JudikaturOGH

2Ob193/15v – OGH Entscheidung

Entscheidung
19. November 2015

Kopf

Der Oberste Gerichtshof hat durch den Senatspräsidenten Hon.-Prof. Dr. Danzl als Vorsitzenden und die Hofräte Dr. Veith und Dr. Musger sowie die Hofrätinnen Dr. E. Solé und Dr. Weixelbraun Mohr als weitere Richter in der Verlassenschaftssache nach der am 4. Mai 2013 verstorbenen B***** G***** B*****, zuletzt wohnhaft in *****, im Verfahren über den Rekurs der Verlassenschaft nach J***** B*****, vertreten durch die erbantrittserklärte mj Erbin H***** J***** B*****, diese vertreten durch Donnerbauer Hübner Rechtsanwälte GmbH in Retz, gegen den Beschluss des Oberlandesgerichts Wien vom 24. August 2015, GZ 12 Nc 20/15f 3, mit welchem der von der Rekurswerberin im Verfahren AZ 23 R 70/15d des Landesgerichts Korneuburg erhobene Ablehnungsantrag gegen mehrere Richter des Landesgerichts Korneuburg zurückgewiesen wurde, in nichtöffentlicher Sitzung den

Beschluss

gefasst:

Spruch

Die Akten werden dem Oberlandesgericht Wien zurückgestellt.

Text

Begründung:

Beim Bezirksgericht Hollabrunn behängt zu AZ 1 A 248/13y das Verlassenschaftsverfahren nach der am 4. Mai 2013 gestorbenen B***** B*****. Erbantrittserklärungen wurden aufgrund des Gesetzes zu je einem Drittel abgegeben vom Witwer J***** B*****, der Tochter Mag. B***** P***** und der Verlassenschaft nach dem vorverstorbenen Sohn J***** B*****. Der Witwer ist inzwischen ebenfalls verstorben, das Verlassenschaftsverfahren behängt beim Bezirksgericht Hollabrunn zu AZ 1 A 379/14i.

Die Verlassenschaft nach dem vorverstorbenen J***** B***** und Mag. B***** P***** erhoben Rekurse gegen einen im Verlassenschaftsverfahren gefassten Beschluss über die Inventarisierung verschiedener Vermögenswerte. Über diese Rechtsmittel hat das Landesgericht Korneuburg zu entscheiden. Rechnungsführer dieses Gerichts ist der mit Mag. B***** P***** verheiratete ***** A***** P*****. Unter Hinweis darauf zeigten die Präsidentin und alle (damaligen) Richter des Landesgerichts Korneuburg ihre Befangenheit an. Das Oberlandesgericht Wien sprach mit Beschluss vom 10. Juni 2015, AZ 12 Nc 12/15d, aus, dass die Präsidentin des Landesgerichts Korneuburg befangen sei, nicht jedoch die übrigen Richter dieses Gerichts.

Nach Zustellung dieses Beschlusses lehnte die Verlassenschaft nach J***** B***** den Vizepräsidenten und die übrigen Richter des Landesgerichts Korneuburg (mit Ausnahme einer erst nach der Ablehnung ernannten Richterin) als befangen ab.

Das Oberlandesgericht Wien wies die Ablehnung hinsichtlich aller betroffenen Richter zurück. Diesen Beschluss stellte sie den Vertretern der Ablehnungswerberin und der Erbin Mag. B***** P***** zu. Den dagegen von der Ablehnungswerberin erhobenen Rekurs stellte das Oberlandesgericht Wien der Erbin Mag. B***** P***** zur Äußerung zu; diese erstattete eine Rekursbeantwortung.

Rechtliche Beurteilung

Das Oberlandesgericht Wien legt die Akten zur Entscheidung über den Rekurs vor. Diese Vorlage erfolgte verfrüht :

Das Verfahren über die Ablehnung eines Richters ist grundsätzlich zweiseitig. Dem Gegner des Ablehnungswerbers ist außer bei offenkundig unbegründeten Anträgen durch Einräumung einer Äußerungsmöglichkeit Gehör zu gewähren, und zwar sowohl in erster als auch gegebenenfalls in zweiter Instanz (4 Ob 143/10y, SZ 2011/1; RIS Justiz RS0126587). Für Mehrparteienverfahren folgt daraus, dass grundsätzlich allen anderen Parteien Gelegenheit zur Äußerung zum Ablehnungsantrag zu geben ist. Der über den Antrag ergehende Beschluss ist allen Parteien, ein im Fall der Abweisung erhobener Rekurs allen anderen Parteien zuzustellen.

Im vorliegenden Fall hat das Oberlandesgericht Wien seinen Beschluss zwar der Ablehnungswerberin und der Erbin Mag. B***** P***** zugestellt, nicht aber einem Vertreter der Verlassenschaft nach dem erbantrittserklärten Witwer J***** B*****. Gleiches gilt für den Rekurs der Ablehnungswerberin. Diese Zustellungen sind nachzuholen. Die Akten sind nach Ablauf der durch diese Zustellungen ausgelösten Fristen wieder vorzulegen.

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