JudikaturOLG Wien

Ds2/13 – OLG Wien Entscheidung

Entscheidung
25. Februar 2014

Kopf

Das Oberlandesgericht Wien hat als Disziplinargericht für Richter und Staatsanwälte durch die Senatspräsidentin Dr. Habl als Vorsitzende sowie den Senatspräsidenten Dr. Strauss und die Senatspräsidentin Dr. Stöger-Hildbrand als weitere Senatsmitglieder in nichtöffentlicher Sitzung in der Disziplinarsache gegen den Staatsanwalt der Staatsanwaltschaft ***** wegen Verletzung der allgemeinen Pflichten nach § 57 Abs 1 und 2 RStDG, den

Beschluss

gefasst:

Spruch

I./ ***** hat als Staatsanwalt der Staatsanwaltschaft *****

A) zwischen 2009 und Ende 2012 dadurch gegen seine Pflichten als Staatsanwalt, sich mit voller Kraft und allem Eifer dem Dienst zu widmen, die Pflichten seines Amtes gewissenhaft zu erfüllen und die ihm übertragenen Amtsgeschäfte so rasch wie möglich zu erledigen (§ 57 Abs 1 RStDG), verstoßen, dass er in den Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft ***** Zahl ***** St 239/09k, ***** St 88/10f, ***** St 104/10h, ***** St 123/10b, ***** St 162/10p, ***** St 349/10p, ***** St 44/11m, ***** St 103/11p, ***** St 149/12d und ***** St 122/12g unter Verletzung des Beschleunigungsgebotes nach § 9 StPO zum Teil monatelang untätig blieb, es unterließ, einlangende Anzeigen und Abschlussberichte zeitnah und zielgerichtet zu bearbeiten bzw einer Enderledigung zuzuführen;

B) im November, Dezember 2012 dadurch gegen seine Verpflichtung, den dienstlichen Anordnungen seiner Vorgesetzten Folge zu leisten und dabei die ihm anvertrauten Interessen des Dienstes nach bestem Wissen und Können wahrzunehmen (§ 57 Abs 2 RStDG) verletzt, dass er vom Berichtsauftrag der Oberstaatsanwaltschaft ***** betroffene Verfahren, nämlich Zahl ***** St 93/11t, ***** St 103/11p und ***** St 194/11w nicht meldete und dadurch wahrheitswidrige Berichte über den sein Referat betreffenden Anhängigkeitsstand in den Monaten November und Dezember 2012 erstattete.

***** hat hiedurch mit Rücksicht auf die Art und Schwere der Verfehlungen, insbesonders die Wiederholung der Pflichtverletzungen sowie das Zusammentreffen unterschiedlicher Verfehlungen ein Dienstvergehen iSd § 101 Abs 1 RStDG begangen.

Es wird über ihn hiefür gemäß § 110 Abs 2 RStDG iVm § 104 Abs 1 lit a RStDG die Disziplinarstrafe des

Verweises

verhängt.

II./ Das Disziplinarverfahren in Ansehung mutmaßlicher Bearbeitungsverzögerungen im Verfahren AZ ***** St 23/09w(g) der Staatsanwaltschaft ***** wird eingestellt (§ 130 Abs 1 RStDG).

Text

B e g r ü n d u n g :

Der am 29. August 1962 geborene Disziplinarbeschuldigte wurde nach Ablegung der Richteramtsprüfung mit sehr gutem Erfolg mit Wirksamkeit vom 1. April 1992 zum Richter des Kreisgerichts ***** und mit Wirksamkeit vom 1. September 1992 zum Staatsanwalt der Staatsanwaltschaft ***** in der Gehaltsgruppe I ernannt.

Aufgrund der Gesamteinschau 2012 bei der Staatsanwaltschaft ***** gelangte der Oberstaatsanwaltschaft ***** zur Kenntnis, dass ***** seit 2009 bei der Bearbeitung von Ermittlungsverfahren durch monatelange Untätigkeit gegen das Beschleunigungsgebot gemäß § 9 StPO verstoßen und entgegen der seitens der Oberstaatsanwaltschaft ***** am 31. August 2012 über die Staatsanwaltschaft ***** veranlassten Berichtspflicht des *****, bis zum 5. eines Monats über länger als sechs Wochen unterbliebene Erledigungen zu berichten, unerledigte Ermittlungsverfahren nicht gemeldet habe (ON 2).

In der Folge beantragte der Disziplinaranwalt der Oberstaatsanwaltschaft Wien am 3. Mai 2013 gegen ***** die Disziplinaruntersuchung gemäß § 123 Abs 1 RStDG wegen § 57 Abs 1 und Abs 2 RStDG einzuleiten.

Vom Disziplinargericht wurde mit Beschluss vom 21. Juni 2013 gemäß § 123 Abs 1 RStDG die Disziplinaruntersuchung gegen ***** eingeleitet (ON 6). Der Disziplinarbeschuldigte gab keine schriftliche Stellungnahme ab (ON 5), sondern äußerte sich dazu erst anlässlich seiner Vernehmung als Disziplinarbeschuldigter (ON 8 und ON 13).

Rechtliche Beurteilung

Zu den Pflichtverletzungen im Einzelnen:

***** St 239/09k:

In dem – aus Zl ***** St 63/09b am 25. August 2009 ausgeschiedenen – gegen M***** M***** und andere wegen § 3g VerbotsG geführten Ermittlungsverfahren langten am 3. April 2009 (ON 64), am 4. Mai 2009 (ON 65), am 24. Juni 2009 (ON 68), am 16. Juli 2009 (ON 69), am 24. August 2009 (ON 70), am 14. April 2010 (ON 82), am 19. Juni 2010 (ON 83), am 6. Juli 2010 (ON 84), am 18. August 2010 (ON 85), am 23. September 2010 (ON 86; 87), am 30. Mai 2012 (ON 92; 93) polizeiliche Abschlussberichte ein, die jedoch von ***** – abgesehen von der am 27. Oktober 2009 und am 1. Februar 2010 veranlassten Beischaffung von Strafregisterauskünften und Tagebüchern sowie Akten (vgl. Seite 3m des AB-Bogens zu AZ ***** Hv 60/13v des Landesgerichts *****) und einer Teileinstellung des Verfahrens gegen sechs Beschuldigte gemäß § 190 Z 2 StPO am 12. Februar 2012 – nur zögerlich bearbeitet wurden und erst am 24. April 2013 zur Finalisierung gebracht wurden (vgl. Seite 3o ff des AB-Bogens aaO).

***** St 88/10f:

Nach Erhebungsauftrag vom 29. März 2010 langte am 2. Juli 2010 der Abschlussbericht der Sicherheitsdirektion Steiermark zu GZ E1/3258/2010 bei der Staatsanwaltschaft ***** ein (ON 5 in AZ ***** Hv 33/12a des Landesgerichts *****). Erst am 29. Juni 2012 wurde von ***** Strafantrag eingebracht und erfolgte eine Teileinstellung gemäß § 190 Z 1 StPO (ON 6 aaO).

***** St 104/10h:

Im Ermittlungsverfahren gegen S***** W***** u.a. wegen § 3g VerbotsG langten bei der Staatsanwaltschaft ***** Berichte der SID Steiermark bzw. PI Mariazell am 11. März 2010, 12. März 2010, 12. April 2010, 31. Mai 2010, 23.März 2011 und ein Abschlussbericht am 5. Jänner 2012 ein (ON 2,3,6,10,15 in AZ ***** U 7/13v des Bezirksgerichts *****). Erst am 17.Dezember 2010 und am 7.Oktober 2011 wurde von ***** ein Erhebungsersuchen an die Polizei erstattet und am 13.September 2012 ein Vorhabensbericht samt Bericht über die beabsichtigte Enderledigung an die Oberstaatsanwaltschaft ***** übermittelt.

***** St 123/10b:

Am 7. April 2010 wurde von der WKStA der Staatsanwaltschaft ***** das Ermittlungsverfahren gegen ***** G***** G***** u.a. wegen § 302 StGB gemäß § 28a Abs 2 StPO übertragen. Von ***** wurden am 10. Mai 2010 mehrere Akten beigeschafft, am 21.Mai 2010 eine Stellungnahme abgefordert, der Ermittlungsakt dem HR-Richter zur Entscheidung über einen Verfahrenshilfeantrag am 16. Juni 2010 übermittelt, dem sich ein Rechtsmittelverfahren anschloss. Nach Abfertigung eines Ersuchens an den Vorsteher des Bezirksgerichts *****, *****. *****, am 10. September 2010 und Übermittlung eines Schreibens an einen Rechtsvertreter erst am 1. Oktober 2012, wurde von ***** schließlich am 30. Oktober 2012 das wegen § 302 StGB geführte Ermittlungsverfahren gegen sämtliche Beschuldigte gemäß § 190 Z 1 StPO eingestellt.

***** St 162/10p:

Nachdem am 3. November 2011 von der Staatsanwaltschaft ***** das Ermittlungsverfahren unter anderem gegen W***** und B***** T***** wegen § 122 GmbHG und anderen Delikten gemäß § 190 Z 1 und Z 2 StPO eingestellt worden war (AS 9 ff des AB-Bogens), beantragten F***** W***** und A***** S***** W***** mit dem bei der Staatsanwaltschaft ***** am 28. Februar 2012 eingelangten Schreiben die Fortführung des Verfahrens (ON 28), wobei der Akt von ***** mit Stellungnahme erst am 19. Oktober 2012(ON 29) dem Landesgericht ***** zur Entscheidung übermittelte wurde, wo er am 23.Oktober 2012 einlangte (AS 12 des AB-Bogens).

***** St 349/10p:

Im Ermittlungsverfahren gegen C***** V***** und andere wegen § 3g VerbotsG wurden von ***** am 22. Jänner 2010 Zeugeneinvernahmen veranlasst und am 26. Februar 2010 der Sicherheitsdirektion für die Steiermark ein Erhebungsauftrag erteilt (ON 17). Nachdem am 5. Mai 2010 der Abschlussbericht eingelangt war (ON 18), erfolgte von ***** erst am 30. Dezember 2010 (AS 8 des AB-Bogens) bzw. am 10. Februar 2013 (AS 11 des AB-Bogens) die Enderledigung, zumal zwischenzeitig weitere Nachtragsanzeigen hinzu gekommen waren.

***** St 44/11m:

Im Ermittlungsverfahren gegen K***** R***** wegen §§ 146, 147 Abs 2 StGB langte am 3. Februar 2011 und nach staatsanwaltschaftlicher Anordnung weiterer Erhebungen am 24. Februar 2011 der Abschlussbericht der PI Mautern (ON 5; 9 in AZ ***** Hv 78/12g des Landesgerichts ***** ) ein. Am 13. April 2012 wurde von ***** Kopien aus dem Verfahren AZ ***** Hv 104/10w des Landesgerichts ***** zum Akt genommen (ON 11 bis ON 13 aaO) und am 14. Juni 2012 Strafantrag erhoben (ON 14 aaO).

***** St 103/11p:

Im Ermittlungsverfahren gegen N***** R***** wegen §§ 83 Abs 1, 84 Abs 3 StGB langten am 2. Mai 2011 (ON 2 zu AZ ***** Hv 89/12h des Landesgerichts ***** ), 27. Mai 2011 (ON 3 aaO) und 20. September 2011 (ON 4 aaO) die Abschlussberichte der PI Murau zu GZ B5/2720/2011 und der PI Judenburg zu GZ B6/8522/2011 ein, der Strafantrag wurde von ***** jedoch erst – ohne dass es weiterer Ermittlungen bedurft hätte und nach Berichterstattung an die Oberstaatsanwaltschaft ***** am 4. Juli 2012 – am 19. Juli 2012 erhoben (ON 5 aaO).

***** St 149/12d:

Im Ermittlungsverfahren gegen A***** S***** wegen § 107 Abs 1 StGB und anderer Delikte langten am 12. Juli 2012 und am 17. Juli 2012 sowie am 20. September 2012 Abschlussberichte bzw. ein Zwischenbericht der PI Trofaiach zu GZ B5/4424/2012 und GZ B6/1005985/2012 (ON 2; 3 und 6 in AZ ***** Hv 51/13y des Landesgerichts *****) ein und wurde der Akt von ***** – ohne weitere Erhebungsersuchen – am 25. April 2013 einer Enderledigung durch Strafantrag wegen §§ 107 Abs 1; 83 Abs 2 StGB und Teileinstellung gemäß § 190 Z 1 StPO (§ 3g VerbotsG; § 125 StGB) zugeführt (AS 1 ff des AB-Bogens aaO).

***** St 122/12a:

Nachdem das Ermittlungsverfahren gegen GI G***** A***** und andere wegen § 297 Abs 1 zweiter Fall StGB und anderer Delikte am 25. Juni 2012 „dem Vertreter des Sb 3“, sohin *****, infolge Befangenheit des zuständigen Staatsanwaltes – unter Hinweis auf ein mögliches Vorgehen nach § 28 StPO – zugeteilt worden war, wurde von ***** am 22. Oktober 2012 das Bundesamt für Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung mit der Vernehmung der Beschuldigten und Erstattung eines Abschlussberichtes (ohne nähere Begründung) beauftragt. Am 12. Februar 2013 langte der Abschlussbericht ein (ON 5), das Verfahren wurde am 21. Mai 2013 gemäß § 190 Z 2 StPO eingestellt und die Oberstaatsanwaltschaft ***** davon in Kenntnis gesetzt.

Aufgrund der in den Ermittlungsverfahren ***** St 103/11p, (gemeint:)***** St 239/09k und ***** St 88/10f vorgekommenen Bearbeitungsverzögerungen wurde ***** vom Leiter der Oberstaatsanwaltschaft ***** angewiesen, bis zum 5. eines jeden Monats über jene Fälle zu berichten, in welchen von ihm vorzunehmende Erledigungen länger als sechs Wochen unterblieben waren oder Fehlbericht zu erstatten (Erlass der Oberstaatsanwaltschaft ***** vom 31. August 2012, Jv 2278/12m-17a). Diesem Berichtsauftrag ist ***** in den Monaten November und Dezember 2012 zu den Verfahren ***** St 93/11t, ***** St 103/11p und ***** St 194/11w nicht nachgekommen.

***** hat es ernstlich für möglich gehalten und sich damit abgefunden, durch seine Untätigkeit gegen seine Verpflichtung zur Erledigung seiner Amtsgeschäfte so rasch als möglich und durch die Nichtmeldung der über sechs Wochen unerledigt gebliebenen Akten gegen die Anordnung seines Vorgesetzten und seine Berichtspflicht verstoßen zu haben.

Nach Aufarbeitung der betroffenen Akten arbeitet ***** wieder tadellos und rückstandsfrei.

Die Feststellungen zu den objektiven Pflichtverletzungen gründen sich auf die beigeschafften, bezughabenden Akten/Tagebücher, die Anzeige des Leiters der Oberstaatsanwaltschaft ***** vom 19. Februar 2013 (ON 2) und dessen Ergänzung vom 15. April 2013 im Verein mit der geständigen Einlassung des Disziplinarbeschuldigten. ***** hat sich damit verantwortet, dass sich die Bearbeitungsverzögerung nur auf einzelne Akten bezogen habe, nämlich auf jene, die mit erheblicherem Erledigungsaufwand verbunden gewesen seien, was wiederum Nachtragsanzeigen zur Folge gehabt und sich die Erledigung weiter verzögert hätte, bzw. er die Erledigung „in Bausch und Bogen“ habe durchführen wollen. Weiters begründet ***** sein Fehlverhalten damit, dass er ab 15. November 2012 aufgrund der schweren Erkrankung seiner Mutter psychisch sehr belastet gewesen sei.

Die Feststellungen zur subjektiven Tatseite sind aus dem objektiven Tatverhalten schlüssig ableitbar. Dass ***** der Berichtspflicht nicht nachgekommen ist, weil er übersehen hat, dass die Akten mehr als sechs Wochen von ihm unbearbeitet geblieben waren, steht der bedingt vorsätzlichen Tatbegehung nicht entgegen, zumal es an ***** gelegen gewesen wäre, sich einen verlässlichen Überblick über die berichtspflichtigen Ermittlungsakten zu verschaffen, um der Dienstanweisung Folge leisten zu können.

Dass ***** nach Aufarbeitung der betroffenen Akten wieder rückstandsfrei arbeitet und aktuell kein Anlass zur Beanstandung vorliegt, folgt aus dem Bericht des Leiters der Staatsanwaltschaft ***** vom 2.Jänner 2014.

***** hat bei Führung der bezughabenden Ermittlungsverfahren seine Amtspflichten verletzt, indem er trotz vorliegender Abschlussberichte und in Ermangelung der Notwendigkeit weiterer Ermittlungsschritte die Enderledigung der Ermittlungsverfahren aufgeschoben – was auch dazu führte, dass weitere Nachtragsanzeigen einlangten – und durch diese monatelange Untätigkeit wiederholt vorsätzlich gegen das Beschleunigungsgebot des § 9 StPO verstoßen hat. Weiters hat ***** entgegen der ihm auferlegten Berichtspflicht in den Monaten November und Dezember 2012 die länger als sechs Wochen von ihm unerledigt gebliebenen Verfahren ***** St 93/11t, ***** St 103/11p und ***** St 194/11w nicht gemeldet. Daher hat er gegen die ihm sowohl nach § 57 Abs 1 RStDG, als auch nach § 57 Abs 2 RStDG auferlegten Dienstpflichten vorsätzlich verstoßen.

Im Hinblick auf die Mehrzahl der von der Verletzung des Beschleunigungsgebots betroffenen Ermittlungsverfahren, die Dauer sowie Art und Schwere der Verzögerungen und die Kumulierung der Pflichtwidrigkeiten unterschiedlicher Art, stellen diese Pflichtverletzungen ein Dienstvergehen im Sinne des § 101 Abs 1 RStDG dar, das einer dienstrechtlichen Ahndung bedarf, wobei hiefür ein Schuldspruch alleine spezial- und generalpräventiven Gründen nicht gerecht wird.

Bei der Strafbemessung wertete das Disziplinargericht als mildernd das umfassende und reumütige Geständnis und den bisher ordentlichen Lebenswandel, als erschwerend demgegenüber den langen Deliktszeitraum sowie die über die Verwirklichung des Disziplinarvergehens hinausgehenden Tatwiederholungen und die Kumulierung von Pflichtverletzungen verschiedener Art.

Bei gebührender Abwägung dieser Strafzumessungsgründe sowie unter Bedachtnahme darauf, dass ***** nach Überwindung seiner (auch familiären) Krise und Aufarbeitung der Rückstände wieder tadellose Leistung erbringt, erscheint die mildeste Form der Disziplinarstrafe, nämlich ein Verweis gemäß § 104 Abs 1 lit a RStDG als dem Schuld- und Unrechtsgehalt der Pflichtverletzungen angemessen und geeignet, allen Strafzwecken gerecht zu werden.

Es war sohin gemäß § 110 Abs 2 RStDG mit Beschluss die Disziplinarstrafe des Verweises zu verhängen.

Ein Kostenausspruch hatte in Ermangelung einer mündlichen Disziplinarverhandlung im Sinne des § 137 Abs 2 RStDG zu entfallen (vgl. OLG Graz Ds 29/12).

Zur Teileinstellung:

***** wird weiters angelastet, er habe im Verfahren AZ ***** St 23/09w der Staatsanwaltschaft ***** im Zeitraum 25. August 2009 bis zur Berichterstattung am 29. Juni 2012 – abgesehen von der Beischaffung von Strafregisterauskünften, der Überwachung des Fortganges des Verfahrens AZ ***** Hv 28/09g des Landesgerichts ***** und dem Anschließen weiterer Anzeigen – die gebotene zielstrebige Bearbeitung unterlassen.

Diese behauptete Pflichtverletzung liegt nicht vor. Denn im Ermittlungsverfahren AZ ***** St 23/09w der Staatsanwaltschaft ***** gegen K***** F***** und andere wegen § 107 StGB und weiterer Delikte langte am 28. Jänner 2009 der Abschlussbericht der PI Kapfenberg zu GZ B6/1710/2009 ein (ON 3 zu AZ ***** Hv 30/09a des Landesgerichts *****) und wurde am 4. Februar 2009 von Staatsanwalt Mag. M***** Strafantrag erhoben (ON 4 aaO). Weder aus dem Tagebuch, noch dem Gerichtsakt sind von Staatsanwalt ***** zu verantwortende (disziplinarrechtlich relevante) Verfahrensverzögerungen festzustellen. Auch wird vom Leiter der Oberstaatsanwaltschaft ***** vom 2. Jänner 2014 bestätigt, dass ***** das Ermittlungsverfahren verzögerungsfrei bearbeitet habe.

Es war daher in Übereinstimmung mit dem Antrag des Disziplinaranwalts vom 14. Oktober 2013 das Disziplinarverfahren gegen ***** wegen § 57 Abs 1 RStDG im Bezug auf behauptete Bearbeitungsmängel im Verfahren AZ ***** St 23/09w der Staatsanwaltschaft ***** einzustellen und insgesamt spruchgemäß zu entscheiden.

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