Anl. 5 — Lehrpläne – Alevitischer Religionsunterricht an Volksschulen, Hauptschulen, NMS, AHS, BMS, BHS
Rückverweise
Im Religionsunterricht verwirklicht die Schule in besonderer Weise ihren Auftrag zur Mitwirkung an der religiösen Bildung (Art. 14 Abs. 5a des Bundes-Verfassungsgesetzes und § 2 des Schulorganisationsgesetzes) in Form eines eigenen Unterrichtsgegenstandes. Dieser versteht sich als Dienst an den Schülerinnen und Schülern und an der Schule.
Er nimmt das unterschiedliche Ausmaß religiöser Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler durch Differenzierung und Individualisierung ernst und will alle Schülerinnen und Schüler ansprechen, wie unterschiedlich ihre religiösen Einstellungen auch sein mögen.
Im Sinne ganzheitlicher Bildung hat der Religionsunterricht kognitive, affektive und handlungsorientierte Ziele, die entsprechend dem alevitischen Menschenbild davon ausgehen, dass der Mensch auf Transzendenz ausgerichtet ist. So erhalten die zu behandelnden Grundfragen nach Herkunft, Zukunft und Sinn eine religiöse Dimension.
Der Alevitische Religionsunterricht ist konfessionell geprägt und gewinnt seinen Standpunkt aus der Orientierung an der koranischen Offenbarung und der alevitischen Tradition.
Die islamische Weltkommune betreffende und interreligiöse Anliegen sollen nach Möglichkeit Berücksichtigung finden und so ein gelebtes Zeichen des Dialogs zwischen Konfessionen und Religionen sein.
Im Zentrum des Alevitischen Religionsunterrichts stehen die Schülerinnen und Schüler, ihr Leben und ihr Glaube.
Daher sind Inhalt des Alevitischen Religionsunterrichts sowohl das menschliche Leben als auch der alevitische Glaube, wie er sich im Laufe der Geschichte entfaltet hat und in den alevitischen Gemeinden gelebt wird. Lebens-, Glaubens- und Welterfahrungen der Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer werden dabei aus der Perspektive des alevitischen Glaubens reflektiert und gedeutet. Dieser Glaube hat seinen Mittelpunkt bei Gott, dem Propheten Mohammed und dem Heiligen Ali.
Zugleich werden Schülerinnen und Schüler ermutigt, ihre persönlichen Glaubensentscheidungen zu treffen und dementsprechend ihr Leben und ihren Glauben zu gestalten. Damit leistet der Alevitische Religionsunterricht einen wesentlichen Beitrag zur Sinnfindung, zu religiöser Sachkompetenz und zur Werteerziehung sowie zur Gestaltung des Schullebens und der Schulkultur.
Der Alevitische Religionsunterricht zielt darauf ab, dass die Schülerinnen und Schüler besser mit sich selbst und mit der eigenen Religion und Konfession vertraut werden. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Herkunft und der Zugehörigkeit zur alevitischen Gemeinschaft soll einen Beitrag zur Bildung von Identität leisten, die eine unvoreingenommene und angstfreie Öffnung gegenüber dem Anderen erleichtert. Das erfordert eine ausführliche Beschäftigung mit anderen Kulturen, Religionen, Weltanschauungen und Trends, die heute vielfach konkurrierend unsere pluralistische Welt prägen. Es geht sowohl um eine Befähigung zu Toleranz gegenüber Menschen mit unterschiedlichen Überzeugungen, als auch gegebenenfalls um die Kompetenz zu sachlich begründetem Einspruch.
Die Thematisierung der gesellschaftlichen Bedeutung von alevitischem Glauben soll zum Einsatz für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung ermutigen und befähigen. Damit verbunden ist die Einladung an die Schülerinnen und Schüler, sich bei alevitischen Ereignissen, Aktivitäten und in der österreichischen Gesellschaft zu engagieren.
Religiöse Bildung im Religionsunterricht ist ein kommunikatives und prozessorientiertes Geschehen und bringt die dem alevitischen Glaubensverständnis eigene Sicht von Gott, Mensch und Welt ein. Sie nimmt dabei Rücksicht auf biografische, geschlechtsspezifische und entwicklungspsychologische Gegebenheiten.
Sie leistet einen wesentlichen Beitrag zur Stärkung und Entwicklung der eigenen Identität durch die Erschließung des Lebens aus der alevitischen Perspektive.
Der Religionsunterricht ist Teil des Bildungs- und Erziehungsauftrages der Schulen. Die allgemeinen Unterrichtsprinzipien gelten auch für den Religionsunterricht. Als Pflichtgegenstand leistet er einen wesentlichen Beitrag zur Allgemein- und Persönlichkeitsbildung.
Der Religionsunterricht lädt ein, aus alevitischen Wurzeln zu leben, eine persönliche Spiritualität zu entwickeln und den Glauben in unterschiedlichen Ausdrucksformen zu feiern.
Der Unterricht in alevitischer Religion leistet auf dem Hintergrund der alevitischen Botschaft einen eigenständigen Beitrag zu den wesentlichen Aufgaben der Schule:
– zur Werteerziehung und zur Gestaltung kultureller Werte,
– zur Entwicklung und Vermittlung grundlegender Kenntnisse, Fähigkeiten, Einsichten und Einstellungen,
– zur Entwicklung der Persönlichkeit,
– zum sozialen Lernen,
– zur individuellen Förderung eines jeden Kindes,
– zur Konfliktbewältigung und zur Friedenserziehung und
– zu interreligiösem und interkulturellem Lernen sowie alevitische islamische Weltanschauung näher bringendes Lernen.
In der Regel sind die Lehrpläne und die individuellen Lernvoraussetzungen der Schülerinnen und Schüler und ihre spezifischen Bedürfnisse Ausgangspunkte der Unterrichtsplanung. Inklusiver Unterricht eröffnet neue Perspektiven schulischen Lernens und ermöglicht Unterrichtsqualitäten zu entwickeln, die im Sinne des gemeinsamen lebensbegleitenden Lernens von Bedeutung sind.
Die jeweiligen allgemeinen didaktischen Grundsätze des Lehrplans der jeweiligen Schulstufe gelten auch für den Religionsunterricht.
Wahrnehmen und Beschreiben
Sensibel werden für die Vielfalt religiöser Ausdrucksformen:
Religion äußert sich in Gebet, Feier, Riten, Sprache, Gesang, Malerei, religiöser Argumentation, sozialem Engagement und vielem mehr. Der Religionsunterricht sensibilisiert Schülerinnen und Schüler für die unterschiedlichen Ausdrucksformen alevitischen Glaubens und gibt ihnen angemessenen Raum.
Spirituelle Wege entdecken:
Menschen suchen nach Orientierung und tragfähigen spirituellen Lebensmodellen. Vom differenzierten Wahrnehmen der spirituellen Traditionen alevitischen Glaubens in der Liturgie, in den lebensbegleitenden Überlieferungen, Niederschriften, Artefakten und alevitischen Hadithen, unterschiedlichen alevitischen Lebensformen, in den vielfältigen Formen des Gebets führt der Religionsunterricht in das Geheimnis des alevitischen Glaubens ein.
Verstehen und Deuten
Fragen – erzählen – lernen:
Religion lebt auch vom Fragen, Erzählen und Lernen. Die Inhalte alevitischen Glaubens sind wesentlicher Teil des Religionsunterrichts und fördern auch das Fragen. Die große Bedeutung von Religion im Leben von Menschen gibt dem Kennenlernen der großen Erzählungen vom gelingenden und angefochtenen Leben im Religionsunterricht ihren besonderen Wert, gerade auch im Blick auf die Quellentexte des alevitischen Glaubens. Gelebte Religion bedarf des Wissens und der Reflexion dessen, was man glaubt.
Aus Biographien lernen:
Biographische Orientierung ermöglicht ein Lernen an Modellen. Gestalten aus den alevitischen Glaubensquellen, Heilige, aber auch Heldinnen und Helden des Alltags zeigen einen Blick auf die Vielfalt glaubwürdig gelebten Alevitseins.
Gestalten und Handeln
Mitwelt gestalten:
Verantwortungsvolle Weltgestaltung war immer ein wesentlicher Teil alevitischer Tradition. Der Religionsunterricht fördert die Ehrfurcht der Schülerinnen und Schüler vor dem Leben, ermutigt zu umfassendem Frieden, zum Einsatz für Gerechtigkeit in der globalisierten Welt und zeigt Handlungsoptionen zur Bewahrung der Schöpfung auf.
Religiöse Ausdrucksformen kultivieren:
Auch der religiöse Zugang zur Welt hängt wesentlich von der Sprachfähigkeit ab. Der Religionsunterricht erschließt Sinn durch Sinne und fördert Loben, Danken, Staunen, Klagen, Bitten und Feiern in ihren vielfältigen Formen. Dadurch fördert der Religionsunterricht die umfassende Ausdrucksfähigkeit der Schülerinnen und Schüler. Im Blick auf die Tiefendimension des Lebens können sie etwas vom Geheimnis Gottes und des Menschen erahnen und mit anderen darüber in Austausch treten.
Kommunizieren und (be)urteilen
Über Differenzen ins Gespräch kommen:
Schülerinnen und Schüler lernen mit der Vielfalt von Menschen unterschiedlicher Herkunft und Begabungen umzugehen. Alevitischer Religionsunterricht sieht diese Vielfalt als Chance und Reichtum. Er fördert Differenzkompetenz und Toleranz gegenüber Menschen anderen Glaubens und anderer Überzeugungen, was gegebenenfalls auch Auseinandersetzung und Widerspruch in der Sache einschließt.
Religiöse und ethische Vorstellungen bewerten:
Europa und seine religiös-weltanschauliche Vielfalt verlangen Orientierung. Der Religionsunterricht fördert die Urteilskompetenz bezüglich religiöser und ethischer Vorstellungen. Die religiösen Vorstellungen der Schülerinnen und Schüler werden im Sinne einer „alevitisch islamischen Schülertheologie“ beachtet und geachtet. Sie sind bevorzugter Ort für begründete Kommunikation, kritische Auseinandersetzung und produktive Weiterentwicklung religiösen Lernens.
Teilhaben und entscheiden
Religiöse Praxis kennenlernen:
Religiöse Übungen (§ 2a Religionsunterrichtsgesetz) erweitern den Religionsunterricht. Dieser lädt ein zum Leben in den Gebetshäusern (Cem-Evi) mit seinen vielfältigen Möglichkeiten der Beteiligung in der Gemeinde, in der Gottesanbetung, im Gebet, im Umfeld von karitativen Einrichtungen, in Kindergruppen. Die Erfahrung eigener Beteiligung – auch im Unterricht und ihre Reflexion ermöglichen Orientierung und Beheimatung.
Eigene Wege finden:
Religion und Bildung sollen die Person stärken. Der Religionsunterricht unterstützt Schülerinnen und Schüler auf der Suche nach einem gelingenden Leben und bietet Hilfe für ein gelingendes Mensch- und Alevitsein. Es geht ihm daher auch um eine Fragekultur, um Ermutigung bei der Entwicklung des Denkens sowie des Handelns als Alevitin und Alevit sowie um die Unterstützung beim Finden des persönlichen Lebensweges. Die biographische Reflexion, die Orientierung an Vorbildern und die Begegnung mit verschiedenen Formen der Verwirklichung des Alevitseins stehen im Vordergrund.
Der Lehrplan für den Alevitischen Religionsunterricht ist kompetenzorientiert und bilden den Rahmen für den Religionsunterricht. Er ist klar strukturiert, wodurch Systematisierung, Differenzierung und Individualisierung in Planung und Umsetzung des Unterrichts erleichtert werden.
Der Lehrplan ermöglicht den Religionslehrerinnen und Religionslehrern Entscheidungsfreiräume hinsichtlich der zeitlichen Verteilung, der Konkretisierung und Strukturierung der Lehrinhalte sowie vor allem ihre Erweiterung. Zudem ist es in begründeten Fällen möglich, Themenfelder auch zwischen den Klassen zu verschieben.
Durch fächerübergreifendes und projektorientiertes Arbeiten unter Wahrung der fachspezifischen Ziele und Inhalte wird ein ganzheitlicher Lernprozess angestrebt.
Bestimmte Feste und Festzeiten sowie Gedenktage der Heiligen prägen das schulische Geschehen. Dies wird auf allen Schulstufen mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung berücksichtigt und gilt ebenso für die Gebetserziehung.
Die Schulstufen gliedern sich jeweils in:
– vier Anforderungsbereiche von Religion,
– zehn Kompetenzen religiöser Bildung und
– Themen und exemplarische Inhalte.
Die Schülerinnen und Schüler sollen dabei auf den jeweiligen Kompetenzebenen folgendes lernen:
Das eigene Selbst- und Weltverständnis sowie den persönlichen Glauben wahrnehmen und im Gespräch zum Ausdruck bringen.
Die Schülerinnen und Schüler sollen ihr Selbst- und Weltverständnis sowie ihren persönlichen Glauben wahrnehmen. In der Auseinandersetzung mit den großen Fragen des Daseins sollen sie der Einmaligkeit und Selbstachtung des Menschen einen Ausdruck verleihen können.
Widerfahrnisse des Lebens wahrnehmen und im Licht alevitischer Hoffnung deuten.
Die Schülerinnen und Schüler sollen Glück und Unglück, Enttäuschungen und Hoffnungen in ihrem Leben wahrnehmen können.
Quellentexte, Gebete und Glaubensinhalte der eigenen Konfession/Religion kennen und im Blick auf das eigene Leben deuten.
Die Schülerinnen und Schüler sollen den geschichtlichen Ablauf des Alevitentums entdecken. Sie sollen mit den wichtigen Gebeten vertraut werden und sollen die Bedeutung der Cem-Zeremonie in Bezug auf ihren Glauben kennenlernen.
Die Bedeutung von Hakk-Mohammed-Ali und Leitmotive der eigenen Religion entdecken und verstehen.
Die Schülerinnen und Schüler sollen sich selbst als Teil des Universums wahrnehmen. Die Schülerinnen und Schüler sollen verstehen, welche Verantwortung sie auf dem Wege des Glaubens übernehmen werden müssen.
Ethische Probleme beschreiben und alevitisch begründete Handlungsentwürfe kennen.
Die Schülerinnen und Schüler sollen aktiv lernen Verantwortung zu übernehmen. Sie sollen ausgewählte Texte aus alevitischen Quellen zu gelebter Verantwortung kennenlernen.
Cem-Häuser erkunden sowie die wichtigsten alevitischen Feste beschreiben und mitgestalten.
Die Schülerinnen und Schüler sollen wichtige alevitische Räumlichkeiten entdecken und sollen wissen, wie eine Cem-Zeremonie aufgebaut ist. Die Schülerinnen und Schüler sollen die Bedeutung des Donnerstag Abends lernen, sollen mit dem alevitischen Kalender vertraut sein und an Festen und Zeremonien in angemessener Weise teilnehmen können.
Religiös begründete Werte kennen und ihre Bedeutung in Konfliktsituationen abschätzen.
Die Schülerinnen und Schüler sollen humane, religiöse und alevitisch begründete Werte erläutern können. Sie sollen an einzelnen Beispielen konstruieren können, wie die Achtung von Werten Menschen, Mitgeschöpfe und Umwelt miteinander leben lässt.
Religiöse Motive aus Geschichte und Gegenwart in Medien, Kunst und Kultur entdecken, deuten und gestalten.
Die Schülerinnen und Schüler sollen religiöse Darstellungen und Motive im Wandel der Zeit erkennen und deuten können. Sie sollen die Bedeutung der Symbole erkennen und diese mit religiösen Praktiken verbinden können.
Andere Überzeugungen beschreiben und eine wertschätzende Gesprächskultur entwickeln.
Die Schülerinnen und Schüler sollen unterschiedliche religiöse und weltanschauliche Überzeugungen und Lebensstile wahrnehmen und beschreiben. Sie sollen die Regeln für ein gutes Miteinander benennen können und in ihrem Umfeld anwenden können.
Umgang mit Vielfalt in Europa entdecken.
Die Schülerinnen und Schüler sollen die Elemente alevitischen, christlichen und jüdischen Lebens und Glaubens beschreiben können. Sie sollen konfessionelle und religiöse Vielfalt mit ihren unterschiedlichen Lebensweisen zur Sprache bringen können und sich darüber austauschen.
I. Jahrgang (1. und 2. Semester)
Die Schülerinnen und Schüler sollen
– ihr Selbst- und Weltverständnis sowie ihren persönlichen Glauben wahrnehmen. In der Auseinandersetzung mit den großen Fragen des Daseins sollen sie der Einmaligkeit und Selbstachtung des Menschen einen Ausdruck verleihen können (Kompetenz 1)
– Glück und Unglück, Enttäuschungen und Hoffnungen in ihrem Leben wahrnehmen können und deuten (Kompetenz 2)
– den geschichtlichen Ablauf des Alevitentums entdecken. Sie sollen mit den wichtigen Gebeten vertraut werden und sollen die Bedeutung der Cem-Zeremonie in Bezug auf ihren Glauben kennen lernen (Kompetenz 3)
– sich selbst als Teil des Universums wahrnehmen. Sie sollen verstehen, welche Verantwortung sie auf dem Wege des Glaubens übernehmen werden müssen (Kompetenz 4)
– aktiv lernen Verantwortung zu übernehmen. Sie sollen ausgewählte Texte aus alevitischen Quellen zu gelebter Verantwortung kennen lernen (Kompetenz 5)
– wichtige alevitische Räumlichkeiten entdecken und sollen wissen, wie eine Cem-Zeremonie aufgebaut ist. Die Schülerinnen und Schüler sollen die Bedeutung des Donnerstag Abends lernen, sollen mit dem alevitischen Kalender vertraut sein und an Festen und Zeremonien in angemessener Weise teilnehmen können (Kompetenz 6)
– humane, religiöse und alevitisch begründete Werte erläutern können. Sie sollen an einzelnen Beispielen konstruieren können, wie die Achtung von Werten Menschen, Mitgeschöpfe und Umwelt miteinander leben lässt (Kompetenz 7)
– religiöse Darstellungen und Motive im Wandel der Zeit erkennen und deuten können. Sie sollen die Bedeutung der Symbole erkennen und diese mit religiösen Praktiken verbinden können (Kompetenz 8)
– unterschiedliche religiöse und weltanschauliche Überzeugungen und Lebensstile wahrnehmen und beschreiben. Sie sollen die Regeln für ein gutes Miteinander benennen können und in ihrem Umfeld anwenden können (Kompetenz 9)
– die Elemente alevitischen, christlichen und jüdischen Lebens und Glaubens beschreiben können. Sie sollen konfessionelle und religiöse Vielfalt mit ihren unterschiedlichen Lebensweisen zur Sprache bringen können und sich darüber austauschen (Kompetenz 10)
– Alevitische Schöpfungsgeschichte und darin enthaltene Gotteseigenschaften; Vergleich alevitischer Schöpfungstheorie mit Darwins Evolutionstheorie: Sinn des Lebens nach der alevitischen Schöpfungstheorie
– Alevitisches Gottesbild und Wertesystem (Koran 2, 29 und Buyruk)
– Licht und Dunkel: Lichtmythologie; Bedeutung des Cerag sowie des Cerag-Gebets; Hakk-Mohammed-Ali als Träger des Heiligen Lichtes (Koran 24, 35)
– Tod, Frage nach Leben nach dem Tod; Wo beginnt der Himmel und wo endet die Hölle – Devriye-Theorie
– Dienst an der Gemeinschaft ist Dienst an Gott: Rolle von ehrenamtlichen Tätigkeiten im Alevitentum (Texte aus dem Makalat des Haci Bektas Veli); Rolle des Einvernehmens in der alevitischen Glaubenslehre (Buyruk)
– Gott im Angesicht des Menschen erblicken: Grundsätze des alevitischen Glaubens im Umgang mit allen Menschen; verantwortungsvolles Handeln: tue nichts, was du bereuen würdest (Nehc’ül-Belaga)
– Redliches Leben führen, um zu Gott zu gelangen: vollkommen zu werden (Insan-i Kamil). Umsetzung in heutiger Zeit erörtern; Scheidung: Was bedeutet es, das vor Gott abgegebene Gelübde zu brechen? Welche Konsequenzen entstehen dadurch? (Buyruk)
– Das Cem-Haus: Architektur, Bedeutung als religiöser und gemeinschaftlicher Ort der Begegnung und Einheit (alle sind „Can“); Ablauf einer Cem-Zeremonie (vom Betreten bis zum Verlassen des Cem-Hauses; Buyruk)
– Wie Menschen gut zusammen leben: Prophet Mohammed als Vorbild in Sachen interreligiöser Dialog; Glaubensvorbilder, ihr Leben, ihre Taten: Was kann ich für mich mitnehmen und auf mein Leben übertragen? Theorie mit gelebter Praxis vergleichen (Die Sieben Großen Dichter)
– Alevitische Zeichen und ihre Bedeutungen; wo und wie begegnen uns diese Zeichen heute im Zeitalter von Internet und Social Media?
– Religiöse Symbole in Gebeten und religiösen Gesängen: erkennen und analysieren
– Vergleiche mit nicht-monotheistischen Religionen
– Heilige Orte im alevitischen Glauben, ihre geographische Lage, ihre Bedeutung; Welche Rolle spielen Pilgerfahrten in den Weltreligionen? (Buyruk, Koran 22)
– Selbsterkenntnis führt zu Respekt und Akzeptanz gegenüber dem anderen
– Was wir gemeinsam haben, worin ich besonders bin: heilige Schriften und Vorbilder der alevitischen Glaubenslehre benennen und beschreiben (Makalat, Erkanname, Nehc’ül-Belaga)
II. Jahrgang
3. Semester – Kompetenzmodul 3
Die Schülerinnen und Schüler sollen
– ihr Selbst- und Weltverständnis sowie ihren persönlichen Glauben wahrnehmen. In der Auseinandersetzung mit den großen Fragen des Daseins sollen sie der Einmaligkeit und Selbstachtung des Menschen einen Ausdruck verleihen können. (Kompetenz 1)
– Persönliches Verhältnis zu Gott: Bedeutung im Alltag, Bedeutung in Glaubenspraxis (Hallaci Mansur – Enel Hakk);
– Gottesliebe versus Gottesfurcht: Respekt durch Liebe versus Angst. Ich liebe Gott, denn er liebt mich (Koran 49,14)
4. Semester – Kompetenzmodul 4
Die Schülerinnen und Schüler sollen
– humane, religiöse und alevitisch begründete Werte erläutern können. Sie sollen an einzelnen Beispielen konstruieren können, wie die Achtung von Werten Menschen, Mitgeschöpfe und Umwelt miteinander leben lässt (Kompetenz 7)
– unterschiedliche religiöse und weltanschauliche Überzeugungen und Lebensstile wahrnehmen und beschreiben. Sie sollen die Regeln für ein gutes Miteinander benennen können und in ihrem Umfeld anwenden können (Kompetenz 9)
– Ich bin weltweit mit anderen Menschen verbunden: Gemeinschaft: wie werde ich in die Gemeinschaft aufgenommen? Welche Aufgaben und Pflichten habe ich innerhalb der Gemeinschaft? Was führt zum Ausschluss aus der Gemeinschaft (Düskünlük)? Was passiert mit den Ausgeschlossenen, wann und wie dürfen sie in die Gemeinschaft zurück? (Buyruk)
– Verschiedenen religiösen und weltanschaulichen Vorstellungen begegnen: Kein Zwang in der Religion (Koran, 2, 256); alle haben das Recht auf ihren eigenen Glauben, kein Glaube ist besser als der andere
III. Jahrgang
5. Semester – Kompetenzmodul 5
Die Schülerinnen und Schüler sollen
– Glück und Unglück, Enttäuschungen und Hoffnungen in ihrem Leben wahrnehmen können (Kompetenz 2)
– Tod, Leben nach dem Tod (Devriye); Bestattung und Gebet; Erläuterung der Wendung „Zu Gott Gehen“ (Hakk’a yürümek); (Özüne geri dönmek – Zurück zum Ursprung, Koran 89, 27; „Ölümü unutmak, kalbi paslandirir. – Den Tod zu vergessen, bedeutet das Herz verrosten zu lassen.“ Hz. Ali)
– Bezug zum erworbenen Recht: Alevitischer Friedhof
6. Semester – Kompetenzmodul 6
Die Schülerinnen und Schüler sollen
– religiöse Darstellungen und Motive im Wandel der Zeit erkennen und deuten können. Sie sollen die Bedeutung der Symbole erkennen und diese mit religiösen Praktiken verbinden können (Kompetenz 8)
– die Elemente alevitischen, christlichen und jüdischen Lebens und Glaubens beschreiben können. Sie sollen konfessionelle und religiöse Vielfalt mit ihren unterschiedlichen Lebensweisen zur Sprache bringen können und sich darüber austauschen (Kompetenz 10)
– Das Geheimnis hinter den Zahlen: Mit Hilfe religiöser Texte versuchen, die Bedeutung der Drei, der Fünf, der Sieben, der Zwölf, der Vierzehn, der Vierzig und der Zweiundsiebzig für den Glauben zu analysieren (Buyruk)
– Grundsätze für friedliches Zusammenleben aufzeigen: Integration als Teil des interreligiösen Dialogs
– Was Zusammenleben oft schwierig macht: bedeutende geschichtliche Ereignisse des Alevitentums beschreiben, Bezug zu heute herstellen
IV Jahrgang
7. Semester – Kompetenzmodul 7
Die Schülerinnen und Schüler sollen
– den geschichtlichen Ablauf des Alevitentums entdecken. Sie sollen mit den wichtigen Gebeten vertraut werden und sollen die Bedeutung der Cem-Zeremonie in Bezug auf ihren Glauben kennen lernen (Kompetenz 3)
– Vier Pforten und vierzig Stufen: detaillierte Auseinandersetzung mit allen Pforten und Stufen; Wie durchschreite ich diese Stufen, wer hilft mir dabei? Wie steige ich zur nächsten Pforte auf?
– Intensive Auseinandersetzung mit Stufen, Anwendung auf alltägliche Situationen, Unterschiede zum Bektaschitentum (Buyruk, Makalat von Haci Bektas Veli)
8. Semester – Kompetenzmodul 8
Die Schülerinnen und Schüler sollen
– sich selbst als Teil des Universums wahrnehmen. Sie sollen verstehen, welche Verantwortung sie auf dem Wege des Glaubens übernehmen werden müssen (Kompetenz 4)
– aktiv lernen Verantwortung zu übernehmen. Sie sollen ausgewählte Texte aus alevitischen Quellen zu gelebter Verantwortung kennen lernen (Kompetenz 5)
– Hakk-Mohammed-Ali´s Weg und der Vergleich mit meinem Weg: Wo komme ich her, wo gehe ich hin? Wer begleitet mich auf meinem Weg? Rolle des Geistlichen Führers (Pir), des Lehrers (Mürsit), des Wegbegleiters (Rehber) (Buyruk)
– – Leben der Heiligen skizzieren: Vorbildfunktion erörtern
– Verantwortung für Mitmenschen und mich selbst: Verantwortung gegenüber älterer Generation, sie achten, für sie da sein
V Jahrgang – Kompetenzemodul 9
9. Semester
Die Schülerinnen und Schüler sollen
– humane, religiöse und alevitisch begründete Werte erläutern können. Sie sollen an einzelnen Beispielen konstruieren können, wie die Achtung von Werten Menschen, Mitgeschöpfe und Umwelt miteinander leben lässt (Kompetenz 7)
– Quellentexte, Gebete und Glaubensinhalte der eigenen Konfession/Religion kennen und im Blick auf das eigene Leben deuten
– Vier Pforten und vierzig Stufen: Intensive Auseinandersetzung mit der vierten Pforte, der Wahrheitspforte. Die besondere Bedeutung und die Erreichbarkeit dieser Pforte.
– Die Bedeutung der Aussage „Erkenne dich selbst!“ im Zusammenhang mit der Wahrheitspforte analysieren („İlim ilim bilmektir, İlim kendin bilmektir“ –Yunus Emre)
– Diskriminierung und Hetze im Internet: wie wehre ich mich dagegen?
10. Semester
Die Schülerinnen und Schüler sollen
– humane, religiöse und alevitisch begründete Werte erläutern können. Sie sollen an einzelnen Beispielen konstruieren können, wie die Achtung von Werten Menschen, Mitgeschöpfe und Umwelt miteinander leben lässt (Kompetenz 7)
– Radikalisierung im Islam: Woher kommt sie? Warum passiert so etwas? Und was kann ich dazu beitragen, um der Radikalisierung entgegen zu wirken?
– Gleichberechtigung von Religionen im Alltag sowie in der Glaubenspraxis
– Imam Mehdi: unsere Errettung aus der Finsternis
– Das Gadir Hum-Fest: das Ereignis aus dem Koran heraus verstehen, analysieren und begründen
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