JudikaturVfGH

E43/2022 – Verfassungsgerichtshof (VfGH) Rechtssatz

Rechtssatz
28. Februar 2022

Nach Auffassung des VfGH war insbesondere auf Grund der - im Entscheidungszeitpunkt (24.11.2021) des Bundesverwaltungsgerichtes (BVwG) verfügbaren - Kurzinformation der Staatendokumentation vom 19.07.2021 von einer extremen Volatilität der Sicherheitslage in Afghanistan auszugehen, sodass jedenfalls eine Situation vorliegt, in der Rückkehrer nach Afghanistan einer realen Gefahr einer Verletzung ihrer verfassungsgesetzlich gewährleisteten Rechte gemäß Art2 und 3 EMRK ausgesetzt wären. Angesichts der aktuellen Berichtslage, wonach die Lage in Afghanistan (nach wie vor) volatil bleibe (Update der EASO Country Guidance Afghanistan vom November 2021), sieht sich der VfGH nicht veranlasst, von dieser Auffassung abzugehen (E v 16.12.2021, E4227/2021).

Überdies erschöpft sich die Auseinandersetzung des BVwG mit der Sicherheitslage in Afghanistan in der Bezugnahme auf Medienberichte zu einzelnen Sicherheitsaspekten; Hinweise auf willkürliche Kontrollen und Bestrafungen bis hin zu gezielten Hinrichtungen werden beispielsweise nicht thematisiert, obwohl sie sich in den im angefochtenen Erkenntnis wiedergegebenen Länderberichten finden.

Auch die Einschätzung des BVwG in Bezug auf die Versorgungslage in Afghanistan ist für den VfGH mit Blick auf die aktuelle Berichtslage nicht nachvollziehbar (Update von UNHCR zur "Afghanistan situation: Emergency preparedness and response in Iran" vom 11.10.2021).

(siehe auch E vom 01.03.2022, E4265/2021)

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