JudikaturJustiz9Bs102/00

9Bs102/00 – OLG Graz Entscheidung

Entscheidung
04. Mai 2000

Kopf

Das Oberlandesgericht Graz hat in nichtöffentlicher Sitzung nach Anhörung der Oberstaatsanwaltschaft in der Strafsache der G***** S***** wegen §§ 146, 147 Abs 1 Z 1 StGB über deren Beschwerde gegen den Beschluss des Landesgerichtes für Strafsachen Graz vom 9. März 2000, 12 EVr 2987/98-19 (AS 113 b), den Beschluss

gefasst:

Spruch

Der Beschwerde wird teilweise Folge gegeben und der angefochtene Beschluss dahin abgeändert, dass die Verurteilte G***** S***** lediglich die Gebühren des Sachverständigen Dr.A***** L***** in Höhe von S 6.049,-- zu ersetzen hat.

Text

Begründung:

Mit dem angefochtenen Beschluss verpflichtete das Erstgericht die rechtskräftig zu einer Freiheitsstrafe Verurteilte G***** S***** zum Ersatz der von den Sachverständigen Dr.H***** H***** im Betrage von S 4.053,-- und Dr.A***** L***** im Betrage von S 6.049,-- begehrten und in der angesprochenen Höhe rechtskräftig bestimmten Gebühren, für die Erstattung von Gutachten über die Vollzugstauglichkeit der G***** S***** (§ 5 Abs 1 StVG).

Die Beschwerde der G***** S*****, welche moniert, die Gutachten "nicht beauftragt" zu haben, vielmehr selbst ein Sachverständigengutachten (zur Dartuung ihrer Vollzugsunfähigkeit) beigebracht zu haben, ist im Ergebnis teilweise erfolgreich.

Rechtliche Beurteilung

Voranzustellen ist, dass gemäß § 381 Abs 1 Z 6 StPO die Kosten des Strafverfahrens, die von der zum Kostenersatz verpflichteten Partei zu ersetzen sind, (auch) die Kosten der Vollstreckung des Strafurteils, ausgenommen die Kosten des Vollzuges einer Freiheitsstrafe, umfassen. Die Kosten zur Feststellung der Vollzugstauglichkeit sind Kosten der Vollstreckung des Strafurteiles.

Der Beschwerde ist zu erwidern, dass die Prüfung einer allfälligen Vollzugsuntauglichkeit von Amts wegen zu erfolgen hat und es dabei in der Regel der Einholung des Gutachtens eines gerichtlich beeideten Sachverständigen bedarf. Bei einem Privatgutachten fehlen die Garantien der Unparteilichkeit und der gerichtlichen Kontrolle ihrer Entstehung (Mayerhofer StPO4 E 108, 109). Schließlich ist das Privatgutachten Dris.H***** W***** in die Befundaufnahme durch den gerichtlich beeideten Sachverständigen Dr.A***** L***** (ON 31) eingeflossen (vgl AS 177).

Erfolgreich ist die Beschwerde der G***** S***** jedoch im Ergebnis insoferne, als ihr die Kosten des zunächst vom Erstgericht eingeholten psychiatrischen Gutachtens des Sachverständigen Dr.H***** H***** vom 19.8.1999 (ON 24) nicht auferlegt werden können. Die Einholung eines psychiatrischen Sachverständigengutachtens war auf Grund des Vorbringens der G***** S***** in ihrem Gesuch um Aufschub des Strafvollzuges und nach dem unter einem vorgelegten Privatgutachten Dris.H***** W***** nicht indiziert, sondern lediglich die Beiziehung eines gerichtlich beeideten Sachverständigen der Inneren Medizin (vgl Beschluss des Oberlandesgerichtes Graz vom 7.10.1999, 9 Bs 432/99 = ON 29 der Akten). Konsequenz dessen haben die gemäß § 381 Abs 1 Z 6 StPO zu ersetzenden Kosten nur die Gebühren des Sachverständigen Dr.A***** L***** laut Gebührenbestimmungsbeschluss vom 27.12.1999 (bei ON 32) zu umfassen.

Rechtssätze
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