JudikaturBFG

RV/7200029/2020 – BFG Entscheidung

Entscheidung
30. Mai 2025

BESCHLUSS

Das Bundesfinanzgericht hat durch den Richter***Ri*** in der Beschwerdesache ***Bf***, ***Bf-Adr***, vertreten durch Kühne + Nagel Gesellschaft m.b.H., Donaustraße 3, 4470 Enns, betreffend Beschwerden vom 12. März 2020 gegen die Bescheide des Zollamtes Eisenstadt Flughafen Wien (nun Zollamt Österreich) vom 2. März 2020, Zahlen: ***Bescheid1*** und ***Bescheid2***, betreffend Einfuhrabgaben und Einfuhrabgaben (Erstattung der Abgaben zu ***MRN1*** und ***MRN2***) beschlossen:

Der Vorlageantrag vom 3. Juni 2020 wird gemäß § 260 Abs 1 lit b iVm § 264 Abs 4 lit e BAO als nicht fristgerecht eingebracht zurückgewiesen.

Gegen diesen Beschluss ist eine Revision an den Verwaltungsgerichtshof nach Art. 133 Abs 4 Bundes-Verfassungsgesetz (B-VG) nicht zulässig.

Begründung

Mit Beschwerdevorentscheidungen vom 22. April 2020, Zahlen: ***BVE1*** und ***BVE2***, hat das Zollamt die Beschwerden der ***Bf*** vom 12. März 2020 gegen die Bescheide vom 2. März 2020, Zahlen: ***Bescheid1*** und ***Bescheid2***, als unbegründet abgewiesen.Laut Aktenlage sind diese Beschwerdevorentscheidung von der als Zustellungsbevollmächtigter bestellten ***Spedition*** am 25. April 2020 nachweislich übernommen worden.

Gemäß § 264 Abs 1 BAO idmF kann gegen eine Beschwerdevorentscheidung innerhalb eines Monats ab Bekanntgabe (§ 97) der Antrag auf Entscheidung über die Bescheidbeschwerde durch das Verwaltungsgericht gestellt werden (Vorlageantrag). Der Vorlageantrag hat die Bezeichnung der Beschwerdevorentscheidung zu enthalten.

§ 323c Abs 1 BAO idF des 2. COVID-19-Gesetzes bestimmt:

"In anhängigen behördlichen Verfahren der Abgabenbehörden werden alle im ordentlichen Rechtsmittelverfahren (7. Abschnitt Unterabschnitt A) vorgesehenen Fristen, deren fristauslösendes Ereignis in die Zeit nach dem 16. März 2020 fällt, sowie Fristen, die bis zum 16. März noch nicht abgelaufen sind, bis zum Ablauf des 30. April 2020 unterbrochen. Sie beginnen mit 1. Mai 2020 neu zu laufen."

Mit zwei Faxen vom 6. Mai 2020 hat die ***Spedition*** dem Zollamt jeweils unter Angabe der Geschäftszahl der Beschwerdevorentscheidungen und der betreffenden MRN Folgendes mitgeteilt:

"Sehr geehrter Hr. ***X***,

Bezüglich Ihres Schreibens (Beschwerdevorentscheidung) vom 22.04.2020 möchten wir hiermit Ihnen bekannt geben, das wir gem Artikel 44 Abs. 2 Buchstabe a eine Nochmalige Begründung nachreichen werden.Wir bitten daher um etwas Geduld.

Mit freundlichen Grüßen***Spedition***I.A. ***Mitarbeiter**"

Artikel 44 Absatz 2 Buchstabe a UZK bestimmt, dass das Recht auf Einlegung eines Rechtsbehelfs in einem mindestens zweistufigen Verfahren ausgeübt werden kann; auf der ersten Stufe bei einer Zollbehörde oder einem Gericht oder einer von den Mitgliedstaaten für diesen Zweck benannten anderen Stelle.

In den beiden Schreiben vom 6. Mai 2020 wird weder die Entscheidung über die Bescheidbeschwerden vom 12. März 2020 durch das Verwaltungsgericht beantragt (Rechtsbehelf der zweiten Stufe), noch ist ersichtlich, dass die ***Spedition*** als Vertreter der ***Bf*** einschreitet.

Mit Schreiben (Fax) vom 3. Juni 2020 hat die ***Spedition*** dem Zollamt mitgeteilt, man habe gegen die beiden Entscheidungen ***BVE1*** und ***BVE2*** vom 22. April 2020 mit den beiden Schriftsätzen vom 6. Mai 2020 innerhalb offener Frist den Rechtsbehelf der Beschwerde gemäß Artikel 22 Absatz 2 Buchstabe a UZK eingebracht und die Nachreichung der Begründung angekündigt.Im Sachverhalt wird ua darauf hingewiesen, dass die ***Spedition*** Vertreter der ***Bf*** sei.Unter Punkt III. des Schreibens werden diverse Anträge gestellt, nicht aber die Entscheidung über die Bescheidbeschwerden durch das Verwaltungsgericht.

Mit dem Schreiben Zahl: ***Vorhalt*** hat das Zollamt der ***Spedition*** unter dem Betreff "Fax vom 03.06.2020" Folgendes vorgehalten:

"Mit Fax vom 3.6.2020 haben Sie gegen die Entscheidungen des Zollamtes Eisenstadt Flughafen Wien ZI. ***BVE1*** vom 22.04.2020 und ***BVE2*** vom 22.04.2020 den "Rechtsbehelf der Beschwerde gem. Art. 44 Abs. 2 Buchstabe a UZK" eingebracht und eine Begründung nachgereicht.

Über Ihre Beschwerde gegen die Abweisung des Antrags auf Erstattung wurde mit Beschwerdevorentscheidungen vom 22.04.2020 bereits entschieden.

Wie in der Rechtsbehelfsbelehrung der gegenständlichen Beschwerdevorentscheidung ausgeführt kann gegen die Beschwerdevorentscheidung innerhalb eines Monats nach ihrer Zustellung ein Antrag auf Entscheidung über die Bescheidbeschwerde durch das Bundesfinanzgericht eingebracht werden (Vorlageantrag).

Sie werden daher ersucht mitzuteilen, ob Ihre Eingabe vom 3.6.2020 als Vorlageantrag der Bescheidbeschwerde an das Bundesfinanzgericht zu werten ist."

In Beantwortung des Schreibens betreffend "Fax vom 03.06.2020" hat der zuständige Mitarbeiter der ***Spedition*** dem Zollamt per E-Mail mitgeteilt: "unsere Beschwerde kann als Vorlageantrag an das Bundesfinanzgericht verwendet werden".

Zusammenfassend kann somit festgehalten werden, dass die ***Bf*** durch ihren Vertreter ***Spedition*** mit Schreiben vom 3. Juni 2020 Beschwerden gegen die Entscheidungen vom 22. April 2020 Zahlen: ***BVE1*** und ***BVE2***, erhoben hat, die als Vorlageantrag angesehen werden können.

Am 3. Juni 2020 war die Frist zur Stellung eines Vorlageantrages gemäß § 264 Abs 1 BAO iVm § 323c Abs 1 BAO bereits abgelaufen. Die Frist begann am 1. Mai 2020 neu zu laufen und endete - da der 1. Juni 2020 ein gesetzlicher Feiertag war - gemäß § 108 Abs 3 BAO am 2. Juni 2020. Da der Antrag nicht fristgerecht eingebracht wurde, ist auf den Inhalt nicht weiter einzugehen.

Die Schreiben der ***Spedition*** vom 6. Mai 2020 sind aus den genannten Gründen nicht als Vorlageanträge anzusehen und wird auch nicht behauptet, dass es sich dabei um Anträge der ***Bf*** gemäß § 264 Abs 1 BAO handeln würde.

Gemäß § 260 Abs 1 BAO ist die Bescheidbeschwerde mit Beschluss zurückzuweisen, wenn sie

a) nicht zulässig ist oder

b) nicht fristgerecht eingebracht wurde.

§ 264 Abs 4 lit e BAO bestimmt, dass § 260 Abs 1 (Unzulässigkeit, nicht fristgerechte Einbringung) für Vorlageanträge sinngemäß anzuwenden ist.

Die Zurückweisung nicht zulässiger oder nicht fristgerecht eingebrachter Vorlageanträge obliegt gemäß § 264 Abs 5 BAO dem Verwaltungsgericht.

Zulässigkeit einer Revision

Gegen einen Beschluss des Bundesfinanzgerichtes ist die Revision zulässig, wenn sie von der Lösung einer Rechtsfrage abhängt, der grundsätzliche Bedeutung zukommt, insbesondere weil das Erkenntnis von der Rechtsprechung des Verwaltungsgerichtshofes abweicht, eine solche Rechtsprechung fehlt oder die zu lösende Rechtsfrage in der bisherigen Rechtsprechung des Verwaltungsgerichtshofes nicht einheitlich beantwortet wird.Eine Rechtsfrage von grundsätzlicher Bedeutung liegt nicht vor, weil sich die Zurückweisung nicht fristgerecht eingebrachter Vorlageanträge unmittelbar aus dem Wortlaut des Gesetzes ergibt.

Salzburg, am 30. Mai 2025