JudikaturOGH

12Os32/15w – OGH Entscheidung

Entscheidung
07. Mai 2015

Kopf

Der Oberste Gerichtshof hat am 7. Mai 2015 durch den Senatspräsidenten des Obersten Gerichtshofs Hon. Prof. Dr. Schroll als Vorsitzenden sowie die Hofräte und die Hofrätinnen des Obersten Gerichtshofs Dr. T. Solé, Dr. Oshidari, Dr. Michel Kwapinski und Dr. Brenner in Gegenwart der Richteramtsanwärterin Mag. Ableidinger als Schriftführerin in der Strafsache gegen Bartlomiej P***** und andere Angeklagte wegen des Verbrechens des gewerbsmäßig schweren und durch Einbruch begangenen Diebstahls nach §§ 127, 128 Abs 1 Z 4, 129 Z 1, 130 dritter und vierter Fall StGB über die Nichtigkeitsbeschwerden und die Berufungen der Angeklagten Marek S***** und Zbigniew Pa***** sowie die Berufung des Angeklagten Bartlomiej P***** gegen das Urteil des Landesgerichts für Strafsachen Wien als Schöffengericht vom 10. Dezember 2014, GZ 74 Hv 78/14b 82, nach Anhörung der Generalprokuratur in nichtöffentlicher Sitzung den

Beschluss

gefasst:

Spruch

Die Nichtigkeitsbeschwerden werden zurückgewiesen.

Zur Entscheidung über die Berufungen werden die Akten dem Oberlandesgericht Wien zugeleitet.

Marek S***** und Zbigniew Pa***** fallen auch die Kosten des bisherigen Rechtsmittelverfahrens zur Last.

Text

Gründe:

Mit dem angefochtenen Urteil wurden soweit vorliegend von Bedeutung Marek S***** (I./A./ und B./) und Zbigniew Pa***** (II./) jeweils des Verbrechens des gewerbsmäßig schweren und durch Einbruch begangenen Diebstahls nach §§ 127, 128 Abs 1 Z 4, 129 Z 1, 130 dritter und vierter Fall StGB (Zbigniew Pa***** zudem nach § 12 dritter Fall StGB) schuldig erkannt.

Danach haben mit auf unrechtmäßige Bereicherung gerichtetem Vorsatz und in der Absicht, sich durch die wiederkehrende Begehung schwerer und durch Einbruch begangener Diebstähle eine fortlaufende Einnahme zu verschaffen,

I./ anderen fremde bewegliche Sachen in einem 3.000 Euro übersteigenden Wert durch Einbruch weggenommen, indem sie die Zylinder der jeweiligen Wohnungstüren abdrehten, und zwar:

A./ Marek S***** im einverständlichen Zusammenwirken mit Bartlomiej P***** am 28. Juli 2014 in W***** Oliver Po***** (1./), am 29. Juli 2014 in W***** Markus St***** (2./) und am 29. Juli 2014 in K***** Wolfgang W***** (3./) die im Urteil im einzelnen bezeichneten Gegenstände;

B./ Marek S***** im einverständlichen Zusammenwirken mit Raphael Z***** am 17. oder 18. August 2005 in W***** Marija Sa***** einen Fernseher und einen DVD Rekorder;

II./ Zbigniew Pa***** zu der zu I./A./ geschilderten strafbaren Handlung beigetragen, indem er Bartlomiej P***** und Marek S***** seinen Pkw zur Verfügung stellte.

Rechtliche Beurteilung

Dagegen richten sich die Nichtigkeitsbeschwerden, die der Angeklagte Marek S***** auf Z 9 lit a und b und der Angeklagte Zbigniew Pa***** auf Z 5 und 10, jeweils des § 281 Abs 1 StPO, stützen. Sie schlagen fehl.

Zur Nichtigkeitsbeschwerde des Angeklagten Marek S*****:

Die Rechtsrüge (Z 9 lit a) macht nicht deutlich, weshalb der (an sich zulässig unter Verwendung von verba legalia getroffenen) Urteilsannahme des Vorliegens von Bereicherungsvorsatz (US 11) der erforderliche Sachverhaltsbezug fehlen soll (vgl US 19).

Der den Schuldspruch I./B./ betreffende Verjährungseinwand (Z 9 lit b) vernachlässigt die Feststellungen, wonach der Angeklagte auch anlässlich dieses Einbruchs in der Absicht handelte, sich durch die wiederkehrende Begehung schwerer Diebstähle durch Einbruch eine fortlaufende Einnahme zu verschaffen (US 11). Solcherart erklärt die Beschwerde nicht, weshalb die Strafbarkeit dieses Verhaltens bereits erloschen sein soll (vgl im Übrigen § 130 zweiter Satz StGB und § 57 Abs 3 zweiter Fall StGB).

Zur Nichtigkeitsbeschwerde des Angeklagten Zbigniew Pa*****:

Indem die Mängelrüge (Z 5) auf Basis eigenständiger Beweiswerterwägungen betreffend den Wert der Beute, die unterbliebene Auskundschaftung der Tatorte, den kurzen Aufenthalt in Österreich und die Einkommenssituation des Angeklagten in Polen die Annahme gewerbsmäßigen Handelns bestreitet, bekämpft sie die tatrichterliche Beweiswürdigung nach Art einer im kollegialgerichtlichen Verfahren nicht vorgesehenen Schuldberufung.

Die Subsumtionsrüge (Z 10) erschöpft sich im Vorbringen, das im Wissen um das Einbruchsvorhaben erfolgte Überlassen des Pkw an die unmittelbaren Täter sei bloß nach § 164 Abs 1 Z 4 StGB zu beurteilen, ohne diese Behauptung methodengerecht aus dem Gesetz abzuleiten (zu den Erfordernissen einer Beitragshandlung vgl im Übrigen Fabrizy in WK 2 StGB § 12 Rz 87).

Die Nichtigkeitsbeschwerden waren daher bereits bei nichtöffentlicher Beratung sofort zurückzuweisen (§ 285d Abs 1 StPO), woraus die Zuständigkeit des Oberlandesgerichts zur Erledigung der Berufungen folgt (§ 285i StPO).

Auf die handschriftliche als „Berufung“ titulierte Eingabe des Angeklagten Zbigniew Pa***** war nicht einzugehen, weil die Strafprozessordnung nur eine einzige Ausführung der Nichtigkeitsbeschwerde zulässt (RIS Justiz RS0100175).

Der Kostenausspruch beruht auf § 390a Abs 1 StPO.

Rückverweise