JudikaturOGH

6Ob87/12f – OGH Entscheidung

Entscheidung
13. September 2012

Kopf

Der Oberste Gerichtshof hat durch den Senatspräsidenten des Obersten Gerichtshofs Hon. Prof. Dr. Pimmer als Vorsitzenden und durch die Hofräte des Obersten Gerichtshofs Dr. Schramm, Dr. Gitschthaler, Univ. Prof. Dr. Kodek und Dr. Nowotny als weitere Richter in der (vormaligen) Pflegschaftssache des nunmehr volljährigen Mo***** E*****, geboren am 1. August 1994, und der minderjährigen Ma***** E*****, geboren am 10. Dezember 1995, über den Rekurs der Mutter D***** K*****, gegen den Beschluss des Oberlandesgerichts Wien vom 8. März 2012, GZ 12 Nc 22/11v 8, in nichtöffentlicher Sitzung den

Beschluss

gefasst:

Spruch

Der Rekurs wird hinsichtlich Mo***** E***** zurückgewiesen.

Hinsichtlich Ma***** E***** wird der Akt dem Oberlandesgericht Wien zurückgestellt.

Text

Begründung:

Mo***** und Ma***** E***** sind die ehelichen Kinder des R***** R***** und der D***** K*****, deren Ehe bereits 1997 geschieden wurde. Aufgrund des Beschlusses des Bezirksgerichts Neunkirchen vom 7. 1. 2008 steht (stand) die Obsorge beiden Eltern zu.

Mit dem angefochtenen Beschluss genehmigte das Oberlandesgericht Wien die am 7. 10. 2011 gemäß § 111 JN erfolgte Übertragung der Zuständigkeit vom Bezirksgericht Neunkirchen an das Bezirksgericht Schwechat; beide Kinder lebten nunmehr beim Vater in H*****.

Dagegen wendet sich die Mutter mit persönlichem Schreiben vom 16. 4. 2012, in welchem sie darauf hinweist, dass Mo***** tatsächlich nicht beim Vater, sondern bei den mütterlichen Großeltern in Hi***** und Ma***** nicht mehr beim Vater, sondern wieder bei ihr in N***** lebten. Sie verstehe den Beschluss des Oberlandesgerichts Wien nicht.

Dieses legte das Schreiben der Mutter dem Obersten Gerichtshof als Rekurs vor.

Rechtliche Beurteilung

Der Rekurs ist hinsichtlich Mo***** E***** unzulässig; hinsichtlich Ma***** E***** kann noch nicht entschieden werden.

1. Da die Bezirksgerichte Neunkirchen und Schwechat nicht im selben Landesgerichtssprengel liegen, hat das Oberlandesgericht Wien gemäß § 111 Abs 2 JN als Erstgericht entschieden. Damit bedurfte die Mutter für ihren Rekurs an den Obersten Gerichtshof keiner anwaltlichen Vertretung; es liegt kein Revisionsrekursverfahren iSd § 6 Abs 1 AußStrG vor.

2. Mo***** E***** hat am 1. 8. 2012 sein 18. Lebensjahr vollendet und ist damit volljährig geworden. Da somit das Pflegschaftsverfahren beendet ist, kann es zu keiner Übertragung der Zuständigkeit nach § 111 JN mehr kommen; der Mutter fehlt es an jeglicher Beschwer, was zur Zurückweisung ihres Rekurses führen muss.

3. Hinsichtlich Ma***** E***** ist zu berücksichtigen, dass das Rechtsmittelverfahren betreffend Zuständigkeitsübertragungen nach § 111 JN zweiseitig ausgestaltet ist ( Mayr in Rechberger , ZPO³ [2006] § 111 JN Rz 6; Mayr/Fucik , Verfahren außer Streitsachen³ [2006] Rz 263; vgl auch 1 Ob 19/06k). Der Rekurs der Mutter ist daher gemäß § 48 AußStrG sowohl dem Vater, der ebenfalls obsorgeberechtigt ist, als auch Ma***** E***** zuzustellen; letztere ist bereits mündig und hat deshalb nach § 104 AußStrG eigene Verfahrensfähigkeit.

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