JudikaturJustiz15Ns91/21g

15Ns91/21g – OGH Entscheidung

Entscheidung
17. Dezember 2021

Kopf

Der Oberste Gerichtshof hat am 17. Dezember 2021 durch den Senatspräsidenten des Obersten Gerichtshofs Hon. Prof. Dr. Kirchbacher als Vorsitzenden sowie durch den Hofrat des Obersten Gerichtshofs Mag. Lendl und die Hofrätinnen des Obersten Gerichtshofs Dr. Michel Kwapinski, Mag. Fürnkranz und Dr. Mann in der Strafsache gegen ***** S***** wegen des Verbrechens der staatsfeindlichen Verbindung nach § 246 Abs 2 StGB in dem zu AZ 13 Hv 108/21t des Landesgerichts Wels und zu AZ 601 Hv 5/21b des Landesgerichts für Strafsachen Wien zwischen diesen Gerichten geführten Zuständigkeitsstreit nach Anhörung der Generalprokuratur nichtöffentlich (§ 62 Abs 1 zweiter Satz OGH Geo 2019) den

Beschluss

gefasst:

Spruch

Für die Duchführung des Strafverfahrens gegen ***** S***** ist das Landesgericht Wels zuständig.

Text

Gründe:

[1] Die Staatsanwaltschaft Graz brachte am 14. Juni 2019 eine Anklageschrift gegen ***** St***** und ***** E***** wegen Verbrechen der staatsfeindlichen Verbindung nach § 246 Abs 2 erster und vierter Fall StGB ein (ON 472 in AZ 601 Hv 5/21b des Landesgerichts für Strafsachen Wien), welche mit Beschluss des Oberlandesgerichts Wien vom 26. Juli 2021 rechtswirksam wurde (ON 494 in AZ 601 Hv 5/21b des Landesgerichts für Strafsachen Wien) und (nunmehr; vgl dazu auch 15 Os 59/20w; 15 Ns 41/21d; 15 Ns 81/21m) beim Landesgericht für Strafsachen Wien anhängig ist.

[2] Ein Verfahren gegen ***** H***** und ***** B***** wegen Verbrechen der staatsfeindlichen Verbindung nach § 246 Abs 2 vierter Fall StGB und weiterer strafbarer Handlungen (Anklage ON 553 in ON 521 zu AZ 601 Hv 5/21b des Landesgerichts für Strafsachen Wien) wurde mittlerweile mit diesem Verfahren verbunden (ON 1 Seite 153 in AZ 601 Hv 5/21b des Landesgerichts für Strafsachen Wien).

[3] Am 13. Mai 2021 erhob die Staatsanwaltschaft Graz auch Anklage gegen ***** S***** wegen des Verbrechens der staatsfeindlichen Verbindung nach § 246 Abs 2 vierter Fall StGB und weiterer strafbarer Handlungen, welche mit Beschluss des Oberlandesgerichts Linz vom 8. September 2021 rechtswirksam wurde (ON 625 und 628 in AZ 13 Hv 108/21t des Landesgerichts Wels). Mit Verfügung vom 27. September 2021 (ON 1 S 205 in AZ 13 Hv 108/21t des Landesgerichts Wels) trat das Landesgericht Wels das Strafverfahren gegen ***** S***** gemäß § 37 Abs 3 StPO zur gemeinsamen Führung mit dem Strafverfahren gegen ***** St***** und andere Angeklagte an das Landesgericht für Strafsachen Wien ab.

[4] Dieses legte die Akten dem Obersten Gerichtshof zur Entscheidung über den negativen Kompetenzkonflikt vor (§ 38 StPO).

Der Oberste Gerichtshof hat erwogen:

Rechtliche Beurteilung

[5] Werden nacheinander mehrere Anklagen in Bezug auf subjektiv, objektiv oder subjektiv objektiv konnexe Straftaten erhoben, sind die Verfahren von dem nach § 37 Abs 2 oder Abs 3 StPO zuständigen Gericht zu verbinden, wenn zum Zeitpunkt der Rechtswirksamkeit der späteren Anklage bereits ein Hauptverfahren anhängig ist (§ 37 Abs 3 StPO). Im Fall einer bloß prozessualen Konnexität (enger sachlicher Zusammenhang; vgl RIS Justiz RS0127579) gilt dies allerdings nicht (vgl 15 Ns 58/21d mwN).

[6] ***** St***** und dessen Mitangeklagte waren laut Anklagevorwurf Mitglieder der staatsfeindlichen Verbindung „International Common Law Court of Justice Vienna“ (kurz: „ICCJV“), wobei sie dort unterschiedliche Funktionen und Tätigkeiten ausgeübt haben sollen (ON 472 und ON 553 in ON 521 in AZ 601 Hv 5/21b des Landesgerichts für Strafsachen Wien). Ebenso war ***** S***** Mitglied der genannten Verbindung (ON 625 in AZ 13 Hv 108/21t des Landesgerichts Wels), wobei er unter anderem als „Regional Court Officer“ und insbesondere als „regionaler Errichter der Außenstelle Oberösterreich“ fungierte. Dass S***** die Beteiligung (§ 12 StGB) an einer strafbaren Handlung von ***** St*****, ***** E*****, ***** H***** oder ***** B***** zur Last gelegt würde, kann der Anklageschrift nicht entnommen werden. Eine bloß prozessuale Konnexität erfüllt die Voraussetzungen für eine Verbindung der Verfahren nach § 37 Abs 3 StPO aber nicht (neuerlich 15 Ns 58/21d).

[7] Zur Führung des Verfahrens gegen ***** S***** ist daher – im Einklang mit der Stellungnahme der Generalprokuratur – das Landesgericht Wels zuständig.