134Ds3/17f – OLG Wien Entscheidung
Kopf
Das Oberlandesgericht Wien hat als Disziplinargericht für Richter und Staatsanwälte in der Disziplinarsache gegen den Staatsanwalt der Staatsanwaltschaft ***** Mag. G***** R***** wegen des Dienstvergehens nach § 57 Abs 1 und 2 RStDG nach der am 5.April 2017 unter dem Vorsitz der Senatspräsidentin des Oberlandesgerichtes Dr. Habl, im Beisein des Senatspräsidenten des Oberlandesgerichtes Dr. Strauss und der Senatspräsidentin des Oberlandesgerichtes Dr. Stöger-Hildbrand als beisitzende Richter, der RiAA Mag. Nagl als Schriftführerin, in Gegenwart des Ersten Oberstaatsanwaltes Dr. Harald Salzmann als Vertreter der Disziplinaranwältin sowie in Anwesenheit des Disziplinarbeschuldigten Mag. G***** R***** durchgeführten Disziplinarverhandlung zu Recht erkannt:
Spruch
Mag. G***** R***** ist schuldig, er hat als Staatsanwalt der Staatsanwaltschaft *****
A./ zwischen November 2013 und Juni 2016 dadurch gegen seine Pflichten als Staatsanwalt, sich mit voller Kraft und allem Eifer dem Dienst zu widmen, die Pflichten seines Amtes gewissenhaft zu erfüllen und die ihm übertragenen Amtsgeschäfte so rasch wie möglich zu erledigen (§ 57 Abs 1 RStDG), verstoßen, dass er in den Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft ***** zu 4 St *****, 4 St *****, 4 St *****, 4 St *****, 4 St *****, 4 St *****, 4 St *****, 4 St *****, 4 St *****, 6 St *****, 4 St *****, 4 St *****, 4 St *****, 4 St *****, 4 St *****, 4 St *****, und 4 St ***** unter Verletzung des Beschleunigungsgebotes nach § 9 StPO wochen- bzw. monatelang untätig blieb, es unterließ, einlangende Anträge, Anzeigen und Abschlussberichte zeitnah und zielgerichtet zu bearbeiten bzw. einer Enderledigung zuzuführen;
B./ von Oktober 2014 bis 8. Juni 2016 dadurch seine Verpflichtung, den dienstlichen Anordnungen seiner Vorgesetzten Folge zu leisten und dabei die ihm anvertrauten Interessen des Dienstes nach bestem Wissen und Können wahrzunehmen (§ 57 Abs 2 RStDG), verletzt, dass er die Erledigung des Ermittlungsverfahrens 4 St ***** erst nach Ablauf der ihm vom Leiter der Staatsanwaltschaft ***** persönlich gesetzten Frist vorgenommen, den Berichtsaufträgen der Oberstaatsanwaltschaft ***** in den Ermittlungsverfahren 4 St *****, 4 St ***** und 4 St***** (teils samt Urgenzen) nicht entsprochen hat, den Aufträgen des Leiters der Staatsanwaltschaft *****, den Bericht an die Oberstaatsanwaltschaft ***** bis zu einem bestimmten Zeitpunkt vorzulegen, verspätet bzw. gar nicht nachgekommen ist (4 St *****, 4 St *****), den Auftrag des Leiters der Staatsanwaltschaft ***** innerhalb einer gewissen Frist ein Rechtshilfeersuchen an die rumänischen Justizbehörden vorzubereiten im Ermittlungsverfahren 4 St ***** missachtet, in seinen für die Oberstaatsanwaltschaft ***** bestimmten Berichten vom 1. Oktober 2014, 2. Jänner 2015 und 2. April 2015 wahrheitswidrig ausgeführt hat, dass sich am jeweiligen Stichtag keine länger als sechs Wochen unerledigt anhängigen Akten in seinem Amtsraum befänden, obwohl er kurzfristig derartige Ermittlungsakten zur Durchführung lediglich unnötiger oder unbedeutender Verfügungen in die Kanzlei hatte bringen lassen sowie den Erlass der Oberstaatsanwaltschaft ***** vom 7. September 2015, AZ Jv *****, wonach er bis zum 5. eines jeden Monats über jene Fälle zu berichten habe, in welchen von ihm vorzunehmende Erledigungen länger als sechs Wochen unterblieben waren, bis zum 8. Juni 2016 unzureichend entsprochen hat, insbesonders, indem er das seit 28. Jänner 2015 einer Erledigung harrende Verfahren AZ 4 St ***** der Staatsanwaltschaft ***** in keinem einzigen der monatlich zu erstattenden Berichte erwähnte.
Mag. G***** R***** hat hiedurch mit Rücksicht auf die Art und Schwere der Verfehlungen, insbesonders die Wiederholung der Pflichtverletzungen sowie das Zusammentreffen unterschiedlicher Verfehlungen ein Dienstvergehen iSd § 101 Abs 1 RStDG begangen. Über ihn wird demnach gemäß § 104 Abs 1 lit b RStDG eine Geldstrafe in der Höhe von 2 (zwei) Monatsbezügen verhängt.
Gemäß § 137 Abs 2 RStDG hat der Disziplinarbeschuldigte die mit EUR 300,-- bestimmten Kosten des Verfahrens zu ersetzen.
Text
Entscheidungsgründe:
Der am 29. ***** 19** geborene Disziplinarbeschuldigte Mag. G***** R***** wurde nach Ablegung der Richteramtsprüfung mit sehr gutem Erfolg mit Wirksamkeit vom 1. April 1992 zum Richter des Kreisgerichts ***** und mit Wirksamkeit vom 1. September 1992 zum Staatsanwalt der Staatsanwaltschaft ***** in der Gehaltsgruppe I ernannt. Mit seit 20. März 2014 rechtskräftigem Beschluss des Oberlandesgerichts Wien als Disziplinargericht für Richter und Staatsanwälte vom 25. Februar 2014, AZ Ds 2/13, wurde über Mag. R***** wegen zwischen 2009 und Ende 2012 begangener Verletzungen seiner Pflichten als Staatsanwalt, sich mit voller Kraft und allem Eifer dem Dienst zu widmen, die Pflichten seines Amtes gewissenhaft zu erfüllen und die ihm übertragenen Amtsgeschäfte so rasch wie möglich zu erledigen (§ 57 Abs 1 RStDG) und wegen im November und Dezember 2012 begangener Verletzung seiner Verpflichtung, den dienstlichen Anordnungen seiner Vorgesetzten Folge zu leisten und dabei die ihm anvertrauten Interessen des Dienstes nach bestem Wissen und Können wahrzunehmen (§ 57 Abs 2 RStDG) gemäß § 110 Abs 2 RStDG iVm § 104 Abs 1 lit a RStDG die Disziplinarstrafe des Verweises verhängt.
Nachdem eine vertiefte Überprüfung der von Mag. R***** zu bearbeitenden, länger anhängigen Strafsachen am 27. November und am 2. Dezember 2015 sowie am 6. Juni 2016 (ON 2; AS 5ff in ON 6) durch die Oberstaatsanwaltschaft ***** sowohl neuerlich, teils gravierende Verletzungen des Beschleunigungsgebots gemäß § 9 StPO bei der Führung nachfolgend aufgelisteter Ermittlungsverfahren, als auch – wie noch nachstehend darzulegen sein wird – wiederholte Verstöße gegen die Berichtspflicht und gegen dienstliche Anordnungen der Vorgesetzten durch Mag. R***** zutage gebracht hatte, erstattete der Leiter der Oberstaatsanwaltschaft ***** am 14. Jänner 2016 Disziplinaranzeige (ON 2) und ergänzte diese am 21. Juli 2016 (ON 6).
In der Folge beantragte der Disziplinaranwalt der Oberstaatsanwaltschaft Wien am 4. Februar 2016 gegen Mag. G***** R***** die Disziplinaruntersuchung gemäß § 123 Abs 1 RStDG wegen § 57 Abs 1 und Abs 2 RStDG einzuleiten und begehrte am 23. August 2016 diese auf die in er ergänzten Disziplinaranzeige vom 21. Juli 2016 (ON 6) genannten Fakten auszudehnen.
Vom Disziplinargericht wurde mit Beschluss vom 31. März 2016 gemäß § 123 Abs 1 RStDG die Disziplinaruntersuchung gegen Mag. G***** R***** eingeleitet (ON 4) und diese mit Beschluss vom 13. Dezember 2016 auf die in der ergänzten Disziplinaranzeige vom 21. Juli 2016 genannten Pflichtverletzungen gemäß § 128 Abs 1 RStDG ausgedehnt (ON 9).
Der Disziplinarbeschuldigte gab keine schriftliche Stellungnahme ab, äußerte sich jedoch anlässlich seiner Vernehmung als Disziplinarbeschuldigter zu den Vorwürfen (ON 7).
Zu den Pflichtverletzungen im Einzelnen:
4 St *****:
Das Strafverfahren gegen M***** K***** und S***** K***** wegen § 146 ff StGB fiel bei der Staatsanwaltschaft ***** am 19. Oktober 2012 an. Am 5. Dezember 2012 langte der Ermittlungsbericht über die Vernehmung des Beschuldigten M***** K***** (ON 5) und am 7. Februar 2013 ein Anlassbericht der Polizei mit Anregung von Durchsuchungs- und Kontoeröffnungsanordnungen (ON 10) ein, woraufhin Mag. R***** am 25. April 2013 eine Verfahrensvereinigung und die gerichtliche Bewilligung der Anordnung der Auskunfterteilung hinsichtlich Bankkonten und Bankgeschäfte anordnete (ON 14). Nach Einlangen eines polizeilichen Zwischenberichts am 28. Februar 2014 mit Darstellung des von der Polizei geplanten weiteren Vorgehens (unter anderem Verweigerung der Akteneinsicht und Einvernahme des Beschuldigten S***** K***** – ON 21), erfolgte durch Mag. R***** lediglich am 30. Dezember 2014 eine Betreibung der Erstattung des Abschlussberichtes, woraufhin die Polizei am 23. Jänner 2015 mitteilte, dass seitens der Staatsanwaltschaft noch keine Entscheidung über die Akteneinsicht getroffen, daher S***** K***** noch nicht als Beschuldigter vernommen worden sei (ON 25). Nach Einlangen des Rechtshilfeersuchens der Staatsanwaltschaft Mönchengladbach am 5. Jänner 2015 um Einvernahme des M***** K***** als Beschuldigten sowie Durchsuchung seiner Wohn- und Geschäftsräume binnen sechs Monaten ab 2. Dezember 2014, übermittelte Mag. R***** am 15. April 2015 der PI ***** eine Durchsuchungsanordnung aufgrund des genannten Rechtshilfeersuchens, jedoch ohne gerichtliche Bewilligung (ON 1, AS 9). Nach Rückforderung der Durchsuchungsanordnung durch LStA Dr. W***** P*****, beantragte Mag. R***** am 1. Juni 2015 die gerichtliche Bewilligung der Durchsuchungsanordnung (ON 29), die am 2. Juni 2015 vom Gericht wegen Ablaufs der Sechs-Monatsfrist deutschen Rechts sowie wegen sonstiger Mängel zur Verbesserung zurückgestellt wurde. Wiederholte Anfragen deutscher Strafverfolgungsbehörden zwischen 11. November 2013 und 24. September 2015 (ON 16; 22; 27; 28; 30; 33; 35) um Bekanntgabe des Verfahrensstandes blieben unbeantwortet, vom Leitenden Oberstaatsanwalt in Köln wurde die Erledigung der Anfragen im EJN-Weg am 19. August 2015 und 5. Oktober 2015 betrieben (ON 34; 36). Am 18. November 2015 erteilte Mag. R***** der Polizei die ergänzende Ermittlungsanordnung um Einvernahme des S***** K***** als Beschuldigten und Anschluss einer Strafregisterauskunft (ON 37).
Laut Mitteilung des Leiters der Staatsanwaltschaft *****, Dr. P*****, vom 28. November 2016 wurde das Verfahren einem anderen Staatsanwalt zugewiesen, der dieses bereits erledigt habe. Inhaltlich seiner Mitteilung vom 23. Jänner 2017 wurde der Akt am 12. Dezember 2016 dem Oberlandesgericht ***** zur Entscheidung über einen Einspruch gegen die Anklageschrift vorgelegt.
4 St *****:
Nach Anfall des Verfahrens gegen N***** Z***** und weitere Beschuldigte wegen §§ 83, 84 StGB am 6. Februar 2014, Teilerledigung hinsichtlich eines Beschuldigten gemäß § 190 Z 1 StPO am 3. April 2014, Einholung einer Strafregisterauskunft am 25. Juni 2014 (OZ 4 im Tagebuch), Beischaffung von Akten am 29. September 2014 und 31. März 2015 (ON 1, AS 15, 16) wurde von Mag. R***** erst am 18. August 2015 das Verfahren teilweise gemäß § 190 Z 1 und Z 2 StPO eingestellt und Strafantrag erhoben (ON 60). Nach Rückstellung des Strafantrags durch den Einzelrichter, weil unter anderem vier Strafunmündige unter Anklage gestellt wurden, brachte Mag. R***** am 21. September 2015 im Austausch gemäß § 227 Abs 2 StPO einen verbesserten Strafantrag ein (ON 85), der jedoch nach wie vor einen Strafunmündigen als Angeklagten enthielt. Nach Aufzeigen dieses Fehlers durch das Landesgericht ***** brachte Mag. R***** am 30. September 2015 einen neuerlichen Strafantrag im Austausch gemäß § 227 Abs 2 StPO ein (ON 93).
4 St *****:
Nach Anfall des Verfahrens am 28. März 2014 infolge Ausscheidung, langte am 9. September 2014 ein Sachverständigengutachten betreffend den Beschuldigten J***** I***** über die Voraussetzungen des § 4 Abs 2 Z 1 JGG ein (ON 39), worin der psychiatrische Sachverständige Univ.-Prof. Dr. Manfred Walzl zum Schluss gelangt, dass bei diesem Beschuldigten die Voraussetzungen des § 4 Abs 2 Z 1 JGG vorliegen. Dennoch unterließ es Mag. R*****, das Ermittlungsverfahren gegen J***** I***** gemäß § 190 Z 1 StPO aus dem Grund des § 4 Abs 2 Z 1 JGG einzustellen. Am 19. August 2015 langte bei der Staatsanwaltschaft ***** eine an das BMJ gerichtete Beschwerde der Eltern dieses Beschuldigten ein, wonach Mag. R***** bereits im Juni 2015 telefonisch die Verfahrenseinstellung angekündigt habe (ON 56). Am 25. August 2015 beantragte der Vater des J***** I***** die Einstellung des Verfahrens gegen seinen Sohn gemäß § 108 StPO (ON 58), jedoch stellte Mag. R***** weder das Ermittlungsverfahren gegen diesen Beschuldigten ein, noch legte er den Einstellungsantrag binnen vier Wochen dem Gericht zur Entscheidung vor. Die Einstellung des Verfahrens erfolgte schließlich am 14. Dezember 2015 (ON 1, AS 22).
Weiters langte bei der Staatsanwaltschaft ***** am 26. August 2014 ein Anlassbericht mit dem Ersuchen um Anordnung der Festnahme des B***** F***** und Durchsuchung seiner Wohnung ein (ON 42, AS 17 ff), wobei Mag. R***** lediglich die Neueintragung am selben Tag zu AZ 4 St ***** veranlasste. Im Anlassbericht vom 4. November 2014 (ON 42, AS 1ff) wurde auf die Anregungen im zuvor genannten Anlassbericht Bezug genommen. Am 3. Dezember 2014 langt ein weiterer Anlassbericht der Polizei mit der Anregung auf Erlassung einer Durchsuchungsanordnung betreffend die Wohnung des Beschuldigten M***** K***** ein (ON 46). Erst am 11. September 2015 beantragte Mag. R***** beim Landesgericht ***** die Bewilligung der Festnahmeanordnung des B***** F***** sowie der Anordnung der Durchsuchung seiner Wohnung und die Verhängung der Untersuchungshaft über den Genannten (ON 1, AS 17; ON 59 und ON 60). Am 18. September 2015 retournierte das Landesgericht ***** den Ermittlungsakt zwecks Prüfung der Verhältnismäßigkeit im Hinblick auf den mittlerweile verstrichenen Zeitraum binnen vier Wochen, widrigenfalls die Anträge als zurückgezogen gelten würden (ON 1, AS 19). Darauf erfolgte keine Reaktion durch Mag. R*****.
Am 29. Februar und 10. März 2016 wurde das Verfahren durch Einstellung gemäß § 190 Z 1 und Z 2 StPO sowie Einbringung von Strafanträgen finalisiert.
4 St *****:
Am 26. August 2014 langte ein Anlassbericht der Polizei mit dem Ersuchen um Anordnung der Festnahme des B***** F***** samt Durchsuchung seiner Wohnung (ON 3), am 23. September 2014 langte der Abschlussbericht der Polizei ein (ON 5), in dem das Ersuchen im Anlassbericht wiederholt wird (ON 5, AS 13) ein. Mit einem am 23. März 2015 eingelangten Anlassbericht der Polizei (ON 10) wird sowohl auf die vorangegangenen Ersuchen verwiesen, als auch neuerlich die Anordnung der Durchsuchung der Wohnung des B***** F***** angeregt. Nachdem sowohl der Antrag des Mag. R***** beim Landesgericht ***** auf Bewilligung der Anordnung der Durchsuchung der Wohnung des B***** F***** vom 9. Oktober und vom 20. Oktober 2015 wegen Mangelhaftigkeit retourniert worden war, wurde schließlich am 23. Oktober 2015 die dritte Fassung der Durchsuchungsanordnung vom Landesgericht ***** bewilligt (ON 20). Zwischen 26. August 2014 und 9. Oktober 2015 erfolgte keine substantielle Ermittlungstätigkeit des Mag. R*****, keine Reaktion auf Anregungen der Polizei zur Erlassung einer Durchsuchungsanordnung und keine Ermittlungstätigkeit in Ansehung anderer Beschuldigter. Am 20. Juli 2016 erfolgte eine Teileinstellung gemäß § 190 Z 1 StPO und wurde Strafantrag gegen einen Beschuldigten erhoben. Nach Einlangen von Abschlussberichten am 5. September 2016 und am 7.November 2016 (ON 42; 47) wurde das Ermittlungsverfahren am 1. Dezember 2016 durch Einstellungen gemäß § 190 Z 1 und 2 StPO, Ausscheidung und durch Strafanträge finalisiert (ON 1, AS 9ff).
4 St ***** :
Der Anfall des Strafverfahrens gegen C***** M***** und weitere Beschuldigte wegen § 3g VerbotsG erfolgte nach Ausscheidung aus einem anderen Verfahren am 1. September 2014. Am 2. September 2014, am 31. März 2015 und am 12. Juni 2015 verfügte Mag. R***** die Beischaffung von Akten und die Einbeziehung eines weiteren Verfahrens (ON 1, AS 6). Nachdem zwischenzeitig am 30. Dezember 2014 der Beschuldigte C***** M***** eine schriftliche Anfrage an die Staatsanwaltschaft ***** gerichtet hatte, wann mit einer allfälligen Anklage zu rechnen sei (ON 6) und am 7. September 2015 um Bekanntgabe ersucht hatte, ob nunmehr ein Verfahren gegen ihn eingeleitet oder niedergelegt werde und dabei auf die bereits lange Verfahrensdauer verwies, ohne bisher Auskunft erhalten zu haben (ON 8), ersuchte Mag. R***** am 9. Oktober 2015 die Polizei um Übermittlung von zwei dem Polizeibericht nicht angeschlossen gewesenen Zeugenvernehmungsprotokollen (ON 9), die am 19. Oktober 2015 (ON 11) einlangten. Erst am 9. März 2016 wurde von ihm das Verfahren durch Strafantrag und Teileinstellung finalisiert (ON 1, AS 9).
4 St ***** :
Nach Anfall des Strafverfahrens gegen F***** F***** und weitere Beschuldigte wegen § 3g VerbotsG und weiterer strafbarer Handlungen am 6. November 2014 (ON 2), erteilte Mag. R***** am 29. Dezember 2014 einen Erhebungsauftrag an das Landesamt für Verfassungsschutz Steiermark (ON 3), wobei der Abschlussbericht am 18. Mai 2015 (ON 4) einlangte. Am 11. Juni 2015 betraute Mag. R***** das Abwehramt, Abwehrstelle *****, mit einem ergänzenden Erhebungsersuchen (ON 5), dessen Ergebnis Mag. R***** am 10. Juli 2015 mitgeteilt wurde (Tagebuch OZ 6). Trotz geringen Aktenumfanges (4 Ordnungsnummern) erfolgte erst am 25. November 2015 die Einstellung des Verfahrens gemäß § 190 Z 2 StPO samt Bericht an die OStA *****, wobei diese am 30. November 2015 die Staatsanwaltschaft ***** um ergänzende Berichterstattung infolge der Unvollständigkeit des Berichts ersuchte und am 4.Jänner 2016 die Nacherfassung und Enderledigung eines u.T. monierte.
4 St ***** :
Nach Anfall des Strafverfahrens gegen W***** K***** wegen § 3g VerbotsG, § 283 StGB durch Übermittlung des Abschlussberichts des LVT ***** am 17. März 2015 (ON 2), erteilte Mag. R***** am 28. April 2015 einen ergänzenden Erhebungsauftrag (ON 3), dessen Ergebnis am 19. Mai 2015 bei der Staatsanwaltschaft ***** einlangte (ON 4). Erst am 7. Dezember 2015 erfolgte trotz des geringen Aktenumfanges (4 Ordnungsnummern) die Einstellung des Verfahrens gemäß § 190 Z 2 StPO.
4 St ***** :
Das Strafverfahren gegen C***** S***** und weitere Beschuldigte wegen §§ 127 ff StGB fiel am 25. Juni 2013 an und wurde zunächst zu 14 UT ***** geführt. Nach Erlassung mehrerer Anordnungen auf Erteilung der Auskunft über Daten einer Nachrichtenübermittlung langte am 20. Jänner 2014 ein Anlassbericht der Polizei mit dem Hinweis auf einen bestehenden Tatverdacht gegen C***** S***** und dem Ersuchen um Anordnung einer molekulargenetischen Untersuchung ein, wobei von Mag. R***** diese molekulargenetische Untersuchung am 23. Jänner 2014 im UT-Verfahren angeordnet wurde (ON 17). Am 7. April 2014 langte bei der Staatsanwaltschaft ***** das negative Untersuchungsergebnis ein (ON 18; 18a). Am 29. August 2014 langte bei der Staatsanwaltschaft ***** ein polizeilicher Zwischenbericht betreffend die Beschuldigten C***** S*****, R***** N***** und UT ein und wurde darin ein Rechtshilfeersuchen nach Rumänien zwecks Zuordnung rumänischer Telefonnummern, Übermittlung eines Bildes aus einer Überwachungskamera an die rumänischen Behörden und Erteilung einer Auskunft über Daten einer Nachrichtenübermittlung angeregt (ON 20). Trotz der nicht aussichtslosen Ermittlungsansätze erfolgte durch Mag. R***** keine Reaktion, sondern verfügte er erst am 26. März 2015 die Übertragung des UT-Verfahrens ins St-Register, am 12. Juni 2015 die Einholung von Strafregisterauskünften und ordnete am 23. November 2015 die Ausschreibung der Beschuldigten zur Aufenthaltsermittlung im EU-Raum und die Abbrechung des Verfahrens gemäß § 197 StPO an (ON 1, AS 13). Entgegen dem Auftrag des LStA Dr. P***** vom 6.November 2015 auf Stellung eines Rechtshilfeersuchens bis 13.November 2015 und erst nach Einlangen des Erlasses des Leiters der Oberstaatsanwaltschaft ***** am 22. Jänner 2016 (Tagebuch OZ 7) stellte Mag. R***** am 31. Mai 2016 ein Rechtshilfeersuchen an die rumänischen Behörden (ON 27).
4 St ***** :
Das Strafverfahren gegen M***** W***** und C***** S***** wegen § 3g VerbotsG fiel am 26. August 2015 durch Einlangen des Abschlussberichts der Polizei an. Am 20. November 2015 erfolgte die Enderledigung des Verfahrens gemäß § 190 Z 2 StPO samt Berichterstattung an die Oberstaatsanwaltschaft *****. Die gemäß § 194 Abs 3 Z 2 StPO erforderliche Verständigung des Rechtsschutzbeauftragten wurde erst über Hinweis im Erlass der Oberstaatsanwaltschaft vom 24. November 2015 am 25. November 2015 vorgenommen. Mit Blick auf den geringen Aktenumfang von nur 37 Seiten erscheint der Zeitraum bis zur Finalisierung unverhältnismäßig lang.
6 St ***** :
Nachdem nach Einlangen einer Anzeige des K***** G***** gegen Mag. R***** F***** und weitere Beschuldigte wegen §§ 288, 297 StGB u. a.D. am 30.Mai 2014 das Ermittlungsverfahren am 24. Juni 2014 wegen Befangenheit der zuständigen Referentin an Mag. R***** übertragen worden war, ordnete dieser am 5. und 30. September 2014 polizeiliche Ermittlungen an (ON 8; 11), deren Ergebnis am 16. Dezember 2014 einlangte (ON 12). Am 4. März 2015 und am 31. März 2015 ordnete Mag. R***** weitere polizeiliche Ermittlungen an (ON 13; 15), wobei die Ergebnisse am 25. März 2015 (ON 14) und am 22. Oktober 2015 (ON 17) einlangten. Zuvor hatte die Oberstaatsanwaltschaft ***** mit Erlässen vom 8. Oktober 2014, 20. November 2014 und 13. Jänner 2015 die rasche und effiziente Verfahrensführung bzw. ehestmögliche Finalisierung des Ermittlungsverfahrens begehrt und auf das Beschleunigungsgebot nach § 9 StPO hingewiesen. Am 7. Dezember 2015 wurde das Strafverfahren durch Mag. R***** gemäß § 190 Z 2 StPO eingestellt.
4 St ***** :
Das Strafverfahren gegen G***** K***** wegen §§ 127, 129 StGB ist 1998 angefallen, es erging ein Haftbefehl und wurde das Verfahren gemäß § 412 StPO abgebrochen. Am 10. Dezember 2015 erfolgte eine Umwandlung der Ausschreibung zur Festnahme in eine Ausschreibung zur Aufenthaltsermittlung. Am 30. Dezember 2015 und am 11. Jänner 2016 langte ein Anlassbericht der LPD Niederösterreich ein (ON 39; 41), am 5. Jänner 2016 eine Mitteilung der Verwahrstelle des Landesgerichts ***** mit dem Ersuchen um Verfügung über erliegende Beweisgegenstände (ON 40). Am 18. Juli 2016 wurde von der Staatsanwaltschaft ***** das LPD Niederösterreich über den Widerruf des inländischen Haftbefehls vom 4. August 1998 und des europäischen Haftbefehls vom 10. Dezember 2008 in Kenntnis gesetzt. Am 17. November 2016 ging neuerlich ein Schreiben der Verwahrstelle mit dem Ersuchen um Verfügung über die erliegenden Beweisgegenstände ein, wobei Mag. R***** am 25. Jänner 2017 die Weiterverwahrung dieser Beweisgegenstände und die Ausschreibung zur Aufenthaltsermittlung des Beschuldigten anordnete.
4 St ***** :
Das Strafverfahren gegen Verantwortliche von „I***** M*****“ und „E***** I***** S*****“ wegen §§ 146, 148 StGB wurde am 22. August 2013 abgebrochen und nach Einlangen der beglaubigten Übersetzung am 3. November 2013 ein Rechtshilfeersuchen an die tschechischen Justizbehörden zwecks Einvernahme des D***** H***** als Beschuldigten (ON 10) gesendet (ON 1, AS 7). Dem Rechtshilfeersuchen konnte nicht entsprochen werden (Postfehlbericht). In der Folge wurden von Mag. R***** keine weiteren Verfügungen getroffen, auch nicht in Ansehung von durch andere Staatsanwaltschaften abgetretenen Verfahren (ON 22, 24 bis 27, 29, 30, 34 bis 38 und 43), eines Abschlussberichtes (ON 28) und einer Privatanzeige (ON 33; 41). Auch blieben Anfragen der Zentralen Staatsanwaltschaft zur Verfolgung von Wirtschaftsstrafsachen und Korruption, ob hinsichtlich der Anzeige eines anonymen Hinweisgebers das BKMS-Postfach noch offengehalten werden müsse, zwischen 13. Mai 2015 und 17. Mai 2016 (ON 42; 44 bis 47) unbeantwortet.
4 St ***** :
Das Strafverfahren gegen D***** D***** und weitere Beschuldigte wegen § 3g VerbotsG und weiterer strafbarer Handlungen ist am 19. März 2014 angefallen. Nach Einlangen eines polizeilichen Anlassberichtes am 8. September 2014 (Tagebuch OZ 5), beantragte Mag. R***** am 17. Oktober 2014 die Bewilligung einer Anordnung der Auskunftserteilung über Daten einer Nachrichtenübermittlung und Überwachung von Nachrichten beim Landesgericht ***** und in der Folge die Anordnung der Observation. Nach Einlangen von Anlassberichten der Polizei am 13. und 17. März 2015 beantragte Mag. R***** erst am 13. Juli 2015 die gerichtliche Bewilligung einer Festnahmeanordnung und einer Hausdurchsuchung. Am 15. Juli 2015 langte der Akt vom Landesgericht ***** wieder wegen Mangelhaftigkeit der Anordnungen bei der Staatsanwaltschaft ***** ein (ON 1, AS 17). Erst am 9. September 2015 wurde seitens Mag. R***** der Antrag auf Bewilligung der Festnahmeanordnung zurückgezogen und der Antrag auf gerichtliche Bewilligung neu angeschlossener Anordnungen der Durchsuchung gestellt (ON 1, AS 19). Am 6. April 2016 langte bei der Staatsanwaltschaft ***** eine Anregung der Polizei um Einvernahme eines in Deutschland aufhältigen Beschuldigten im Rechtshilfeweg ein (ON 88), wobei Mag. R***** zeitnah am 30. Mai 2016 ein Rechtshilfeersuchen an die Staatsanwaltschaft Erfurth richtete (ON 92).
4 St ***** :
Nachdem das Verfahren von der Staatsanwaltschaft Salzburg am 11. August 2014 der Staatsanwaltschaft ***** abgetreten worden war, wurde von Mag. R***** am 13. Jänner 2015 gleichzeitig mit einer Verfahrenseinstellung gemäß § 190 Z 2 StPO das Verfahren gegen B***** C***** und weitere Beschuldigte wegen §§ 127 ff StGB der Staatsanwaltschaft Salzburg rückabgetreten, wobei der Akt am 28. Jänner 2015 wieder bei der Staatsanwaltschaft ***** unter Hinweis auf deren Zuständigkeit und die „Trapezlösung“ von der Staatsanwaltschaft Salzburg rücklangte (ON 1, AS 10). Erst am 18. Juli 2016 beantragte Mag. R***** die Bewilligung der Festnahmeanordnung des B***** C***** und veranlasste die Ausscheidung anderer Beschuldigter (ON 1, AS 11). Zwischen 26. September und 23. Dezember 2016 befand sich der Akt beim Oberlandesgericht Wien. Am 19. Jänner 2017 wurde das Ermittlungsverfahren gegen B***** C***** eingestellt.
4 St ***** :
In der Strafsache gegen E***** B***** und weitere Beschuldigte wegen §§ 127, 128, 130 erster Fall StGB langte bei der Staatsanwaltschaft ***** am 6. Mai 2016 ein Anlassbericht der PI T***** mit dem Ersuchen um Erlassung einer Festnahmeanordnung in Ansehung von vier Beschuldigten ein (ON 69). Erst nach einem Kontrollbesuch durch einen Vertreter der Oberstaatsanwaltschaft ***** am 6. Juni 2016 erfolgte eine Entscheidung des Mag. R***** über die Anregung der Polizei (ON 1, AS 29) und eine – soweit möglich - Finalisierung des Ermittlungsverfahrens im Juli 2016 und – nach Rücklangen des Aktes vom Oberlandesgericht Wien – im Jänner 2017.
4 St ***** :
Im Strafverfahren gegen P***** P***** und DI H***** T***** wegen § 302 Abs 1 StGB langte am 11. November 2015 eine Sachverhaltsdarstellung bei der Staatsanwaltschaft ***** (ON 2) und sodann nach Erteilung eines Erhebungsauftrags an das LPK ***** am 12. November 2015 ein Abschlussbericht der Außenstelle N***** am 15. Februar 2016 ein (ON 4). Nach Einlangen eines Nachtrags zum Abschlussbericht am 24. Februar 2016 (ON 6) wurde das Verfahren durch Mag. R***** erst am 21. Juni 2016 durch Einstellung finalisiert.
4 St ***** :
Das Strafverfahren gegen E***** A***** und E***** A***** wegen § 288 StGB u.a.D. wurde am 25. März 2016 durch Herstellung einer Kopie des Aktes AZ 37 Hv ***** des Landesgerichts ***** eingeleitet. Erst am 16. Juni 2016 wurde durch Mag. R***** ein Erhebungsauftrag an die Polizei erteilt, jedoch nach Einlangen des Abschlussberichtes am 14. Juli 2016 (ON 6) noch an diesem Tag die Einstellung des Verfahrens gemäß § 190 Z 1 und Z 2 StPO angeordnet.
Im Verfahren 4 St ***** wurde von Mag. R***** die Enderledigung des – 37 Aktenseiten umfassenden, am 26.August 2015 angefallenen - Ermittlungsverfahrens gegen 2 Beschuldigte wegen § 3 VerbotsG erst nach Ablauf der ihm vom Leiter der Staatsanwaltschaft ***** persönlich gesetzten Frist (13. November 2015), nämlich am 20. November 2015 vorgenommen, in den Verfahren 4 St *****, 4 St ***** und 4 St ***** wurde von Mag. R***** den Berichtsaufträgen (samt Urgenzen) der Oberstaatsanwaltschaft ***** (zu 4 St *****: vom 19. Mai 2015, 8. September 2015, 5. Oktober 2015 und 23. Oktober 2015; zu 4 St *****: vom 19. August 2015, 23. September 2015, 12. Oktober 2015 und 3. November 2015; zu 4 St *****: vom 8. September 2015 und 23. Oktober 2015) nicht entsprochen, er kam im Verfahren 4 St ***** dem ihm am 6. November 2015 vom Leiter der Staatsanwaltschaft ***** persönlich erteilten Auftrag, den Bericht an die Oberstaatsanwaltschaft ***** bis 10. November 2015 vorzulegen, erst am 18. November 2015 und einem ebensolchen Auftrag des Leiters der Staatsanwaltschaft ***** im Verfahren 4 St ***** vom 6. November 2015, den ausständigen Bericht an die Oberstaatsanwaltschaft ***** bis 9. November 2015 vorzulegen, gar nicht nach und missachtete auch den persönlich erteilten Auftrag des Leiters der Staatsanwaltschaft ***** vom 6.November 2015 im Verfahren 4 St *****, bis 13. November 2015 ein Rechtshilfeersuchen an die rumänischen Justizbehörden vorzubereiten, gänzlich. Weiters führte er in seinen für die Oberstaatsanwaltschaft ***** bestimmten Berichten vom 1. Oktober 2014, 2. Jänner 2015 und 2. April 2015 wahrheitswidrig an, dass sich am jeweiligen Stichtag keine länger als sechs Wochen unerledigt anhängigen Akten (vgl obige Auflistung) in seinem Amtsraum befänden, obwohl er kurzfristig derartige Ermittlungsakten zur Durchführung lediglich unnötiger oder unbedeutender Verfügungen in die Kanzlei hatte verbringen lassen (zum Beispiel zwecks Beischaffung weiterer Strafregisterauskünfte). Schließlich wurde von Mag. R***** entgegen dem Erlass der Oberstaatsanwaltschaft ***** vom 7. September 2015, AZ Jv *****, mit dem er angewiesen worden war, bis zum 5. eines jeden Monats über jene Fälle zu berichten, in welchen von ihm vorzunehmende Erledigungen länger als sechs Wochen unterblieben waren, auch während des bereits anhängigen Disziplinarverfahrens bis zum 8. Juni 2016, das seit 28. Jänner 2015 unerledigte Verfahren AZ 4 St ***** der Staatsanwaltschaft ***** in keinem einzigen der monatlich zu erstattenden Berichte erwähnt.
Mag. R***** hat es ernstlich für möglich gehalten und sich damit abgefunden, durch seine Untätigkeit gegen seine in § 57 Abs 1 RStDG normierte Verpflichtung zur Erledigung seiner Amtsgeschäfte so rasch als möglich, durch die Nichtmeldung der über sechs Wochen unerledigt gebliebenen Akten, die Nichterledigung von Ermittlungsverfahren und Rechtshilfeersuchen innerhalb der vom Leiter der Staatsanwaltschaft ***** gesetzten Frist und durch die Nichterledigung von Berichtsaufträgen an die Oberstaatsanwaltschaft ***** (innerhalb der gesetzten Frist) gegen die Anordnung seiner Vorgesetzten und seine Berichtspflicht (§ 57 Abs 2 RStDG) zu verstoßen.
Das von Mag. R***** geführte Referat 4 der Staatsanwaltschaft ***** wurde mit Amtsverfügungen vom 22. September 2016 und 3. Oktober 2016 für den Neuanfall bis 22. November 2016 gesperrt und wurden die bereits anhängigen 46 (offenen oder abgebrochenen) Ermittlungsakten – ausgenommen 4 St ***** und 4 St ***** - auf die Referate 1, 3, 5-9 der Staatsanwaltschaft ***** aufgeteilt. In den Verfahren 4 St ***** und 4 St ***** wurde von Mag. R***** am 14. November 2016 ein Erledigungsentwurf vorgelegt (ON 10).
Rechtliche Beurteilung
Die Feststellungen zu den objektiven Pflichtverletzungen gründen sich auf die beigeschafften, bezughabenden Akten/Tagebücher, die Anzeigen des Leiters der Oberstaatsanwaltschaft ***** vom 14. Jänner 2016 und 21. Juli 2016 (ON 2; 6) sowie die Berichte des Leiters der Staatsanwaltschaft ***** vom 19. September, 4. November, 28. November und 1. Dezember 2016 (ON 10) im Verein mit der überwiegend geständigen Einlassung des Disziplinarbeschuldigten (ON 7).
Mag. R***** wurde mit Amtsverfügung des Leiters der Staatsanwaltschaft ***** vom 10. Dezember 2015 gemäß § 11 Abs 2 DV-StAG der „vollen Revision“ unterstellt.
Mag. R***** begründet die Verfahrensverzögerungen anlässlich seiner Vernehmung am 17.November 2016 (ON 7) im Einzelnen damit, im Verfahren 4 St ***** nicht durchgeblickt zu haben, dass im Verfahren 4 St ***** eine Vielzahl von Beschuldigten beteiligt gewesen seien, dass er zu 4 St ***** das Verfahren in Bausch und Bogen habe erledigen wollen und es schwierig gewesen sei, sich einen Gesamtüberblick zu verschaffen, dass er zu 4 St ***** der Meinung gewesen sei, dass ein Rechtshilfeersuchen nicht indiziert sei, es aber verabsäumt habe, dies dem Behördenleiter mitzuteilen, dass er sich zu 6 St ***** erst habe in die Materie einarbeiten müssen und der Anzeiger zahlreiche Eingaben übermittelt habe, dass er sich zu 4 St ***** nicht sicher gewesen sei, was zielführend wäre, dass ihm zu 4 St ***** die Stellung eines Rechtshilfeersuchens an die Staatsanwaltschaft Erfurth vor Einlangen des Abschlussberichtes nicht sinnvoll erschienen sei und, dass es zu 4 St ***** keine gravierenden Verzögerungen bis zum Einlangen des Abschlussberichtes am 24. Februar 2016 gegeben habe. Im Übrigen gestand Mag. R***** die ihm vorgeworfenen Verfehlungen zu, ohne diese schlüssig erklären zu können und hielt diese Verantwortung auch anlässlich der Disziplinarverhandlung aufrecht. Er führte bei dieser Gelegenheit ergänzend aus, dass alle „Altlasten“ erledigt und in seinem Referat zum 31. März 2017 nur 22 Verfahren offen seien.
Die Feststellungen zur subjektiven Tatseite sind aus dem objektiven Tatverhalten und der geständigen Verantwortung des Disziplinarbeschuldigten, der unter anderem eingeräumt hat, manchen Akten nicht die notwendige Aufmerksamkeit gewidmet zu haben und sich bewusst zu sein, dass die Beischaffung von Strafregisterauskünften nur eine „Scheinermittlungstätigkeit“ im Bezug auf berichtspflichtige Akten gewesen sei, schlüssig deduzierbar. Die Feststellung zur Entlastung des Mag. R***** durch Sperre seines Referats und Aufteilung der Ermittlungsverfahren folgt aus den Berichten des Leiters der Staatsanwaltschaft ***** (ON 10).
Gemäß § 57 Abs 1 zweiter Satz RStDG haben sich Richter und Staatsanwälte mit voller Kraft und allem Eifer dem Dienst zu widmen, sich fortzubilden, die Pflichten ihres Amtes gewissenhaft, unparteiisch und uneigennützig zu erfüllen und die ihnen übertragenen Amtsgeschäfte so rasch wie möglich zu erledigen.
Befinden sich Richter nicht in Ausübung ihres richterlichen Amtes oder sind Richter und Staatsanwälte nicht sonst in Besorgung der übertragenen Amtsgeschäfte weisungsfrei gestellt, haben sie den dienstlichen Anordnungen ihrer Vorgesetzten Folge zu leisten und dabei die ihnen anvertrauten Interessen des Dienstes nach bestem Wissen und Können wahrzunehmen (Abs 2 leg.cit.).
Mag. R***** hat bei Führung der bezughabenden Ermittlungsverfahrens seine Amtspflichten verletzt, indem er – wie oben dargelegt - notwendige oder aufgetragene Ermittlungsschritte nicht gesetzt und die Ermittlungsverfahren einer Enderledigung nicht zugeführt und durch diese monatelange Untätigkeit wiederholt vorsätzlich gegen das Beschleunigungsgebot des § 9 StPO verstoßen hat. Weiters hat Mag. R***** entgegen der ihm auferlegten Berichtspflicht in seinen Berichten vom 1. Oktober 2014, 2. Jänner 2015 und 2. April 2015 kein einziges länger als sechs Wochen von ihm unerledigt gebliebenes Verfahren gemeldet und bis 8. Juni 2016 das seit 28. Jänner 2015 nicht finalisierte Verfahren 4 St ***** in keinem der monatlich zu erstatteten Berichte erwähnt. Darüber hinaus ist er Aufträgen des Leiters der Staatsanwaltschaft ***** in den Verfahren 4 St *****, 4 St *****, 4 St ***** und ***** sowie Berichtsaufträgen der Oberstaatsanwaltschaft ***** in den Ermittlungsverfahren 4 St *****, 4 St ***** und 4 St ***** nicht oder verspätet nachgekommen.
Daher hat er gegen die ihm sowohl nach § 57 Abs 1 RStDG, als auch nach § 57 Abs 2 RStDG auferlegten Dienstpflichten vorsätzlich verstoßen.
Unter Bedachtnahme auf die Mehrzahl der Ermittlungsverfahren in denen Mag. R***** das Beschleunigungsgebot missachtet hat, die Dauer sowie die Art und Schwere der Verzögerungen sowie das Zusammentreffen von Pflichtwidrigkeiten verschiedener Art, stellen diese Pflichtverletzungen ein Dienstvergehen im Sinne des § 101 Abs 1 RStDG dar, wobei hiefür ein Schuldspruch alleine spezial- und generalpräventiven Gründen nicht gerecht wird.
Bei der Strafbemessung wertete das Disziplinargericht als mildernd das reumütige Geständnis, als erschwerend demgegenüber, dass die Pflichtverletzungen über einen langen Zeitraum erfolgten, die über die Verwirklichungen des Disziplinarvergehens hinausgehenden Tatwiederholungen, das Zusammentreffen von Pflichtverletzungen verschiedener Art, die teilweise Begehung während des bereits anhängigen Disziplinarverfahrens und die einschlägige disziplinäre Verurteilung sowie den raschen Rückfall nach Erteilung eines Verweises wegen Pflichtverletzungen gemäß § 57 Abs 1 und Abs 2 RStDG am 25. Februar 2014 zu AZ Ds 2/13 des Oberlandesgerichts Wien als Disziplinargericht für Richter und Staatsanwälte.
Bei gebührender Abwägung dieser Strafzumessungslage erscheint insbesonders mit Blick auf den raschen Rückfall in einschlägige Verfehlungen, die mildeste Form der Disziplinarstrafe, nämlich ein Verweis gemäß § 104 Abs 1 lit a RStDG nicht mehr spezialpräventiv angezeigt, sondern war eine dem Schuld- und Unrechtsgehalt der Pflichtverletzungen entsprechende Geldstrafe gemäß § 104 lit b RStDG in der Höhe von 2 (zwei) Monatsbezügen zu verhängen, um allen Strafzwecken gerecht zu werden.
Mit Rücksicht auf den Verfahrensaufwand und die Vermögensverhältnisse des Mag. R***** waren die Kosten mit EUR 300,-- zu bestimmen und deren Ersatz dem Disziplinarbeschuldigten aufzuerlegen (§ 137 Abs 2 RstDG).