JudikaturJustizRS0125092

RS0125092 – AUSL EGMR Rechtssatz

Rechtssatz
16. November 2017

Die Konvention enthält keine ausdrückliche Bestimmung, welche der Situation von inhaftierten Personen Rechnung trägt. Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass die Anhaltung einer kranken Person unter bestimmten Umständen Art. 3 EMRK ins Spiel bringen kann (Anm.: Vgl. folgende Entscheidungen der EKMR: Ber. v. 8.12.1982, Bsw. 9044/80, Chartier/I (DR 33, 41); ZE v. 9.5.1983, Bsw. 9559/81, DeVarga-Hirsch/F (DR 33, 158); ZE v. 10.3.1988, Bsw. 13047/87, B./D (DR 55, 271)). Gesundheitszustand, Alter und schwere körperliche Behinderung einer Person sind stets Situationen, welche die Frage nach der Vereinbarkeit einer Haft iSv. Art. 3 EMRK aufwerfen können. Zwar kann aus Art. 3 EMRK keine allgemeine Verpflichtung abgeleitet werden, an gesundheitlichen Problemen leidende Häftlinge aus der Haft zu entlassen. Die Konventionsstaaten sind jedoch angehalten, die physische Integrität von Personen, denen die Freiheit entzogen wurde, zu schützen, was insb. auf die notwendige medizinische Betreuung zutrifft.

Entscheidungen
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