JudikaturOLG Linz

113Ds10/17d – OLG Linz Entscheidung

Entscheidung
25. September 2017

Kopf

Das Oberlandesgericht Linz als Disziplinargericht für Richter und Staatsanwälte hat durch den Senatspräsidenten Dr. Bergmayr als Vorsitzenden sowie den Senatspräsidenten Dr. Greslehner und die Senatspräsidentin Dr. Henhofer in der Disziplinarsache gegen ***** , Richterin des Bezirksgerichtes *****, wegen des Dienstvergehens nach § 101 Abs 1 RStDG nach der am 25. September 2017 in Anwesenheit des Disziplinaranwalts LOStA Dr. Hintersteininger und der Disziplinarbeschuldigten ***** durchgeführten öffentlichen Verhandlung zu Recht erkannt:

Spruch

***** ist schuldig; sie hat entgegen der Pflicht nach § 57 Abs 1 RStDG, sich mit voller Kraft und allem Einsatz dem Dienst zu widmen und die übertragenen Amtsgeschäfte so rasch wie möglich zu erledigen sowie die in der Republik Österreich geltende Rechtsordnung unverbrüchlich zu beachten

A) gegen die vierwöchige Ausfertigungsfrist des § 415 ZPO und die 8-tägige Ausfertigungsfrist bei Sachbeschlüssen gemäß § 110 Abs 1 GeO verstoßen, und zwar in den Verfahren

1. ***** C ***** : Schluss der Verhandlung am 8. April 2016, Urteilsausfertigung am 8. Juni 2016 (61 Tage, 2 Monate)

2. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 3. Juni 2016, Urteilsausfertigung am 31. August 2016 (89 Tage, rund 3 Monate)

3. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 11. Oktober 2016, Urteilsausfertigung am 27. Dezember 2017 (77 Tage, rund 2 ½ Monate)

4. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 29. April 2016, Urteilsausfertigung am 7. Juli 2016 (69 Tage, über 2 Monate)

5. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 10. Mai 2016, Urteilsausfertigung am 5. August 2016 (87 Tage, rund 3 Monate)

6. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 29. Juni 2016, Urteilsausfertigung am 31. August 2016 (63 Tage, über 2 Monate)

7. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 18. März 2016, Urteilsausfertigung am 18. Mai 2016 (61 Tage, 2 Monate)

8. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 4. Mai 2016, Urteilsausfertigung am 8. August 2016 (96 Tage, über 3 Monate)

9. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 10. Juni 2016, Urteilsausfertigung am 17. Oktober 2016 (129 Tage, über 4 Monate)

10. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 20. Mai 2016, Urteilsausfertigung am 5. August 2016 (77 Tage, rund 2 ½ Monate)

11. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 26. Jänner 2016, Urteilsausfertigung am 30. März 2016 (64 Tage, über 2 Monate)

12. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 1. Juni 2016, Urteilsausfertigung am 16. August 2016 (76 Tage, rund 2 ½ Monate)

13. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 22. April 2016, Urteilsausfertigung am 2. August 2016 (102 Tage, rund 3 ½ Monate)

14. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 24. Juni 2016, Urteilsausfertigung am 31. August 2016 (68 Tage, über 2 Monate)

15. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 12. Jänner 2016, Urteilsausfertigung am 19. April 2016 (98 Tage, über 3 Monate)

16. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 26. Februar 2016, Urteilsausfertigung am 9. Mai 2016 (73 Tage, rund 2 ½ Monate)

17. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 13. Mai 2016, Urteilsausfertigung am 2. August 2016 (81 Tage, rund 2 ½ Monate)

18. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 18. März 2016, Urteilsausfertigung am 25. Mai 2016 (68 Tage, über 2 Monate)

19. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 2. März 2016, Urteilsausfertigung am 12. Mai 2016 (71 Tage, über 2 Monate)

20. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 8. April 2016, Urteilsausfertigung am 3. August 2016 (117 Tage, rund 4 Monate)

21. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 19. Februar 2016, Urteilsausfertigung am 28. April 2016 (69 Tage, über 2 Monate)

22. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 29. Jänner 2016, Urteilsausfertigung am 13. April 2016 (75 Tage, rund 2 ½ Monate)

23. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 19. Oktober 2016, Urteilsausfertigung am 3. Jänner 2017 (76 Tage, rund 2 ½ Monate)

24. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 1. Juli 2016, Urteilsausfertigung am 30. September 2016 (91 Tage, rund 3 Monate)

25. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 27. Juni 2016, Urteilsausfertigung am 6. September 2016 (71 Tage, über 2 Monate)

26. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 24. Februar 2016, Urteilsausfertigung am 9. August 2016 (167 Tage, rund 5 ½ Monate)

27. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 24. Februar 2016, Urteilsausfertigung am 3. Mai 2016 (69 Tage, über 2 Monate)

28. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 18. März 2016, Urteilsausfertigung am 8. Juni 2016 (82 Tage, rund 2 ½ Monate)

29. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 11. Jänner 2016, Urteilsausfertigung am 20. April 2016 (100 Tage, rund 3 ½ Monate)

30. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 13. Juli 2016, Urteilsausfertigung am 29. September 2016 (78 Tage, rund 2 ½ Monate)

31. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 21. Oktober 2016, Urteilsausfertigung am 23. Dezember 2016 (63 Tage, über 2 Monate)

32. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 13. Juli 2016, Urteilsausfertigung am 5. Oktober 2016 (84 Tage, rund 2 ½ Monate)

33. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 3. Mai 2016, Urteilsausfertigung am 5. August 2016 (94 Tage, rund 3 Monate)

34. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 13. Juli 2016, Urteilsausfertigung am 26. September 2016 (75 Tage, rund 2 ½ Monate)

35. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 5. Oktober 2016, Urteilsausfertigung am 20. Dezember 2016 (76 Tage, rund 2 ½ Monate)

36. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 27. Jänner 2016, Urteilsausfertigung am 31. März 2016 (64 Tage, über 2 Monate)

37. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 6. April 2016, Urteilsausfertigung am 8. August 2016 (124 Tage, rund 4 Monate)

38. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 1. Juli 2016, Urteilsausfertigung am 19. September 2016 (80 Tage, rund 2 ½ Monate)

39. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 18. März 2016, Urteilsausfertigung am 18. Mai 2016 (61 Tage, 2 Monate)

40. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 13. Jänner 2016, Urteilsausfertigung am 30. März 2016 (77 Tage, rund 2 ½ Monate)

41. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 10. Mai 2016, Urteilsausfertigung am 20. Juli 2016 (71 Tage, rund 2 ½ Monate)

42. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 21. April 2016, Urteilsausfertigung am 2. August 2016 (103 Tage, rund 3 ½ Monate)

43. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 1. April 2016, Urteilsausfertigung am 28. Juni 2016 (88 Tage, rund 3 Monate)

44. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 6. April 2016, Urteilsausfertigung am 16. August 2016 (132 Tage, rund 4 ½ Monate)

45. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 4. Juli 2016, Urteilsausfertigung am 24. November 2016 (143 Tage, rund 4 ½ Monate)

46. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 8. April 2016, Urteilsausfertigung am 4. August 2016 (118 Tage, rund 4 Monate)

47. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 18. April 2016, Urteilsausfertigung am 29. Juni 2016 (72 Tage, rund 2 ½ Monate)

48. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 13. Juli 2016, Urteilsausfertigung am 23. September 2016 (72 Tage, rund 2 ½ Monate)

49. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 7. April 2016, Urteilsausfertigung am 3. August 2016 (118 Tage, rund 4 Monate)

50. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 31. Mai 2016, Urteilsausfertigung am 24. August 2016 (85 Tage, rund 2 ½ Monate)

51. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 14. Oktober 2016, Urteilsausfertigung am 16. Dezember 2016 (63 Tage, über 2 Monate)

52. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 22. April 2016, Urteilsausfertigung am 2. August 2016 (102 Tage, rund 3 ½ Monate)

53. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 4. März 2016, Urteilsausfertigung am 19. Mai 2016 (76 Tage, rund 2 ½ Monate)

54. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 13. Mai 2016, Urteilsausfertigung am 4. August 2016 (83 Tage, rund 2 ½ Monate)

55. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 16. Dezember 2016, Urteilsausfertigung am 29. März 2017 (103 Tage, rund 3 ½ Monate)

56. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 14. Oktober 2016, Urteilsausfertigung am 2. Februar 2017 (111 Tage, rund 3 ½ Monate)

57. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 16. Dezember 2016, Urteilsausfertigung am 28. März 2017 (102 Tage, rund 3 ½ Monate)

58. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 16. Dezember 2016, Urteilsausfertigung 17. Februar 2017 (63 Tage, über 2 Monate)

59. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 26. August 2016, Urteilsausfertigung am 21. Februar 2017 (179 Tage, rund 6 Monate)

60. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 19. Oktober 2016, Urteilsausfertigung am 13. Jänner 2017 (86 Tage, rund 3 Monate)

61. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 5. Dezember 2016, Urteilsausfertigung am 20. Februar 2017 (77 Tage, rund 2 ½ Monate)

62. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 11. November 2016, Urteilsausfertigung am 31. Jänner 2017 (81 Tage, rund 2 ½ Monate)

63. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 29. Jänner 2016, Urteilsausfertigung am 31. Jänner 2017 (63 Tage, über 2 Monate)

64. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 9. Dezember 2016, Urteilsausfertigung am 29. März 2017 (110 Tage, rund 3 ½ Monate)

65. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 6. Dezember 2016, Urteil am 27. April 2017 noch nicht ausgefertigt (über 4 ½ Monate)

66. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 25. Oktober 2016, Urteilsausfertigung am 18. Jänner 2017 (85 Tage, rund 3 Monate)

67. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 13. Dezember 2016, Urteilsausfertigung am 17. Februar 2017 (66 Tage, über 2 Monate)

68. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 12. Dezember 2016, Urteilsausfertigung am 28. März 2017 (106 Tage, rund 3 ½ Monate)

69. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 16. Dezember 2016, Urteilsausfertigung am 27. März 2017 (101 Tage, rund 3 ½ Monate)

70. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 6. Dezember 2016, Urteilsausfertigung am 21. Februar 2017 (77 Tage, rund 2 ½ Monate)

71. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 5. Dezember 2016, Urteilsausfertigung am 30. März 2017 (115 Tage, rund 3 ½ Monate)

72. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 14. Jänner 2016, Urteilsausfertigung am 20. Juli 2016 (188 Tage, über 6 Monate)

73. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 30. Mai 2016, Urteilsausfertigung am 30. Dezember 2016 (214 Tage, 7 Monate)

74. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 10. November 2015, Urteilsausfertigung am 3. März 2016 (114 Tage, rund 4 Monate)

75. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 19. Juni 2015, Urteilsausfertigung am 25. September 2015 (98 Tage, rund 3 Monate)

76. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 6. Oktober 2015, Urteilsausfertigung am 9. Februar 2016 (126 Tage, rund 4 Monate)

77. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 16. Juni 2016, Urteilsausfertigung am 10. Dezember 2016 (175 Tage, rund 6 Monate)

78. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 10. April 2015, Urteilsausfertigung am 25. September 2015 (168 Tage, rund 5 ½ Monate)

79. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 8. Juli 2015, Urteilsausfertigung 21. Oktober 2015 (105 Tage, rund 3 ½ Monate)

80. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 24. Juni 2015, Urteilsausfertigung am 30. September 2015 (98 Tage, über 3 Monate)

81. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 6. November 2015, Urteilsausfertigung am 3. März 2016 (118 Tage, rund 4 Monate)

82. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 29. Mai 2015, Urteilsausfertigung am 23. September 2015 (117 Tage, rund 4 Monate)

83. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 24. Februar 2015, Urteilsausfertigung am 16. Juni 2015 (112 Tage, rund 3 ½ Monate)

84. ***** Msch *****: Schluss der Verhandlung am 20. Mai 2016, Ausfertigung des Sachbeschlusses am 19. Dezember 2016, Zustellung an die Parteien am 20. Februar 2017 (rund 7 Monate)

85. ***** Msch *****: In der letzten Tagsatzung vom 29. Dezember 2015 wurde dem Antragsgegner die Vorlage von Urkunden und dem Antragsteller nach deren Einlangen eine Äußerung dazu aufgetragen sowie Schluss der Verhandlung nach Erledigung dieser Vorgänge angekündigt; am 16. November 2015 erfolgte die Urkundenvorlage durch den Antragsgegner; nach Einlangen der Äußerung des Antragstellers am 4. Dezember 2015 erfolgte am 27. Dezember 2016 der Sachbeschluss, dessen Zustellung am 22. Februar 2017 an die Parteien verfügt wurde (über 1 Jahr).

86. ***** Msch *****: Antrag des Antragstellers vom 28. November 2014, Sachbeschluss vom 16. Juni 2015 (gut 6 ½ Monate)

87. ***** Msch *****: Eine Rechtsmittelentscheidung des Landesgerichtes ***** vom 7. Jänner 2015, welche am 30. Jänner 2015 beim Bezirksgericht ***** einlangte und mit welcher der erstinstanzliche Sachbeschluss aufgehoben und die Rechtssache zur Verfahrensergänzung und neuerlichen Entscheidung an das Erstgericht zurückverwiesen wurde, wurde erst mit Verfügung vom 28. Oktober 2015 den Verfahrensparteien zugestellt (rund 9 Monate später).

88. ***** C *****: Nach Einlangen des Aktes vom Rechtsmittelgericht am 22. Mai 2015 erfolgte am 12. Februar 2016 die Bestellung eines Sachverständigen (knapp 9 Monate Verfahrensstillstand).

89. ***** C *****: Eine am 9. Jänner 2015 eingelangte Rechtsmittelentscheidung wurde erst am 30. November 2015 den Parteien zugestellt (über 8 Monate Verfahrensstillstand).

90. ***** C *****: Schluss der Verhandlung am 16. Juni 2015, Übertragung des Protokolls am 10. Juli 2015, Abfertigung des mit 25. Februar 2016 datierten Urteils erst am 31. März 2016 (rund 9 ½ Monate)

91. ***** Msch *****: Antrag auf Gutachtenserörterung am 30. September 2015; Ausschreibung einer Tagsatzung am 27. Juni 2016 für 28. Oktober 2016 (Verfahrensstillstand in der Dauer von rund 9 Monaten), und

B) es in den unter den Punkten 26., 46., 74. bis einschließlich 83. und 90. angeführten Verfahren unterlassen, die Kanzlei über den Schluss der Verhandlung in Kenntnis zu setzen, sodass der Verfahrensschritt „Schluss der Verhandlung“ nicht zeitnah in das Register eingetragen wurde.

Sie hat hiedurch ein Dienstvergehen nach § 101 Abs 1 RStDG begangen.

Gemäß §§ 101 Abs 1, 104 Abs 1 lit b RStDG wird über sie eine Geldstrafe in der Höhe eines (Brutto-)Monatsbezuges verhängt.

Gemäß § 137 Abs 2 RStDG hat sie die mit EUR 350,00 bestimmten Kosten des Verfahrens zu ersetzen.

Text

Entscheidungsgründe:

Aufgrund der Anzeige des Präsidenten des Oberlandesgerichtes ***** vom 9. Februar 2017 samt Beilagen (ON 1), dessen Nachtragsdisziplinaranzeige vom 22. Mai 2017 (ON 10) samt Ergänzung vom 23. Juni 2017 (ON 14) sowie der geständigen Verantwortung der Disziplinarbeschuldigten (ON 6, ON 16, ON 17 und Verhandlung vom 25. September 2017), der Anträge des Disziplinaranwalts (ON 3 samt Beilagen, ON 8, ON 10, ON 14 und ON 20) sowie der Prüflisten (SV2 und SV6) der Gerichtsabteilung ***** des Bezirksgerichtes ***** ab 1. Jänner 2015 (noch nicht einjournalisiert) wird folgender Sachverhalt festgestellt:

*****, *****, wurde ***** auf die Planstelle einer Richterin für den Sprengel des Oberlandesgerichtes ***** und ***** auf die Planstelle einer Richterin des Bezirksgerichtes ***** ernannt. Sie leitet dort die Gerichtsabteilung *****. Ihr Geschäftskreis umfasst Streitsachen der allgemeinen und besonderen Gerichtsbarkeit, Streitigkeiten, die vor das Insolvenzgericht gehören oder vor dieses gebracht werden können, Anträge auf einstweilige Verfügungen nach § 382g EO sowie außerstreitige Angelegenheiten nach dem Wohnungseigentumsgesetz und nach dem Heizkostenabrechnungsgesetz.

Die Auslastung der Abteilung ***** C des Bezirksgerichtes ***** betrug im Jahr 2014 101,73 % 2015 98,18 % und 2016 99,76 % (ON 22).

In den im Urteilsspruch unter A. 1. bis 83. und 90. angeführten Verfahren hat ***** die Urteile nicht innerhalb der vierwöchigen Frist des § 415 ZPO ausgefertigt, sondern wurde diese Frist erheblich überschritten (in den meisten Fällen dauerte es zwei bis sechs Monate bis zur Ausfertigung).

Im Verfahren ***** C ***** erfolgte nach Einlangen des Aktes vom Rechtsmittelgericht am 22. Mai 2015 erst am 12. Februar 2016 die Bestellung eines Sachverständigen. Dies hatte einen neunmonatigen Verfahrensstillstand zur Folge.

Im Verfahren ***** C ***** wurde eine am 9. Jänner 2015 eingelangte Rechtsmittelentscheidung erst am 30. November 2015 - und damit acht Monate später - den Parteien zugestellt.

In den im Urteilsspruch unter A. 84. bis 86. angeführten Msch-Verfahren wurde die achttägige Ausfertigungsfrist bei Sachbeschlüssen gemäß § 110 Abs 1 GeO um mehrere Monate überschritten.

Im Verfahren ***** Msch ***** wurde die Rechtsmittelentscheidung des Landesgerichtes ***** vom 7. Jänner 2015, welche am 30. Jänner 2015 beim Bezirksgericht ***** einlangte und mit welcher der erstinstanzliche Sachbeschluss aufgehoben und die Rechtssache zur Verfahrensergänzung und neuerlichen Entscheidung an das Erstgericht zurückverwiesen wurde, erst mit Verfügung vom 28. Oktober 2015 den Verfahrensparteien zugestellt (rund neun Monate später).

Im Verfahren ***** Msch ***** wurde am 30. September 2015 eine Gutachtenserörterung beantragt; am 27. Juni 2016 wurde eine Tagsatzung für 28. Oktober 2016 anberaumt (Verfahrensstillstand rund neun Monate).

In den im Urteilsspruch unter A. 26., 46., 74. bis einschließlich 83. und 90. angeführten Verfahren hat es ***** unterlassen, die Kanzlei über den Schluss der Verhandlung in Kenntnis zu setzen, sodass der Verfahrensschritt „Schluss der Verhandlung“ nicht zeitnah in das Register eingetragen wurde.

In ihrer von Beginn an geständigen Verantwortung räumte ***** ein, dass sie sich nicht mit voller Kraft ihrer Aufgabe als Richterin gewidmet habe. Als Grund dafür führte sie Erkrankungen ihrer Eltern und mit dem Tod ihres Vaters in Zusammenhang stehende Wohnungsauflösungen an.

Nach ihrer glaubwürdigen Darstellung erfolgte das Unterlassen der rechtzeitigen Anführung des Schlusses der Verhandlung auf der Rückseite des Protokolldeckblattes nicht, um die Dienstaufsicht zu unterlaufen. Die Vorgangsweise der Disziplinarbeschuldigten führte zwar dazu, dass der Schluss der Verhandlung nicht zeitnah in das Register eingetragen wurde, allerdings wäre es der Kanzlei möglich gewesen, sofort nach Übertragung des Protokolls den Verfahrensschritt selbständig einzutragen.

Die monatlichen SV2 und SV6-Prüflisten zeigen, dass seit 1. Mai 2017 sämtliche Urteilsrückstände bereinigt sind.

Rechtliche Beurteilung

Die in § 57 Abs 1 RStDG normierte Pflicht des Richters zur ordnungsgemäßen Dienstleistung beinhaltet die Verbindlichkeit, die bei Gericht anhängigen Angelegenheiten so rasch wie möglich zu erledigen (RIS-Justiz RS0115556). Bei der Beurteilung von disziplinären Verfahrens- und Erledigungsverzögerungen ist ein strenger objektiver Maßstab anzulegen (RIS-Justiz RS0115557). Für die verzögerten Urteilsausfertigungen bzw das Überschreiten der achttägigen Ausfertigungsfrist bei Sachbeschlüssen gibt es fallkonkret keine sachliche Begründung. In rechtlicher Beurteilung des festgestellten Sachverhaltes ist ***** ein Dienstvergehen nach § 101 Abs 1 RStDG vorzuwerfen.

Bei der Strafzumessung war erschwerend die Faktenvielzahl und das teilweise beträchtliche Überschreiten der Ausfertigungsfrist, mildernd hingegen die bisherige Unbescholtenheit, das Geständnis und der Umstand, dass es der Disziplinarbeschuldigten mittlerweile gelungen ist, die Urteilsrückstände abzubauen.

Eine Geldstrafe in der Höhe eines Monatsbezuges ist schuldangemessen.

Die Entscheidung über die Kosten des Disziplinarverfahrens gründet auf § 137 Abs 2 RStDG und berücksichtigt die Einkommensverhältnisse der Disziplinarbeschuldigten und den Verfahrensumfang.

Rückverweise