1Präs.2690-5122/11p – OGH Entscheidung
Kopf
Der Oberste Gerichtshof hat durch die Präsidentin Hon. Prof. Dr. Griss über die Anzeige der Ausgeschlossenheit des Präsidenten und des Vizepräsidenten des Oberlandesgerichts Innsbruck und der in Strafsachen tätigen Richterinnen und Richter des Oberlandesgerichts Innsbruck den
Beschluss
gefasst:
Spruch
Der Präsident des Oberlandesgerichts Innsbruck und sämtliche in Strafsachen tätigen Richterinnen und Richter des Oberlandesgerichts Innsbruck sind von der Entscheidung über die Ausgeschlossenheit des Präsidenten, des Vizepräsidenten und der Richterinnen und Richter des Landesgerichts Innsbruck im Verfahren über den Fortführungsantrag des R***** L***** ausgeschlossen.
Die Entscheidung über die Ausgeschlossenheit des Präsidenten, des Vizepräsidenten und der in Strafsachen tätigen Richterinnen und Richter des Landesgerichts Innsbruck wird dem Präsidenten des Oberlandesgerichts Linz übertragen.
Text
Gründe:
Die Staatsanwaltschaft Innsbruck hat am 31. 5. 2011 ein Ermittlungsverfahren gegen Dr. W***** P*****, Dr. W***** Z*****, Dr. B***** K*****, Dr. W***** S*****, Dr. U***** P*****, Dr. G***** H*****, Dr. K***** H*****, Dr. H***** P*****, Dr. F***** H*****, Dr. K***** G*****, Dr. R***** R***** und Mag. M***** O***** wegen § 302 Abs 1 StGB gemäß § 190 Z 1 StPO eingestellt. Der Anzeiger R***** L***** hat einen Fortführungsantrag gestellt, über den das Verfahren zu 21 Bl 259/11p des Landesgerichts Innsbruck anhängig ist. In der Folge haben der Präsident, der Vizepräsident und sämtliche in Strafsachen tätige Richterinnen und Richter des Landesgerichts Innsbruck ihre Ausgeschlossenheit angezeigt. Sie haben darauf verwiesen, dass zwischen ihnen und den Beschuldigten berufliche und auch persönliche Beziehungen bestehen.
Über die Ausgeschlossenheit des Präsidenten, des Vizepräsidenten und der Richterinnen und Richter des Landesgerichts Innsbruck hat der Präsident des Oberlandesgerichts Innsbruck zu entscheiden. Der Präsident des Oberlandesgerichts, der Vizepräsident und weitere Richterinnen und Richter sind Beschuldigte; alle anderen Richterinnen und Richter des Oberlandesgerichts Innsbruck haben ihre Ausgeschlossenheit angezeigt. Sie haben auf berufliche und persönliche Beziehungen zwischen ihnen und den Beschuldigten verwiesen.
Rechtliche Beurteilung
Gemäß § 43 Abs 1 Z 1 StPO ist ein Richter vom gesamten Verfahren (ua dann) ausgeschlossen, wenn er selbst Beschuldigter ist; gemäß § 43 Abs 1 Z 3 StPO ist ein Richter auch ausgeschlossen, wenn andere Gründe vorliegen, die geeignet sind, seine volle Unvoreingenommenheit und Unparteilichkeit in Zweifel zu ziehen.
Der Präsident des Oberlandesgerichts, der Vizepräsident und weitere Richterinnen und Richter sind als Beschuldigte ausgeschlossen; bei den übrigen Richterinnen und Richtern können die beruflichen und persönlichen Beziehungen Zweifel an ihrer Unvoreingenommenheit und Unparteilichkeit erwecken. Auch sie sind daher von der Entscheidung über die Ausgeschlossenheit des Präsidenten, des Vizepräsidenten und der Richterinnen und Richter des Landesgerichts Innsbruck ausgeschlossen.
Die Übertragung der Entscheidung auf den Präsidenten des Oberlandesgerichts Linz gründet sich auf § 45 Abs 2 StPO.