen werden,

6. invasive Neobiota sollen mit geeigneten Methoden beseitigt oder eingedämmt werden,

7. die Errichtung von Fütterungsstellen und die Durchführung von Fütterungen für Schalenwild sind verboten,

8. die Neuanlage, Verbreiterung und Verlegung von Wanderwegen sind verboten.

(2) Für Teil B des Europaschutzgebietes Leopoldsberg gelten zur Erreichung des Schutzzwecks folgende Schutzmaßnahmen:

1. jede forstliche Nutzung oder Pflege der Waldbestände ist verboten; davon ausgenommen sind nur die zur Erhaltung der Verkehrssicherheit im Bereich der markierten Wege erforderlichen Maßnahmen,

2. invasive Neobiota sollen mit geeigneten Methoden beseitigt oder eingedämmt werden,

3. die Errichtung von Fütterungsstellen und die Durchführung von Fütterungen für Schalenwild sind verboten,

4. die Neuanlage, Verbreiterung und Verlegung von Wanderwegen sind verboten.

§ 4 Richtlinienumsetzung

Durch diese Verordnung werden folgende Richtlinien der Europäischen Union umgesetzt, die derzeit in folgender Fassung in Geltung stehen:

1. Vogelschutz-Richtlinie: Richtlinie 2009/147/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 30. November 2009 über die Erhaltung der wildlebenden Vogelarten, ABl. Nr. L 20 vom 26.1.2010, S. 7, in der Fassung der Richtlinie 2013/17/EU des Rates vom 13. Mai 2013 zur Anpassung bestimmter Richtlinien im Bereich Umwelt auf Grund des Beitritts der Republik Kroatien, ABl. Nr. L 158 vom 10.6.2013, S. 193 ff.;

2. Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie: Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen, ABl. Nr. L 206 vom 22.7.1992, S. 7, in der Fassung der Berichtigung der Richtlinie 2006/105/EG des Rates vom 20. November 2006 zur Anpassung der Richtlinien 79/409/EWG, 92/43/EWG, 97/68/EG, 2001/80/EG und 2001/81/EG im Bereich Umwelt anlässlich des Beitritts Bulgariens und Rumäniens, ABl. Nr. L 095 vom 29.3.2014, S. 70.

§ 5 In-Kraft-Treten

Diese Verordnung tritt mit dem der Kundmachung folgenden Tag in Kraft.

§ 6 Übergangsbestimmungen

(1) Auf alle zum Zeitpunkt des In-Kraft-Tretens anhängige Verfahren, in welchen die Bestimmungen des Wiener Naturschutzgesetzes oder des Wiener Nationalparkgesetzes, LGBl. für Wien Nr. 37/1996 in der Fassung LGBl. für Wien Nr. 18/2006 anzuwenden sind, sind die bisherigen Bestimmungen anzuwenden.

(2) § 1 Z 5 und § 3a sowie Teil E. des Anhangs 1 sind auf alle zum Zeitpunkt des In-Kraft-Tretens der Novelle, LGBl. für Wien Nr. 15/2017, anhängigen Verfahren nach dem Wiener Naturschutzgesetz oder dem Wiener Nationalparkgesetz nicht anzuwenden.

Anhang 1

Anl. 1

A. Nationalpark Donau-Auen

I. Fauna-Flora-Habitat – Richtlinie (FFH-Richtlinie):

Lebensraumtypen des Anhangs I der FFH-Richtlinie:

Code der FFH-Richtlinie: Bezeichnung des Lebensraumtyps:
3130 Oligo- bis mesotrophe stehende Gewässer mit Vegetation der Littorelletea uniflorae und/oder der Isoeto-Nanojuncetea
3140 Oligo- bis mesotrophe kalkhaltige Gewässer mit benthischer Vegetation aus Armleuchteralgen
3150 Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder Hydrocharitions
6210 Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien (Festuco-Brometalia) (*besondere Bestände mit bemerkenswerten Orchideen)
6240* Subpannonische Steppen-Trockenrasen
6510 Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, Sanguisorba officinalis)
91E0* Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnion incanae, Salicion albae)
91F0 Hartholzauenwälder mit Quercus robur, Ulmus laevis und Ulmus minor, Fraxinus excelsior oder Fraxinus angustifolia (Ulmenion minoris)

Arten des Anhangs II der FFH-Richtlinie:

Lateinische Bezeichnung der Art: Deutsche Bezeichnung der Art:
Anisus vorticulus Zierliche Tellerschnecke
Aspius aspius Rapfen
Barbastella barbastellus Mopsfledermaus
Bombina bombina Rotbauchunke
Callimorpha (Euplagia, Panaxia) quadripunctaria Russischer Bär
Castor fiber Biber
Cucujus cinnaberinus Scharlachkäfer
Emys orbicularis Sumpfschildkröte
Eriogaster catax Hecken-Wollafter
Gobio albipinnatus Weissflossengründling
Gymnocephalus schraetzer Schrätzer
Lucanus cervus Hirschkäfer
Lycaena dispar Großer Feuerfalter
Misgurnus fossilis Schlammpeizger
Rhodeus sericeus amarus Bitterling
Rutilus pigus Frauennerfling
Triturus dobrogicus (Triturus cristatus dobrogicus) Donau-Kammmolch
Zingel streber Streber
Zingel zingel Zingel

II. Vogelschutz – Richtlinie:

Vogelarten des Anhangs I der Vogelschutz – Richtlinie und deren Lebensräume:

Lateinische Bezeichnung der Art: Deutsche Bezeichnung der Art:
Alcedo atthis Eisvogel
Crex crex Wachtelkönig
Dendrocopos medius Mittelspecht
Dryocopus martius Schwarzspecht
Egretta alba (Ardea alba) Silberreiher
Ficedula albicollis Halsbandschnäpper
Haliaeetus albicilla Seeadler
Ixobrychus minutus Zwergdommel
Lanius collurio Neuntöter
Mergus albellus (Mergellus albellus) Zwergsäger
Milvus migrans Schwarzmilan
Milvus milvus Roter Milan
Pandion haliaetus Fischadler
Pernis apivorus Wespenbussard
Picus canus Grauspecht
Sylvia nisoria Sperbergrasmücke

B. Naturschutzgebiet Lainzer Tiergarten

I. Fauna-Flora-Habitat – Richtlinie (FFH-Richtlinie):

Lebensraumtypen des Anhangs I der FFH-Richtlinie:

Code der FFH-Richtlinie: Bezeichnung des Lebensraumtyps:
6210 Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien (Festuco-Brometalia) (*besondere Bestände mit bemerkenswerten Orchideen)
6230* Artenreiche montane Borstgrasrasen (und submontan auf dem europäischen Festland) auf Silikatböden
6410 Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden, torfigen und tonig-schluffigen Böden (Molinion caeruleae)
6430 Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe
6510 Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, Sanguisorba officinalis)
7230 Kalkreiche Niedermoore
9110 Hainsimsen – Buchenwald (Luzulo-Fagetum)
9130 Waldmeister-Buchenwald (Asperulo-Fagetum)
9170 Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald Galio-Carpinetum
9180* Schlucht- und Hangmischwälder Tilio-Acerion
91E0* Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnion incanae, Salicion albae)
91G0* Pannonische Wälder mit Quercus petraea und Carpinus betulus

Arten des Anhangs II der FFH-Richtlinie:

Lateinische Bezeichnung der Art: Deutsche Bezeichnung der Art:
Barbastella barbastellus Mopsfledermaus
Bombina variegata Gelbbauchunke
Cerambyx cerdo Eichenheldbock
Cottus gobio Koppe
Lucanus cervus Hirschkäfer
Lycaena dispar Großer Feuerfalter
Myotis bechsteinii Bechsteinfledermaus
Myotis myotis Großes Mausohr
Osmoderma eremita Eremit
Rhinolophus hipposideros Kleine Hufeisennase
Triturus carnifex (Triturus cristatus carnifex) Alpen-Kammmolch

II. Vogelschutz – Richtlinie:

Vogelarten des Anhangs I der Vogelschutz – Richtlinie und deren Lebensräume:

Lateinische Bezeichnung der Art: Deutsche Bezeichnung der Art:
Dendrocopos leucotos Weißrückenspecht
Dendrocopos medius Mittelspecht
Dryocopus martius Schwarzspecht
Ficedula albicollis Halsbandschnäpper
Ficedula parva Zwergschnäpper
Lanius collurio Neuntöter
Picus canus Grauspecht

C. Landschaftsschutzgebiet Liesing

I. Fauna-Flora-Habitat – Richtlinie (FFH-Richtlinie):

Lebensraumtypen des Anhangs I der FFH-Richtlinie:

Code der FFH-Richtlinie: Bezeichnung des Lebensraumtyps:
6210 Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien (Festuco-Brometalia) (*besondere Bestände mit bemerkenswerten Orchideen)
6410 Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden, torfigen und tonig-schluffigen Böden (Molinion caeruleae)
6510 Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, Sanguisorba officinalis)
9110 Hainsimsen – Buchenwald (Luzulo-Fagetum)
9130 Waldmeister-Buchenwald (Asperulo-Fagetum)
9150 Mitteleuropäischer Orchideen-Kalk-Buchenwald (Cephalanthero-Fagion)
9160 Subatlantischer oder mitteleuropäischer Stieleichenwald oder Eichen-Hainbuchenwald (Carpinion betuli)
9170 Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald Galio-Carpinetum
9180* Schlucht- und Hangmischwälder Tilio-Acerion
9530* Sub-mediterrane Kiefernwälder mit endemischen Schwarzkiefern
91E0* Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnion incanae, Salicion albae)
91G0* Pannonische Wälder mit Quercus petraea und Carpinus betulus
91H0* Pannonische Flaumeichen-Wälder

Arten des Anhangs II der FFH-Richtlinie:

Lateinische Bezeichnung der Art: Deutsche Bezeichnung der Art:
Barbastella barbastellus Mopsfledermaus
Bombina variegata Gelbbauchunke
Callimorpha (Euplagia, Panaxia) quadripunctaria Russischer Bär
Lucanus cervus Hirschkäfer
Lycaena dispar Großer Feuerfalter
Rhinolophus hipposideros Kleine Hufeisennase
Triturus carnifex (Triturus cristatus carnifex) Alpen – Kammmolch

II. Vogelschutz – Richtlinie:

Vogelarten des Anhangs I der Vogelschutz – Richtlinie und deren Lebensräume:

Lateinische Bezeichnung der Art: Deutsche Bezeichnung der Art:
Crex crex Wachtelkönig
Dendrocopos medius Mittelspecht

D. Landschaftsschutzgebiet Floridsdorf (Bisamberg)

I. Fauna-Flora-Habitat – Richtlinie (FFH-Richtlinie):

Lebensraumtypen des Anhangs I der FFH-Richtlinie:

Code der FFH-Richtlinie: Bezeichnung des Lebensraumtyps:
6210 Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien (Festuco-Brometalia) (*besondere Bestände mit bemerkenswerten Orchideen)
6250* Pannonische Steppen-Trockenrasen auf Löss
6510 Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, Sanguisorba officinalis)
9170 Labkraut-Eichen Hainbuchenwald Galio-Carpinetum
91G0* Pannonische Wälder mit Quercus petraea und Carpinus betulus

Arten des Anhangs II der FFH-Richtlinie:

Lateinische Bezeichnung der Art: Deutsche Bezeichnung der Art:
Barbastella barbastellus Mopsfledermaus
Callimorpha (Euplagia, Panaxia) quadripunctaria Russischer Bär
Eriogaster catax Heckenwollafter
Lucanus cervus Hirschkäfer
Lycaena dispar Großer Feuerfalter
Spermophilus citellus (Citellus citellus) Ziesel

E. Landschaftsschutzgebiet Döbling (Leopoldsberg)

I. Fauna-Flora-Habitat – Richtlinie (FFH-Richtlinie):

Lebensraumtyp des Anhangs I der FFH-Richtlinie:

Code der FFH-Richtlinie: Bezeichnung des Lebensraumtyps:
9150 Mitteleuropäischer Orchideen-Kalk-Buchenwald (Cephalanthero-Fagion)