Europaschutzgebiet Nr. 27 – Teile des Lafnitztales und der Neudauer Teiche (AT2208000)
Vorwort
§ 1
§ 1 Gegenstand
Im Lafnitztal werden in den Gemeinden Bad Blumau, Bad Loipersdorf, Burgau, Fürstenfeld, Lafnitz, Neudau, Rohr bei Hartberg, Rohrbach an der Lafnitz, Sankt Johann in der Haide, Sankt Lorenzen am Wechsel, Vorau, Waldbach-Mönichwald und Wenigzell gelegene Gebiete sowie die Neudauer Teiche zum Europaschutzgebiet erklärt. Dieses Gebiet wird als Europaschutzgebiet Nr. 27 „Lafnitztal – Neudauer Teiche“ bezeichnet.
§ 2
§ 2 Schutzzweck und Ziele
(1) Die Unterschutzstellung dient:
1. den in der Anlage 1 genannten Schutzgütern nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie zur Bewahrung und Wiederherstellung des günstigen Erhaltungszustandes der Schutzgüter,
2. den in der Anlage 1 genannten Schutzgütern nach der Vogelschutz-Richtlinie
a. zur Erhaltung und Wiederherstellung einer ausreichenden Vielfalt und einer ausreichenden Flächengröße der Lebensräume,
b. zur Erhaltung der Vermehrungs-, Mauser- und Überwinterungsgebiete sowie der Rastplätze im Wanderungsgebiet für die regelmäßig auftretenden Zugvogelarten.
(2) Im Falle einer aus naturschutzfachlichen Gründen notwendigen Prioritätensetzung kommt folgenden Schutzgütern oberste Priorität zu:
1. Code-Nr. 91E0* Auenwälder mit Erle und Esche
2. Code-Nr. 6410 Pfeifengraswiesen
3. Code-Nr. 6510 Magere Flachland-Mähwiesen
4. Code-Nr. 6199* Spanische Flagge ( Euplagia quadripunctaria )
5. Code-Nr. A122 Wachtelkönig ( Crex crex )
6. Code-Nr. 6177 Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling ( Phengaris teleius )
7. Code-Nr. 6179 Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling ( Phengaris nausithous ).
§ 3
§ 3 Maßnahmen
Die Ziele sind von der Landesregierung durch Managementmaßnahmen, vorrangig im Wege des Vertragsnaturschutzes, anzustreben. Solche Maßnahmen sind insbesondere:
1. Schaffung und Entwicklung von naturnahen Auwäldern sowie Förderung ihrer zoologischen Schutzgüter durch
a. kleinflächige, naturnahe Waldbewirtschaftung unter Verwendung standorttypischer Baumarten,
b. sukzessive Entfernung nicht standorttypischer und gebietsfremder Gehölze in den Lebensräumen,
c. gezieltes Einbringen fehlender standorttypischer Baumarten,
d. Gestaltung von strukturreichen Waldrändern durch die Schaffung von Strauchgürteln,
e. Erhaltung und Förderung von Alt- und Totholzanteilen zur Strukturanreicherung in den standorttypischen Waldgesellschaften und Naturwaldzellen,
f. Verbreiterung von Ufergehölzstreifen auf eine Mindestbreite von 10 Metern,
g. Aufbau von Biotopverbundsystemen zur Vernetzung der Lebensräume,
h. Wiederherstellung einer naturnahen Überflutungs- und Abflussdynamik sowie eines gebietstypischen Wasserhaushalts.
2. Erhaltung und Entwicklung von Grünland-Lebensraumtypen sowie Förderung ihrer zoologischen Schutzgüter durch
a. Extensivierung intensiv genutzter Wiesen (standortbezogene und zeitlich an zoologische Schutzgüter angepasste Mahd, Düngeverzicht),
b. Wiederaufnahme der Nutzung von verbrachten Grünland-Lebensraumtypen,
c. Zulassen von Kleinstrukturen wie jährliche Bracheflächen, feuchte Senken, Flutmulden,
d. Entwicklung von Extensivgrünland aus Ackerflächen,
e. Wiederherstellung der ursprünglichen hydrologischen Verhältnisse.
3. Erhaltung und Entwicklung von Gewässerlebensräumen zur Bewahrung aquatischer Schutzgüter und Feuchtlebensräumen durch
a. Erhaltung und Entwicklung eines durchgehenden Fließkontinuums mit entsprechenden Sohl- und Uferstrukturen und einer natürlichen Gewässerdynamik unter Berücksichtigung der Lebensraumansprüche für die in der Anlage 1 genannten Fischarten,
b. Erhaltung und Entwicklung aller natürlichen und naturnahen Gewässerabschnitte der Lafnitz, ihrer Zubringer sowie ihrer Retentionsräume,
c. Einrichtung ausreichend großer Pufferzonen (mindestens 10 Meter) zu angrenzenden, anderen Landnutzungsformen zur Verminderung von Nährstoffeintrag,
d. Erhaltung und Entwicklung, sowie Neuanlage von naturnahen Still- und Laichgewässern und die Revitalisierung von Totarmen.
§ 4
§ 4 Verbot
Mit Ausnahme von Bootsfahrten für Tätigkeiten im Rahmen der Wasserbauverwaltung und organisierten Bootsfahrten ohne Motorantrieb mit qualifizierten Naturführern ist das Befahren der Fließstrecke der Lafnitz mit Booten verboten.
§ 5
§ 5 Prüfverfahren und Bewilligungen
Mit Ausnahme der bisher ausgeübten land- und forstwirtschaftlichen Nutzung sowie Bootsfahrten für Tätigkeiten im Rahmen der Wasserbauverwaltung bedürfen alle anderen nicht gemäß § 4 verbotenen Handlungen, wie das Umbrechen von Wiesen, das Entfernen von Landschaftselementen im Offenland, das Aufforsten mit nicht standortgerechten Baumarten oder von Grünlandflächen, das Anlegen von Wegen, die Veränderung des Wasserhaushaltes, organisierte Bootsfahrten ohne Motorantrieb mit qualifizierten Naturführern einer Prüfung der Erheblichkeit von Auswirkungen auf die in der Anlage 1 genannten Schutzgüter durch eine vom Land beauftragte, naturkundlich qualifizierte Person.
Eine solche Handlung ist zulässig bei Vorliegen
1. eines für die Schutzgüter festgestellten unerheblich beeinträchtigenden Prüfungsergebnisses oder
2. einer Bewilligung.
§ 6
§ 6 Abgrenzung des Schutzgebietes
Die Abgrenzung des Schutzgebietes erfolgt durch planliche Darstellung in Form eines Übersichtsplanes im Maßstab 1:150.000 (Anlage 2) und von 42 Detailplänen im Maßstab 1:6000 (Anlage 3).
§ 7
§ 7 EU-Recht
Durch diese Verordnung werden folgende Richtlinien umgesetzt:
1. Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie – FFH-RL), ABl. L 206 vom 22.7.1992, S. 7, zuletzt geändert durch die Richtlinie 2013/17/EU des Rates vom 13. Mai 2013, ABl. L 158 vom 10.6.2013, S. 193 und die Berichtigung durch ABl. L 95 vom 29.3.2014, S. 70;
2. Richtlinie 2009/147/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 30. November 2009 über die Erhaltung der wildlebenden Vogelarten (Vogelschutz-Richtlinie – VS-Richtlinie), ABl. L 20 vom 26.1.2010, S. 7, zuletzt geändert durch die Verordnung (EU) 2019/1010 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 5. Juni 2019, ABl. L 170 vom 25.6.2019, S. 115.
§ 8
§ 8 Inkrafttreten
Diese Verordnung tritt mit dem der Kundmachung folgenden Tag, das ist der 11. Oktober 2024 , in Kraft.
§ 9
§ 9 Außerkrafttreten
Mit Inkrafttreten dieser Verordnung tritt die Verordnung über die Erklärung des Gebietes „Lafnitztal – Neudauer Teiche“ (AT22008000) zum Europaschutzgebiet Nr. 27, LGBl. Nr. 74/2005, zuletzt in der Fassung LGBl. Nr. 92/2018, außer Kraft.
Anlage 1
Anl. 1
Lebensraum nach der FFH-RL Anhang I | |
Code-Nr. | Lebensraumtyp |
91E0* | Auenwälder mit Erle und Esche |
Wirbellose nach der FFH-RL Anhang II | ||
Code-Nr. | Deutscher Name | Wissenschaftlicher Name |
6199* | Spanische Flagge | Euplagia quadripunctaria |
Lebensräume nach der FFH-RL Anhang I | |
Code-Nr. | Lebensraumtyp |
3130 | Schlammfluren |
3150 | Natürliche Stillgewässer mit Wasserschweber-Gesellschaften |
3270 | Flüsse mit Schlammbänken mit Vegetation der Zweizahn-Fluren |
6410 | Pfeifengraswiesen |
6510 | Magere Flachland-Mähwiesen (Glatthaferwiesen) |
Säugetiere nach der FFH-RL Anhang II | ||
Code-Nr. | Deutscher Name | Wissenschaftlicher Name |
1321 | Wimperfledermaus | Myotis emarginatus |
1337 | Europäischer Biber | Castor fiber |
1355 | Fischotter | Lutra lutra |
Amphibien nach der FFH-RL Anhang II | ||
Code-Nr. | Deutscher Name | Wissenschaftlicher Name |
1167 | Alpen-Kammmolch | Triturus carnifex |
1193 | Gelbbauchunke | Bombina variegata |
Fische nach der FFH-RL Anhang II | ||
Code-Nr. | Deutscher Name | Wissenschaftlicher Name |
1134 | Bitterling | Rhodeus sericeus amarus |
1145 | Schlammpeitzger | Misgurnus fossilis |
1149 | Steinbeißer | Cobitis taenia |
1159 | Zingel | Zingel zingel |
1160 | Streber | Zingel streber |
1163 | Koppe | Cottus gobio |
2484 | Ukrainisches Neunauge | Eudontomyzon mariae |
5197 | Balkan-Goldsteinbeißer | Sabanejewia balcanica |
5329 | Weißflossen-Gründling | Romanogobio vladykovi |
6143 | Kesslergründling | Romanogobio kessleri |
Wirbellose nach der FFH-RL Anhang II | ||
Code-Nr. | Deutscher Name | Wissenschaftlicher Name |
1032 | Gemeine Flussmuschel | Unio crassus |
1037 | Grüne Keiljungfer | Ophiogomophus cecilia |
1060 | Großer Feuerfalter | Lycaena dispar |
1086 | Scharlachkäfer | Cucujus cinnaberinus |
6177 | Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling | Phengaris teleius |
6179 | Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling | Phengaris nausithous |
Vögel nach der VS-RL Anhang I | ||
Code-Nr. | Deutscher Name | Wissenschaftlicher Name |
A027 | Silberreiher | Egretta alba (Casm. Albus) |
A030 | Schwarzstorch | Ciconia nigra |
A031 | Weißstorch | Ciconia ciconia |
A094 | Fischadler | Pandion haliaetus |
A122 | Wachtelkönig | Crex crex |
A229 | Eisvogel | Alcedo atthis |
A338 | Neuntöter | Lanius collurio |
Regelmäßig vorkommende Zugvögel | ||
Code-Nr. | Deutscher Name | Wissenschaftlicher Name |
A004 | Zwergtaucher | Tachybaptus ruficollis |
A005 | Haubentaucher | Podiceps cristatus |
A008 | Schwarzhalstaucher | Podiceps nigricollis |
A022 | Zwergdommel | Ixobrychus minutus |
A059 | Tafelente | Aythya ferina |
A061 | Reiherente | Aythya fuligula |
A072 | Wespenbussard | Pernis apivorus |
A081 | Rohrweihe | Circus aeruginosus |
A168 | Flussuferläufer | Actitis hypoleucos |
A234 | Grauspecht | Picus canus |
A236 | Schwarzspecht | Dryocopus martius |
A291 | Schlagschwirl | Locustella fluviatilis |
A321 | Halsbandschnäpper | Ficedula albicollis |
Anlage 2
Anl. 2
(Anm.: der Übersichtsplan ist als PDF dokumentiert)
Anhänge
Anlage 2PDFAnlage 3_1-10
Anl. 3/1-10
(Anm.: Die Detailpläne sind als PDF dokumentiert.)
Anhänge
Anl3 1-10PDFAnlage 3_32-42
Anl. 3/11-20
(Anm.: Die Detailpläne sind als PDF dokumentiert.)
Anhänge
Anl3 11-20PDFAnlage 3_21-31
Anl. 3/21-31
(Anm.: Die Detailpläne sind als PDF dokumentiert.)
Anhänge
Anl3 21-31PDFAnlage 3_11-20
Anl. 3/32-42
(Anm.: Die Detailpläne sind als PDF dokumentiert.)
Anhänge
Anl3 32-42PDF