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Blutspenden in Österreich

Was hat die Blutspenderverordnung 2022 verändert? 🤔

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Redaktion

Die Praxis des Blutspendens ist ein zentraler Bestandteil des Gesundheitssystems, der Leben rettet und medizinische Behandlungen wesentlich unterstützt. In Österreich hat sich die Landschaft des Blutspendens durch legislative Veränderungen im Laufe der Zeit entwickelt, insbesondere im Hinblick auf die Inklusion verschiedener Bevölkerungsgruppen. Ein signifikanter Wendepunkt in dieser Entwicklung war die Einführung der neuen Blutspenderverordnung im September 2022 und wir erklären euch warum.

Aktuelle Lage

Mit der Einführung der neuen Blutspenderverordnung am 1. September 2022 hat sich die Situation für Blutspender in Österreich geändert. Nun dürfen auch Männer, die sexuelle Beziehungen zu anderen Männern haben, de facto Blut spenden.

Gemäß §6 Abs 2 Z 15 der Verordnung werden Personen, die innerhalb der letzten drei Monate mehr als drei sexuelle Partner hatten, unabhängig von deren Geschlecht, für drei Monate von der Blutspende ausgeschlossen. Darüber hinaus sind auch Personen, die kürzlich ungeschützten Geschlechtsverkehr mit einem neuen Partner hatten, vorübergehend von der Blutspende ausgeschlossen. Diese Regelungen dienen dem Schutz vor der Übertragung von sexuell übertragbaren Krankheiten wie HIV oder Hepatitis.

Diese Neuerung beendet die langjährige Praxis, homosexuelle Männer de facto von der Blutspende auszuschließen. Doch was war der Hintergrund dieser Praxis?

Frühere Lage

Es war in den Gesetzen nie explizit festgelegt, dass homosexuelle Männer vom Blutspenden ausgeschlossen sind. Die frühere Praxis basierte auf der Interpretation der Blutspenderverordnung aus 2005. Ein zentraler Punkt war §3 Abs 5, der eine Beurteilung des sogenannten HIV-Risikoverhaltens auf Basis der Anamnese vorsah. Jedoch war unklar, was genau unter "HIV-Risikoverhalten" zu verstehen ist.

Ebenso fragwürdig war die Auslegung des §6 Abs 2 Z 15, nach dem Personen unter 18 Jahren für 12 Monate nach einem Ereignis, das sie einem Risiko für sexuell übertragbare Krankheiten ausgesetzt hat, von der Blutspende ausgeschlossen wurden. Auch hier war unklar, wann genau ein solches Risiko vorlag.

Die Kombination dieser Paragrafen und ihre Interpretation führten dazu, dass homosexuelle Männer in der Praxis vom Blutspenden ausgeschlossen waren. Trotz verschiedener Änderungen der Blutspenderverordnung (2008, 2010, 2015, 2019) änderte sich die Situation nicht wesentlich.

Erst mit der Änderung der Blutspenderverordnung im Jahr 2022, insbesondere durch die klare Definition in §6 Abs 2 Z 15, wurden objektive Kriterien für das Ausschlussrisiko festgelegt, die nicht mehr auf der subjektiven Einschätzung von "Risikoverhalten" basieren.


Die jüngsten Änderungen in der österreichischen Blutspenderverordnung markieren einen bedeutenden Schritt hin zu einer inklusiveren und gerechteren Blutspendepolitik. Indem sie bestimmte diskriminierende Praktiken eliminieren und klarere Richtlinien für potenzielle Spender etablieren, tragen diese Veränderungen dazu bei, das Blutspendewesen zu modernisieren und es einer breiteren Bevölkerungsgruppe zugänglich zu machen. Dieser Fortschritt ist nicht nur ein Zeichen für gesellschaftliche Toleranz und Gleichstellung, sondern auch ein wichtiger Schritt zur Sicherstellung einer ausreichenden Versorgung mit Blutspenden in Österreich. Es bleibt zu hoffen, dass diese Entwicklung weiterhin positive Auswirkungen auf das Gesundheitswesen und die Gemeinschaft als Ganzes haben wird.