Die für eine Erlassung von Prüfungsfächern gemäß § 29 EuRAG in Frage kommenden Kenntnisse im österreichischen Recht sind aufgrund der bisherigen Ausbildung nachzuweisen. Hiezu genügen frühere Diplomprüfungszeugnisse nicht, wenn deren allgemeine Fachbezeichnung nicht den in §§ 31 und 32 EuRAG angeführten Pflichtfächern mit konkreten Prüfungsbeispielen oder Fächern der mündlichen Prüfung entspricht. Es können weder die schriftlichen Prüfungsarbeiten in den zwingend vorgeschriebenen Fächern, noch Fächer, die nicht einmal theoretisch Gegenstand einer Diplomprüfung waren, erlassen werden.

Wenn ein Bewerber um Eintragung in die Liste der Rechtsanwälte keine bisherige Berufstätigkeit, die für die spätere Ausübung der Rechtsanwaltschaft in Österreich dienlich ist, nachweisen kann, ist zu entscheiden, ob er „in seiner bisherigen Ausbildung" - die mangels praktischer Verwendung nur den theoretischen Teil betreffen kann- schon die Fähigkeit, den Beruf als Rechtsanwalt auszuüben, bescheinigt hat. Diesbezüglich sind (nur) solche Diplome, Prüfungszeugnisse oder sonstigen Befähigungsnachweise als „Diplome" anzuerkennen, die in einem Mitgliedstaat von einer nach seinen Rechts- und Verwaltungsvorschriften bestimmten zuständigen Stelle ausgestellt werden, aus denen nicht nur hervorgeht, dass der Diplominhaber ein mindestens dreijähriges Studium, sondern auch die über das Studium hinaus erforderliche berufliche Ausbildung absolviert hat. Das nach einer spanischen Ergänzungsprüfung ausgestellte Diplom „Licenciado en Derecho" reicht nicht für die Zulassung zur Eignungsprüfung gemäß dem 3. Hauptstück des EuRAG.

Die Pflichtfächer des schriftlichen und ein Pflichtfach des mündlichen Teiles der Eignungsprüfung sind - auch abgesehen von dem insgesamt berufsbezogenen Charakter der Eignungsprüfung - von den Prüfungsfächern der rechtstheoretischen Diplomprüfung des Jusstudiums nicht abgedeckt.