8Bs8/15f – OLG Linz Entscheidung
Kopf
Das Oberlandesgericht Linz hat durch den Richter Dr. Bergmayr als Vorsitzenden, die Richterin Dr. Engljähringer und den Richter Mag. Koller in der Strafsache gegen A***** G***** wegen des Verbrechens des Mordes nach § 75 StGB und einer weiteren strafbaren Handlung über die Beschwerde der Staatsanwaltschaft gegen den Beschluss der Einzelrichterin des Landesgerichts Wels (im Ermittlungsverfahren) vom 23. Dezember 2014, 9 HR 20/13i-173, in nichtöffentlicher Sitzung entschieden:
Spruch
Der Beschwerde wird Folge gegeben.
Der angefochtene Beschluss wird dahin abgeändert, dass die Untersuchungshaft über A***** G***** (alias M***** A*****), geboren 27. Februar 1974, gemäß § 173 Abs 1 und Abs 6 StPO fortgesetzt wird.
Text
BEGRÜNDUNG:
Zur bisherigen Verfahrenschronologie wird an die Entscheidungen dieses Beschwerdegerichts vom 25. März 2013 (ON 25), vom 7. Juni 2013 (ON 33), vom 28. August 2013 (ON 47), vom 18. November 2013 (ON 68a), vom 17. Dezember 2013 (ON 80), vom 4. März 2014 (ON 110) und vom 30. September 2014 (ON 153) angeknüpft.
Mit dem angefochtenen Beschluss (ON 173) hob die Erstrichterin die über A***** G***** am 16. Jänner 2013 gemäß § 173 Abs 1 und Abs 6 StPO verhängte (ON 5) Untersuchungshaft – zusammengefasst – mit der Begründung auf, der Tatverdacht gegen den Beschuldigten wegen der hier untersuchten Handlungen sei nicht dringend.
Dagegen richtet sich die Beschwerde der Staatsanwaltschaft (ON 172), die im Ergebnis berechtigt ist.
Denn A***** G***** ist weiterhin dringend verdächtig, das Verbrechen des Mordes nach § 75 StGB und das Verbrechen des schweren Raubs nach §§ 142 Abs 1, 143 zweiter Fall StGB dadurch begangen zu haben, dass er in der Nacht zum 17. September 2000 in Raduzhny/Russland gemeinsam mit den gesondert verfolgten Mittätern R***** A***** und R***** V***** die Wohnung der T***** Z***** aufgesucht, diese durch Versetzen eines Schlags mit einer Sektflasche auf den Kopf und von Messerstichen in die Leistengegend getötet und ihr im Zug der geschilderten Tat, also mit Gewalt gegen eine Person und unter Verwendung einer Waffe, eine fremde bewegliche Sache, nämlich zumindest 100.000 Rubel, mit dem Vorsatz, durch deren Zueignung sich oder einen Dritten unrechtmäßig zu bereichern, weggenommen habe.
Die qualifizierte Verdachtslage zur objektiven und subjektiven Tatseite resultiert aus den bisherigen, zu einem Gutteil bereits in den erwähnten Haftfortsetzungsbeschlüssen dieses Beschwerdegerichts, zuletzt vom 30. September 2014 (ON 153), referierten Verfahrensergebnissen und Erwägungen (S 2f in ON 25; S 2f in ON 33; S 2 in ON 47; S 2 in ON 68a; S 2f in ON 80; S 2f in ON 110; S 2f in ON 153). Sie vermag durch die Verantwortung des Beschuldigten, der im Wesentlichen bestreitet, A***** G***** zu sein (ON 4), und der sich zuletzt weder zum Tatvorwurf noch zu den einzelnen Beweisergebnissen mehr äußern wollte (vgl S 1 in ON 74; S 1 in ON 93; S 3f in ON 117; S 1 in ON 147), nicht entscheidend abgeschwächt zu werden. Dass es sich beim Beschuldigten um den mutmaßlichen Mittäter A***** G***** handelt, legen – der Argumentation des Erstgerichts zuwider – nicht zuletzt die Fotos einerseits der Vollzugsinformation der Justizanstalt Wels (S 1 in ON 6) und anderseits des russischen Ermittlungsakts (S 3 in ON 89) mit höherer Wahrscheinlichkeit nahe. Die dort zu Nummer 2 abgebildete Person identifizierte im Übrigen auch R***** A***** als den Gesuchten (S 40 in ON 84).
Nach Abschluss der Übersetzungen der – soweit überschaubar (vgl ON 48, ON 77a) – wesentlichen Aktenteile aus den russischen Strafverfahren gegen R***** A*****, R***** V***** und A***** G***** liegen seit der letzten Beschwerdeentscheidung keine neuen (relevanten) Beweisergebnisse vor (ON 54, ON 68, ON 84, ON 85, ON 95, ON 109, ON 113, ON 123, ON 125, ON 132). Auf Basis jener Erhebungsergebnisse wird der Beschuldigte von R***** A***** der mutmaßlichen Beteiligung am inkriminierten Raubmord (zumindest) insoweit belastet, als er (G*****) gemeinsam mit R***** V***** (im Verdachtsbereich) den R***** A***** mit der Drohung, es gebe ansonsten eben zwei Tote, dazu aufgefordert habe, dessen Verwandte T***** Z*****, von der man angenommen habe, sie sei im Besitz eines höheren Geldbetrags, zum Zweck eines Raubmordes nächtens in deren Wohnung aufzusuchen (S 77ff in ON 54; S 22f in ON 84; S 53ff, S 57 und S 107ff in ON 95). Zwar enthielt sich R***** A***** in dem gegen ihn selbst geführten Strafverfahren zwischenzeitig der Aussage, bisweilen mit der Erklärung, er sei während der Vernehmungen unter Druck gesetzt worden (S 131 und S 219 in ON 54; S 91 und S 139 in ON 68). Mitunter relativierte er seine Angaben in Bezug auf seine mutmaßlichen Mittäter dahin, R***** V***** und A***** G***** hätten bloß angekündigt, sie wollten Z***** fesseln und ihr das Geld wegnehmen, sie hätten ihm (A*****) gegenüber aber nicht von Mord gesprochen (S 185ff in ON 68). In der Hauptverhandlung bestätigte R***** A***** jedoch ausdrücklich, seine früheren Angaben im Ermittlungsverfahren seien richtig gewesen (S 221 in ON 68).
Die Tatsache, dass R***** A***** durch diese, sich selbst schwer belastende Verantwortung eine empfindliche Freiheitsstrafsanktion gewärtigen musste, spricht unter Plausibilitätsaspekten für die Stichhältigkeit seiner Darstellungen auch in Bezug auf die berichteten Mittäter. Im gegebenen Zusammenhang macht die unterdurchschnittliche intellektuelle Ausstattung des R***** A***** (S 95ff in ON 68) Konfabulierungstendenzen just zu Lasten des R***** V***** und des Beschuldigten G***** vielmehr gesteigert unwahrscheinlich. Denn ins Bild fügt sich, dass auch der Tschetschene R***** V*****, wiewohl jede eigene Involvierung in die Tat bestreitend, seinerseits einräumte, an jenem Abend gemeinsam mit A***** G***** und R***** A***** zum Haus der T***** Z***** gegangen zu sein. Allerdings habe A***** G***** von vornherein im Hof gewartet. Er (V*****) habe mit A***** dessen Tante in ihrer Wohnung besucht – weshalb dort auf einem Schnapsglas auch sein Fingerabdruck objektiviert werden habe können (S 7 und S 259 in ON 54). Als das Gespräch zwischen A***** und Z***** jedoch in einen Streit zu münden gedroht habe, habe er (V*****) die Wohnung verlassen und habe vor dem Haus mit G***** noch einige wenige Minuten gewartet, ehe auch R***** A***** – unauffällig und gleichmütig – wieder zu ihnen gestoßen sei (S 15 in ON 84; S 13ff, S 55ff, S 71 und S 177ff in ON 95).
Angesichts der referierten vorläufigen Erkenntnisse vermag die Dringlichkeit der Verdachtslage auch durch die in sich und zu den übrigen Verfahrensergebnissen nicht restlos konsistenten Angaben des R***** A*****, was den konkreten Tathergang in der Wohnung der T***** Z***** betrifft, nicht entscheidend entkräftet zu werden, wenn er etwa überwiegend davon sprach, R***** V***** habe T***** Z***** einen (S 195 in ON 68; S 121, S 153 und S 169 in ON 95) Schlag mit der Sektflasche auf den Kopf und auch die Messerstiche in den Oberkörper versetzt (S 77ff, S 117ff in ON 54; S 195 in ON 68; S 23 in ON 84), vereinzelt aber schilderte, es sei A***** G***** gewesen, der mit dem Messer zugestochen habe (S 185 und S 189 in ON 68), oder wenn – anders als der Bericht des R***** A***** über die Gegenwehr der T***** Z***** (S 77ff, S 117ff in ON 54; S 23 in ON 84; S 53ff, S 123 und S 155 in ON 95) – die Genannte, der Tendenz des Gutachtens des gerichtsmedizinischen Sachverständigen zufolge (S 227ff in ON 54; S 163ff in ON 95), schon nach den (mindestens zwei; S 223 in ON 68) letalen Schlägen mit einem stumpfen Gegenstand auf den Kopf das Bewusstsein verloren habe, während die Messerattacken zu 99 % geführt worden seien, als Z***** bereits tot gewesen sei (S 225 in ON 68).
Demgegenüber vermag, bezogen auf die erstrichterliche Einschätzung zur umstrittenen Identität des Beschuldigten, der spekulativ bleibende Einwand, seine Fingerabdrücke seien möglicherweise von den russischen Strafverfolgungsbehörden manipuliert worden, keine geänderte Sichtweise zu begründen. Sie käme in weiterer Konsequenz auch nicht um die – tendenziell lebensfremde – Folgerung umhin, dass der Beschuldigte in seinem Asylverfahren zufällig die Identität und familiäre Legende des hier gesuchten A***** G***** vorgespiegelt hätte. Dass R***** A***** den konkreten Tathergang nicht restlos übereinstimmend (damit aber noch keineswegs „äußerst widersprüchlich“) geschildert hat, floss, ebenso wie seine unterdurchschnittliche intellektuelle Ausstattung, schon bisher in die Überlegungen zur Dringlichkeit der Verdachtsannahmen mit ein. Abgesehen davon gibt die Verantwortung des Beschuldigten selbst nicht das Geringste für eine günstigere Deutung der bisherigen Verfahrensergebnisse her. Vielmehr muss er die Angaben sowohl des R***** A***** als auch des R***** V***** gegen sich gelten lassen, die ihn beide unabhängig voneinander in die unmittelbare zeitliche, räumliche und personelle Nähe zur hier untersuchten Straftat rücken. Nicht weniger plausibel als die Erwägungen des Erstgerichts, ließe sich die in Bezug auf die Verstrickung des Beschuldigten abschwächende Darstellung des R***** V***** mit dessen Interesse erklären, seinen bis dahin erfolgreich untergetauchten Landsmann vor der Gefahr einer langjährigen Haftstrafe zu bewahren. Insgesamt fehlt es nach wie vor an einigermaßen tragfähigen Ansätzen, aus welchem anderen Grund als aus dem der eigenen Wahrnehmung R***** A***** just den auf einem Lichtbild wiedererkannten A***** G***** und R***** V***** als Anstifter und Komplizen des (im Verdachtsbereich) gemeinschaftlich geplanten und verübten Raubmords an T***** Z***** identifizierte. Unter diesem Gesichtspunkt kommt es im Übrigen darauf, ob A***** G***** die Wohnung der später Getöteten tatsächlich selbst betreten hat, gar nicht entscheidend an. An der Dringlichkeit der Verdachtslage (auch) zu Lasten des Beschuldigten ist deshalb nicht zu rütteln.
Damit ist die Grundvoraussetzung für bedingt obligatorische Haft nach § 173 Abs 6 StPO, nämlich der Verdacht eines Verbrechens, bei dem nach dem Gesetz auf eine mindestens zehnjährige Freiheitsstrafe zu erkennen wäre, aber unverändert zu bejahen. Nach § 173 Abs 6 StPO ist (nach Art einer Beweislastumkehr) bei strengem Maßstab zu prüfen, ob besondere Gründe mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die Haftgründe ausschließen. Umstände, die einen Haftgrund (lediglich) nicht annehmen lassen, sind keineswegs bereits solche, die ihn auch auszuschließen vermögen ( Kirchbacher/Rami in WK-StPO § 173 Rz 74; Fabrizy StPO 12 § 173 Rz 17). Verwiesen wird im gegebenen Zusammenhang auf die Erwägungen dieses Beschwerdegerichts in seinen früheren Haftfortsetzungsbeschlüssen, insbesondere jenem vom 25. März 2013 (ON 25), zur fehlenden Ausschließbarkeit sämtlicher Haftgründe, die durch das mutmaßliche Auftreten des Beschuldigten unter falscher Identität sowie dessen (im Verdachtsbereich) am 20. Jänner 2014 in der Untersuchungshaft gezeigte Aggressionsbereitschaft aus nichtigem Anlass (vgl ON 89a) zusätzlich an Konturen gewinnt. Dass der Beschuldigte nach seiner kurzzeitigen Enthaftung am 17. Februar 2014 nicht untergetaucht ist, mag zwar als ein Indiz gegen die Annahme von Fluchtgefahr sprechen; insbesondere auf den weiteren Haftgrund der Tatbegehungsgefahr wirkt sich dieser Umstand aber überhaupt nicht aus. Aktuell sind aber auch keine geeigneten haftsubstituierenden Maßnahmen in Sicht. Und der Beschuldigte gibt in seiner Äußerung zur Beschwerde der Staatsanwaltschaft dazu ebensowenig an die Hand.
Rechtliche Beurteilung
Im Zentrum der Betrachtung steht jedoch weiterhin die Frage nach der Verhältnismäßigkeit einer fortgesetzten Untersuchungshaft.
In der aktuellen Konstellation kann Unverhältnismäßigkeit iSd § 173 Abs 1 letzter Satz StPO allein schon mit Blick auf das Gewicht der inkriminierten Delikte, also die Bedeutung der Sache, und die in Anbetracht der Strafdrohung des § 75 StGB (Freiheitsstrafe von zehn bis zwanzig Jahren oder lebenslange Freiheitsstrafe) im Fall eines verdachtslagekonformen Schuldspruchs zu erwartende Strafe, gemessen an der bislang ca 22-monatigen Untersuchungshaftdauer, selbst unter Mitberücksichtigung der knapp mehr als viermonatigen Auslieferungshaft, nicht indiziert sein. Die Zwei-Jahres-Frist des § 178 Abs 1 Z 2 StPO bezieht sich demgegenüber nur auf die Untersuchungshaft; andere Arten der Haft sind nicht miteinzurechnen ( Kirchbacher/Rami aaO § 178 Rz 2). Gleiches muss für jene Zeiträume gelten, in denen sich der Beschuldigte (hier zufolge Enthaftung vom 17. Februar 2014 bis 14. März 2014 und nun seit 23. Dezember 2014) auf freiem Fuß befand; währenddessen war (ist) der Lauf der Frist gehemmt (vgl Kirchbacher/Rami aaO Rz 3 mH; Mayerhofer/Hollaender StPO 6 § 178 E 11).
Wie bereits im Beschluss dieses Beschwerdegerichts vom 4. März 2014 (ON 110) dargelegt, kann eine freiheitsentziehende Maßnahme durch Verstoß gegen das besondere Beschleunigungsgebot in Haftsachen unverhältnismäßig werden und aus dem Grund die Freilassung des Beschuldigten nach sich führen. Abermals wird nicht übersehen, dass sich der Ermittlungsverlauf, bedingt durch das Erfordernis, praktisch sämtliche Beweisergebnisse im Rechtshilfeweg aus dem fremdsprachigen Ausland beischaffen zu müssen, außerordentlich zäh gestaltet. Dessen ungeachtet ist aber, anknüpfend an die Ausführungen im Beschluss dieses Beschwerdegerichts vom 30. September 2014 (ON 153) auch seither keine Verletzung des Beschleunigungsgebots durch die österreichischen Strafverfolgungsbehörden zu orten. Das jüngste Rechtshilfeersuchen samt aktualisiertem Fragenkatalog (ON 157) wurde am 8. Oktober 2014 an das Bundesministerium für Justiz übermittelt (S 119 in ON 1) und von dort am 14. Oktober 2014 an die russische Generalstaatsanwaltschaft weitergeleitet (S 1 in ON 67). Darüber hinaus ging die Erstrichterin auf informellem und offiziellem Weg einer unmittelbaren Kontaktaufnahme seitens eines russischen Ermittlungsbeamten (ON 154f und ON 163) nach, nachdem – entgegen früheren Informationen – von Seiten der russischen Strafverfolgungsbehörden Anfang Oktober 2014 auch die Zeugeneinvernahme des R***** V***** per Videoübertragung in Aussicht gestellt worden war (ON 166; S 4 in ON 167). Inwieweit von R***** V***** angesichts seines Entschlagungsrechts, von dem er bei seiner Befragung am 1. August 2014 Gebrauch gemacht hatte, dennoch künftig zur Sache aussagen wird, ist offen; bei jener Gelegenheit hatte er allerdings ausdrücklich erklärt, den österreichischen Behörden via Skype oder unmittelbar für eine Befragung zur Verfügung stehen zu wollen (S 31ff in ON 166). Dokumentiert sind überdies die aktiven Bemühungen der österreichischen Zentralstelle, auch auf diplomatischer Ebene die Erledigung des Rechtshilfeersuchens bei den zuständigen russischen Behörden zu betreiben (ON 168). Es ist also nach wie vor zu erwarten, dass innerhalb der nächsten Wochen weitere Klarheit darüber eintreten wird, ob und in welcher Form es zu Einvernahmen der Zeugen R***** A***** und R***** V***** kommen kann.
Das Beschwerdegericht verkennt nicht die durch die neuerliche Freilassung des Beschuldigten geschaffene Faktizität und die voraussichtlich nur mehr kurze Perspektive, innerhalb derer die Untersuchungshaft fortgesetzt werden darf. Für eine Junktimierung der Tatsache, dass demnächst – nach gegenwärtiger Aktenlage freilich nicht vor Mitte März 2015 – die Zwei-Jahres-Frist des § 178 Abs 1 Z 2 StPO ausgeschöpft sein wird, mit der Frage nach einer realistischen Aussicht, ob bis dahin das Ermittlungsverfahren abgeschlossen und die Hautverhandlung über eine rechtswirksame Anklage begonnen sein wird, bietet das Gesetz entgegen den Einwänden des Beschuldigten jedoch keinen Raum. Denn es ist nicht überzeugend argumentierbar, warum Verhältnismäßigkeitsaspekte – über die Bedeutung der Sache, die konkrete Straferwartung und das Fehlen einer Verletzung des Beschleunigungsgebots hinaus – bei Annäherung der Untersuchungshaftdauer an die absoluten zeitlichen Schranken des § 178 Abs 1 StPO in dessen Rahmen gleichsam noch ein weiteres Mal zum Tragen kommen sollen. Mit anderen Worten sind also bei Kapitalverbrechen vom Zuschnitt des hier untersuchten (und Vorliegen der sonstigen Haftvoraussetzungen) kaum Gründe zu finden, die im Fall überdurchschnittlich komplexer, indes ungesäumter Ermittlungstätigkeit durch die Strafverfolgungsorgane eine frühere Enthaftung des Beschuldigten als vor Ablauf der zweijährigen Höchstfrist gebieten (oder auch nur rechtfertigen) könnten.
Die zweimonatige Haftfrist beginnt erst mit der neuerlichen Festnahme des Beschuldigten zu laufen (RIS-Justiz RS0097645).
RECHTSMITTELBELEHRUNG:
Gegen diese Entscheidung steht kein weiteres Rechtsmittel zu.