12Os129/12f – OGH Entscheidung
Kopf
Der Oberste Gerichtshof hat am 15. November 2012 durch den Senatspräsidenten des Obersten Gerichtshofs Hon. Prof. Dr. Schroll als Vorsitzenden sowie durch den Hofrat des Obersten Gerichtshofs Dr. T. Solé und die Hofrätinnen des Obersten Gerichtshofs Dr. Bachner Foregger, Mag. Michel und Dr. Michel Kwapinski als weitere Richter in Gegenwart der Richteramtsanwärterin Mag. Krausam als Schriftführerin in der Strafsache gegen Alfred N***** und einen anderen Angeklagten wegen des Verbrechens des schweren räuberischen und gewerbsmäßig durch Einbruch begangenen Diebstahls nach §§ 127, 128 Abs 1 Z 4, 129 Z 1 und 2, 130 vierter Fall, 131 erster Fall und 15 Abs 1 StGB und einer weiteren strafbaren Handlung über die Nichtigkeitsbeschwerde und die Berufung des Angeklagten Alfred N***** gegen das Urteil des Landesgerichts Leoben als Schöffengericht vom 17. Juli 2012, GZ 12 Hv 12/12v 100, nach Anhörung der Generalprokuratur in nichtöffentlicher Sitzung den
Beschluss
gefasst:
Spruch
Die Nichtigkeitsbeschwerde wird zurückgewiesen.
Zur Entscheidung über die Berufung werden die Akten dem Oberlandesgericht Graz zugeleitet.
Dem Angeklagten fallen die Kosten des bisherigen Rechtsmittelverfahrens zur Last.
Text
Gründe:
Mit dem angefochtenen, auch einen rechtskräftigen Schuldspruch des Franz K***** sowie Privatbeteiligtenzusprüche enthaltenden Urteil wurde Alfred N***** des Verbrechens des schweren, räuberischen und gewerbsmäßig durch Einbruch begangenen Diebstahls nach §§ 127, 128 Abs 1 Z 4, 129 Z 1 und 2, 130 vierter Fall, 131 erster Fall sowie 15 StGB (A./) und des Vergehens nach § 50 Abs 1 Z 1 WaffG (B./) schuldig erkannt.
Danach hat er
A./ fremde bewegliche Sachen in einem 3.000 Euro, „nicht jedoch 50.000 Euro übersteigenden Wert“ Verfügungsberechtigten teils durch Einbruch, teils auf frischer Tat betreten durch Drohung mit gegenwärtiger Gefahr für Leib oder Leben, um sich oder einem Dritten die weggenommene Sache zu erhalten (I./14./), mit dem Vorsatz teils weggenommen, teils wegzunehmen versucht (II./2./ und 3./), sich durch deren Zueignung unrechtmäßig zu bereichern, wobei er die Diebstähle durch Einbruch in der Absicht begangen hat, sich durch deren wiederkehrende Begehung eine fortlaufende Einnahme zu verschaffen, und zwar
I./ im bewussten und gewollten Zusammenwirken mit Franz K*****
1./ zwischen 19. und 20. Juli 2011 in G***** Berechtigten des Sägewerks Ka*****, nachdem sie durch Aufbrechen eines Fensters in das Innere des Sägewerks gelangt waren, einen Büroschrank und eine Handkasse aufbrachen, 400 Euro Bargeld, eine Rohrzange im Wert von 80 Euro, zwei Bohrmaschinen im Wert von insgesamt 570 Euro, zwei Winkelschleifer im Wert von insgesamt 550 Euro, einen Schlagschrauber im Wert von 300 Euro sowie sieben Schweißbrenner im Wert von 300 Euro;
2./ zwischen 2. und 5. September 2011 in Pr***** Berechtigten des Unternehmens D*****, nachdem sie durch Aufbrechen der Türe in ein Waaghaus gelangt waren und einen Kaffeeautomaten aufbrachen, Bargeld im Betrag von 280 Euro;
3./ zwischen 3. und 5. September 2011 in F***** Berechtigten der C***** AG, nachdem sie ein Fenster aufgeschoben hatten, durch dieses unter Veränderung der Körperhaltung in einen Baucontainer gelangten und dort einen Kaffeeautomaten widerrechtlich durch Nachsperre öffneten, Bargeld im Betrag von zumindest 30 Euro, einen Fotoapparat, zwei Mobiltelefone und Elektrowerkzeuge im Gesamtwert von 600 Euro;
4./ am 4. oder 5. September 2011 in S***** Berechtigten der Kai*****, nachdem sie durch Aufbrechen einer Türe in das Büro des Sägewerks gelangt waren, eine Motorsäge im Wert von 800 Euro, eine Schlagbohrmaschine im Wert von 150 Euro, eine Motorsense im Wert von 450 Euro und eine Schlagbohrmaschine im Wert von ca 2.000 Euro;
5./ am 14. oder 15. September 2011 in F***** Berechtigten des Unternehmens Di*****, nachdem sie die Türe der Lagerhalle aufgezwängt hatten und in das Innere des Gebäudes gelangt waren, eine Kreissäge, einen Winkelschleifer, eine Bohrmaschine, einen Koffer eines Bau Lasers, Ladegeräte, Messingteile und ein russisches Bajonett in nicht näher bekanntem Wert;
6./ zwischen 16. und 19. September 2011 in L***** Berechtigten der R***** GmbH, Laptopzubehör und eine Barbara Statue im Gesamtwert von 110,51 Euro;
7./ zwischen 8. und 25. Oktober 2011 in H***** Klaus Kl*****, nachdem sie durch Aufbrechen einer Holztür in einen Lagerraum gelangt waren, ein Notstromaggregat im Wert von 400 Euro;
8./ zwischen 25. und 27. Oktober 2011 in N***** Berechtigten der S***** GmbH, nachdem sie durch Aufzwängen der Metalltüren in das Innere des Bürogebäudes gelangt waren, Bargeld und eine Armbanduhr im Wert von 296 Euro;
9./ am 26. Oktober 2011 in W***** Berechtigten der W***** sowie Erwin M*****, nachdem sie durch Übersteigen des Zauns auf das Betriebsgelände gelangt waren und Bürofenster sowie Getränke- und Lebensmittelautomaten des Erwin M***** aufgezwängt hatten, Berechtigten der W***** eine Digitalkamera im Wert von 150 Euro und eine Taschenlampe im Wert von 50 Euro sowie Erwin M***** Bargeld im Betrag von insgesamt 240 Euro;
10./ zwischen 2. und 18. November 2011 in G***** Mag. Johanna H*****, nachdem sie durch Aufbrechen der Kellertüre in das Innere des Wohnhauses gelangt waren, drei Vasen, 44 Kupfer und Messingteller, vier Bilder, einen Mörser mit Stößel aus Messing, eine Dose, einen Kessel aus Buntmetall, Messingkleinteile, einen Messingspiegel, ein silbernes Altarkreuz und zwei Kerzenständer, zwei Uhren, ein Paar Ohrringe, ein kleines Goldkreuz sowie Schweißgeräte Zubehör im Gesamtwert von ca 3.900 Euro;
11./ am 15. November 2011 in G***** Berechtigten der Ka***** GmbH Co KG, nachdem sie durch Aufbrechen eines Fensters in das Innere des Büros des Sägewerks gelangt waren und einen Bürokasten aufbrachen, eine blaue Handkasse in nicht näher bekanntem Wert und Bargeld im Betrag von 52 Euro;
12./ am 15. November 2011 in M***** Berechtigten der De***** GmbH, nachdem sie durch Aufzwängen eines Fensters in das Innere des Sozialraums der T***** gelangt waren und einen Kaffeeautomaten aufgebrochen hatten, Bargeld im Betrag von 43 Euro;
13./ zwischen 20. und 21. November 2011 in K***** Berechtigten des Unternehmens Da*****, nachdem sie durch Einschlagen eines Fensters in den Aufenthaltsraum eines Betonwerks gelangt waren und einen Kaffeeautomaten aufbrachen, Bargeld im Betrag von 92,85 Euro;
14./ am 20. November 2011 in W***** Berechtigten des Sägewerks St***** Kupfer und Messingrundstangen sowie Rohre im Wert von 3.393,20 Euro, wobei sie bei Betretung auf frischer Tat dadurch, dass Alfred N***** ein Eisenrohr mit einem Durchmesser von ca 20 cm und einer Länge von ca 1,5 m und Franz K***** den Revolver Arizmendi Lebell, geladen mit vier scharfen Patronen, gegen den Security Gerald B***** richteten und Franz K***** äußerte: „Das was wir hier tun, tut keinem weh, aber das, was passieren kann, kann weh tun“ und dieser solle sich schleichen, somit eine Person mit gegenwärtiger Gefahr für Leib und Leben bedrohten, um sich die weggenommenen Sachen zu erhalten;
15./ nachts zum 16. Oktober 2011 in B***** Berechtigten der R ***** und der D*****, nachdem sie durch Aufbrechen der Tür in das Innere eines Büros gelangt waren, die Verbindungstüre zur Schleiferei sowie einen Kaffeeautomaten, einen Aktenkasten und eine Handkassa aufbrachen, Bargeld im Betrag von 666,45 Euro, mehrere Uhren sowie einen Aktenkoffer in nicht bekanntem Wert;
16./ zwischen 21. und 23. Oktober 2011 in T***** Berechtigten des Sägewerks Sa*****, nachdem sie durch Aufbrechen der Tür in das Innere des Werkstättenraums gelangt waren, zwei Motorsägen, drei Winkelschleifer und eine Bohrmaschine im Wert von insgesamt ca 1.500 Euro;
17./ zwischen 21. Oktober und 24. Oktober 2011 in T***** Berechtigten der Kä***** und der To*****, nachdem sie durch Aufzwängen eines Fensters in das Innere des Bürogebäudes der Kä***** gelangten, dort eine Zwischentür aufbrachen und einen Kaffeeautomaten aufzwängten, eine Fotokamera im Wert von 1.099 Euro samt Adapter für ein Mikroskop im Wert von 611 Euro und Bargeld im Betrag von 35 Euro;
18./ am 10. Juli 2011 in A***** Richard und Michael Sam*****, nachdem sie durch Aufzwängen eines Fensters in das Innere deren unbewohnten Hauses gelangt waren, Werkzeug, einen Plasma Flachbildfernseher samt Wandhalterung, mehrere Nachttischlampen und sieben Ikonen Bilder in nicht näher bekanntem Wert;
II./ Alfred N***** allein
1./ zwischen 8. und 14. August 2011 in H***** Dr. Ernst Ste*****, nachdem er durch Aufbrechen der Holztür in das Innere des Wohnhauses gelangt war und mehrere Innentüren aufgebrochen hatte, Antiquitäten im Wert von 10.762 Euro;
2./ am 23. September 2011 in E***** Günter Za*****, nachdem er gegen die Eingangstüre des Wohnhauses mit seiner Schulter gedrückt und ein ebenerdiges Fenster mit einem Schraubenzieher aufzuzwängen getrachtet hatte, Sachen und Bargeld in nicht näher bekanntem Wert, wobei die Vollendung unterblieb, weil es ihm zunächst nicht gelang, in das Innere des Hauses zu gelangen und er in weiterer Folge vom Sohn des Opfers betreten wurde;
3./ am 3. November 2011 in K***** Dorothea Rö*****, nachdem er durch Aufbrechen der Balkontüre in das Innere ihrer Wohnung gelangt war, Sachen und Bargeld in nicht näher bekanntem Wert, wobei die Vollendung infolge Betretens durch das Opfer unterblieb;
4./ am 20. oder 21. September 2011 in E***** Berechtigten der G***** GmbH, nachdem er durch Aufbrechen der Eingangstür und zahlreicher Innentüren in einzelne Wohnungen leerstehender Mehrparteienhäuser eingedrungen war, sechs Armaturen im Gesamtwert von 150 Euro;
5./ zwischen 20. und 22. August 2011 in P***** Josef Ha*****, nachdem er durch Aufbrechen eines Fensters in das Innere des Wohnhauses gelangt war, zahlreiche Antiquitäten, Figurinen, Heiligenscheingemälde, Kerzenleuchter, Zinngeschirr, ein Kreuz mit Christus Figur, einen Fernseher, Jagdtrophäen, Jagdmunition und einen Revolver Arizmendi Lebell im Gesamtwert von 21.511 Euro;
6./ am 26. August 2011 in V***** Peter Pl*****, nachdem er durch Aufzwängen eines Fensters in das Innere eines ehemaligen Gasthauses gelangt war, eine Bohrmaschine, zwei Winkelschrauber, einen Akku Schrauber, eine Kreissäge, und sechs Schraubenzieher im Gesamtwert von 710 Euro;
7./ zwischen 22. und 30. August 2011 in B*****, Ferdinand Ko*****, nachdem er durch Aufbrechen mehrerer Türen in das Innere eines ehemaligen Gasthauses gelangt war, Schriftstücke, Fotos, Ansichtskarten, Taschenuhren, ein Farbfernsehgerät und eine Küchenmaschine im nicht näher bekannten Wert;
8./ zwischen 16. und 19. September 2011 in L***** Berechtigten der R***** GmbH, nachdem er durch Aufbrechen eines Fensters in das Innere eines Büro Containers des Steinbruchs gelangt war, einen Laptop samt externer Festplatte im Wert von 786,24 Euro;
B./ zwischen August und November 2011 in der Steiermark und in Kärnten, wenn auch nur fahrlässig, unbefugt eine genehmigungspflichtige Schusswaffe, nämlich die Faustfeuerwaffe Arizmendi Lebell, besessen und geführt.
Rechtliche Beurteilung
Die dagegen gerichtete und auf § 281 Abs 1 Z 5a und 9 lit a StPO gestützte Nichtigkeitsbeschwerde des Angeklagten N***** verfehlt ihr Ziel.
Z 5a will als Tatsachenrüge nur geradezu unerträgliche Feststellungen zu entscheidenden Tatsachen (das sind schuld oder subsumtionserhebliche Tatumstände, nicht aber im Urteil geschilderte Begleitumstände oder im Rahmen der Beweiswürdigung angestellte Erwägungen) und völlig lebensfremde Ergebnisse die Beweiswürdigung durch konkreten Verweis auf aktenkundige Beweismittel (bei gleichzeitiger Bedachtnahme auf die Gesamtheit der tatrichterlichen Beweiswerterwägungen) verhindern. Tatsachenrügen, die außerhalb solcher Sonderfälle auf eine Überprüfung der Beweiswürdigung abzielen, beantwortet der Oberste Gerichtshof ohne eingehende eigene Erwägungen, um über den Umfang seiner Eingriffsbefugnisse keine Missverständnisse aufkommen zu lassen (RIS Justiz RS0118780).
Soweit der Nichtigkeitswerber zu Schuldspruchpunkt A./II./3./ vorbringt, sichergestellte Schuhabdruckspuren ließen laut Untersuchungsergebnis lediglich auf eine „mögliche Tatbegehung“ schließen, und erkennbar zu Faktum A./I./14./ einwendet, der Zeuge Gerald B***** sei in der Hauptverhandlung am 17. Juli 2012 auf genaueres Nachfragen doch nicht ganz sicher gewesen, ob es sich beim Erstangeklagten N***** um einen der Täter gehandelt habe, und daraus insoweit, aber bloß unter Hinweis auf seine leugnende Verantwortung auch zu allen übrigen Taten seine Schuldlosigkeit abzuleiten trachtet, gelingt es ihm nicht, beim Obersten Gerichtshof qualifizierte Bedenken gegen die dem Schuldspruch zugrundeliegenden entscheidenden Tatsachen hervorzurufen.
Der abschließende Hinweis der Tatsachenrüge auf den Zweifelsgrundsatz verkennt, dass dieser niemals Gegenstand des formellen Nichtigkeitsgrundes der Z 5a sein kann (RIS Justiz RS0102162).
Zur subjektiven Tatseite kritisiert die Rechtsrüge die Wiedergabe der verba legalia, legt aber nicht dar, welche Konstatierungen über die zureichend getroffenen (vgl US 12, 17, 20, 24) hinaus konkret erforderlich gewesen wären.
Die Nichtigkeitsbeschwerde war daher bereits bei nichtöffentlicher Beratung sofort zurückzuweisen (§ 285d Abs 1 StPO), woraus die Zuständigkeit des Oberlandesgerichts zur Entscheidung über die Berufung folgt (§ 285i StPO).
Die Kostenentscheidung gründet sich auf § 390a Abs 1 StPO.