Lehrplan für den katholischen Religionsunterricht an Polytechnischen Schulen
Vorwort
§ 1
Der in der Anlage wiedergegebene Lehrplan für den katholischen Religionsunterricht an Polytechnischen Schulen wurde von der Katholischen Kirche erlassen und wird hiermit gemäß § 2 Abs. 2 des Religionsunterrichtsgesetzes bekannt gemacht. Diese Bekanntmachung und die Anlage zu dieser Bekanntmachung treten jeweils mit Wirksamkeit vom 1. September 2017 an die Stelle der Bekanntmachung BGBl. II Nr. 235/1999.
§ 2
In der Anlage zur Verordnung des Bundesministers für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten über den Lehrplan der Polytechnischen Schule; Bekanntmachung der Lehrpläne für den Religionsunterricht an dieser Schule, BGBl. II Nr. 236/1997, zuletzt geändert durch die Verordnung BGBl. II Nr. 174/2015, lautet im VI. Abschnitt (Lehrpläne für den Religionsunterricht) lit. a (Katholischer Religionsunterricht) samt Überschrift:
„a) Katholischer Religionsunterricht
Siehe die Bekanntmachung BGBl. II Nr. 198/2017.“
Anlage
LEHRPLAN FÜR DEN KATHOLISCHEN RELIGIONSUNTERRICHT AN POLYTECHNISCHEN SCHULEN
Anl. 1
Bildungs- und Lehraufgabe:
Anl. 1
Der katholische Religionsunterricht leistet einen wesentlichen Beitrag zum Bildungsauftrag der Schule und versteht sich als Dienst an den Schülerinnen und Schülern.
Der Religionsunterricht soll den Schülerinnen und Schülern den christlichen Glauben erschließen, zu ihrer Persönlichkeitsbildung beitragen und sie unsere christlich geprägte Kultur verstehen lassen. Er soll die Schülerinnen und Schüler zur aktiven Teilnahme am Leben in Gesellschaft und Staat, das auf Gerechtigkeit, Friede und Bewahrung der Schöpfung abzielt, ermutigen und befähigen.
Unter Berücksichtigung des allgemeinen Bildungszieles der Polytechnischen Schule sieht der Religionsunterricht seine Aufgabe darin, die Schülerinnen und Schüler zu begleiten, sie aber auch bei der Vorbereitung auf das weitere Leben durch religiöse Bildung zu unterstützen, wobei der bevorstehende Eintritt in das Berufsleben einen besonderen Schwerpunkt einnimmt.
Didaktische Grundsätze:
Anl. 1
Der Religionsunterricht begleitet die jungen Menschen bei ihrem Fragen und Suchen nach dem Geheimnis von Leben und Welt. Er lädt sie zu einem Dialog zwischen Glaubensüberlieferung und Lebenserfahrung ein, der zu einer verantwortlichen Gestaltung des Lebens befähigen und ermutigen will.
Leben und Glauben werden dabei in ihrer spannungsvollen Einheit zur Sprache gebracht, um das Leben aus dem Glauben, den Glauben aus dem Leben heraus zu deuten. So sollen die Schülerinnen und die Schüler befähigt werden, ihre eigene religiöse Identität auszubilden und auf dieser Grundlage ihr Leben zu gestalten.
Der Religionsunterricht in der Polytechnischen Schule unterscheidet sich aber von jenem in der Neuen Mittelschule durch die besondere Aufgabe dieser Schulart, die Schülerinnen und die Schüler auf das Berufsleben vorzubereiten.
– Die Schülerinnen und die Schüler mit ihren sehr unterschiedlichen Welt-, Lebens- und Glaubenserfahrungen stehen im Mittelpunkt des Religionsunterrichtes.
– In der Phase der Neuorientierung begleitet der Religionsunterricht die jungen Menschen und bietet Hilfestellung zur Persönlichkeitsentfaltung an.
– Inhalt des Unterrichtes sind der christliche Glaube und das menschliche Leben sowie deren Mit-, In- und Gegeneinander.
– Der Religionsunterricht ermöglicht den Schülerinnen und den Schülern in einer Atmosphäre gegenseitiger Wertschätzung und des Vertrauens ihr Leben zur Sprache zu bringen. Dabei ist auf selbständiges und kritisches Denken Wert zu legen. Selbstkritische Reflexion des eigenen Verhaltens sowie verantwortungsbewusstes Handeln sind anzustreben und zu fördern.
– Die Erfahrungen der Schülerinnen und der Schüler werden aus der Perspektive der Botschaft des christlichen Glaubens reflektiert, der in Jesus Christus seine Mitte hat.
– In einer Auseinandersetzung mit der Medienwelt der Schülerinnen und der Schüler werden Chancen und Gefahren der Medien aufgezeigt. Dadurch wird ein verantwortungsbewusster Umgang mit diesen gefördert.
– Aktuelle Anlässe und deren Gestaltung im Schulleben, in Familie, Gesellschaft und Kirche, Begegnungen mit Persönlichkeiten, die Durchführung von Lehrausgängen, Exkursionen, religiösen Übungen und Orientierungstagen erweitern und konkretisieren das Erfahrungswissen und unterstützen die Persönlichkeitsbildung sowie das Christsein im Alltag.
– Der Religionsunterricht greift auch aktuelle gesellschaftliche Themen auf und bietet Information aber auch Hilfestellung aus christlich-ethischer Sicht an.
– Fächerübergreifende, fächerverbindende und projektorientierte Unterrichtsformen bieten eine besondere Chance, die Vernetzung von Glaube und Leben zu unterstreichen.
Ein derart ausgerichteter Religionsunterricht fördert die religiöse Wahrnehmungs-, Urteils- und Entscheidungsfähigkeit der Schülerinnen und Schülern und leistet damit einen wesentlichen und spezifischen Beitrag zum Erwerb von Selbstkompetenz, von religiöser und ethischer Sachkompetenz sowie von Sozialkompetenz.
Art des Lehrplanes:
Anl. 1
Der Rahmencharakter des Lehrplanes ermöglicht den Religionslehrerinnen und Religionslehrern den Lehrstoff und die Kompetenzen hinsichtlich ihrer Auswahl, ihres Schwerpunktes, ihrer zeitlichen Abfolge und nach der Situation der jeweiligen Klasse gemäß den didaktischen Grundsätzen einzuteilen. Dadurch können die Möglichkeiten für fächerübergreifenden Unterricht genützt und der Bezug zu Schwerpunktsetzungen des Schulstandortes hergestellt werden.
Kompetenzen:
Anl. 1
Die Schülerinnen und Schüler
– begreifen den Menschen als von Gott angenommen und entwickeln aus dem christlichen Menschenbild Haltungen im Umgang miteinander;
– beschreiben wesentliche Voraussetzungen für das Zusammenleben in einer Gemeinschaft aus christlicher Perspektive (z. B. Wertschätzung, Offenheit, Toleranz, Verlässlichkeit);
– nehmen die Beziehungen in den Gemeinschaften, in denen sie leben, wahr und setzen sich mit der gegenseitigen Verantwortung für deren Gelingen auseinander;
– deuten Arbeit und Beruf als Aufgabe und Beitrag zur Entfaltung menschlichen Lebens, als Dienst am Mitmenschen und als Chance zur Mitgestaltung der Gesellschaft. Sie entwickeln Impulse zur Bewahrung der Schöpfung.
– kennen Beispiele für solidarisches Handeln im Geiste Jesu und entwickeln daraus Perspektiven für den Umgang mit hilfesuchenden und benachteiligten Menschen;
– nehmen bei ihrem Streben nach einem geglückten und guten Leben die eigenen Bedürfnisse und Sehnsüchte wahr, werden für jene der Mitmenschen sensibel und prüfen die verschiedenen, oft gegensätzlichen Sinnangebote und Versprechungen von Glück;
– setzen sich mit unterschiedlichen Formen der Bewältigung von Leid und mit der Frage nach dem Tod auseinander und können die Heilszusage Gottes in Jesus Christus als Grund und Erfüllung menschlicher Hoffnung deuten;
– beschreiben an Beispielen und Lebensmodellen, wie christlicher Glaube im Alltag gelebt werden kann. Daraus entwickeln sie Perspektiven, ihr eigenes Leben verantwortungsbewusst zu gestalten und erkennen ihre Mitverantwortung für die Gegenwart und Zukunft von Gesellschaft und Welt.
Lehrstoff für den Kernbereich:
Anl. 1
Sich selbst verstehen und annehmen
– Wie sehe ich mich? Meine Wünsche, Träume, Ängste, Hoffnungen,
– Wie sehen mich meine Mitmenschen? Meine Rollen, meine Masken,
– Gott liebt mich, sowie ich bin (Jes 43,1; Röm 8,15-17)
Alles im Leben ist Beziehung
– Meine Beziehung zu Menschen, die mir besonders nahe stehen: Familie, Freunde,
– Voraussetzungen für partnerschaftliche Beziehungen: Zärtlichkeit, Liebe, Treue, Verantwortung,
– Der Bund der Ehe als Liebes- und Lebensgemeinschaft
– Meine Beziehung zu Gott. Gebet und Meditation, Gottesdienst
Sehnsucht nach Sinn und Glück
– Persönliche Glücksvorstellungen
– Auf der Suche nach Glück und erfülltem Leben (Joh 10,10)
– Kritische Auseinandersetzung mit Glücksversprechungen: z. B. Konsum, Geld, Werbung, Aberglauben, Drogen
– Misserfolg und Scheitern, Leid und Tod als Herausforderungen im Leben
– Umkehr—Versöhnung (Mk 1,15; Mk 2,5f)
– Unser Gott — ein Gott des Lebens und der Liebe (Joh 4,1-26)
Jesus Christus — Gott ist Mensch geworden
– Mein Jesusbild
– Jesus in seiner Zeit und Umwelt
– Die Botschaft Jesu in Wort und Tat:
Jesu menschliches Ringen um seinen Weg (Mt 4,1-11)
Seine Offenheit für alle Menschen
Sein Vertrauen auf Gott, seinen Vater
– Die Begegnung mit Jesus Christus fordert zur Entscheidung heraus
Als mündiger Christ/als mündige Christin in der Kirche leben
Ökumene – auf dem Weg zur versöhnten Vielfalt
Das Leben christlich gestalten – Leben aus dem Heiligen Geist
– Beispiele und Lebensmodelle aus dem Alltag
Das Wirken des Hl. Geistes in „geisterfüllten“ Menschen
– Ehrfurcht vor der Würde und dem Wert des Menschen: z. B. Schutz des Lebens, Sterbebegleitung, Gentechnologie
– Achtung der Rechte und Überzeugung des anderen
– Die christliche Sicht der Arbeit – Job – Beruf – Berufung
– Verantwortung übernehmen – solidarisch leben und handeln: im Bereich von Arbeit und Güterverteilung, in Wirtschaft und Politik, mit den Schwachen und Ausgegrenzten
– Religiöse Lebenskultur: z. B. Sonntag, Feste, Bräuche
– Freizeit: Zeit für mich – Zeit für die Gemeinschaft – Mitleben in Vereinen, kirchlichen Bewegungen und Gruppierungen
Die in Klammern angeführten Bibelstellen sind als Anregung zu verstehen.
Lehrstoff für den Erweiterungsbereich:
Anl. 1
Der Lehrstoff für den Erweiterungsbereich ist von Religionslehrerinnen und Religionslehrern von der entsprechend den konkreten Notwendigkeiten und Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler einer Klasse heraus zu entwickeln. Sie können so konkreter den örtlichen und zeitlichen Gegebenheiten, wie diese im Schulalltag und im religiösen Leben der Regionen vorzufinden sind, gerecht werden. Sie können und werden auch Themen des Kernstoffes erweitern und vertiefen.