JudikaturOGH

1Präs.2690-1750/11f – OGH Entscheidung

Entscheidung
07. April 2011

Kopf

Der Oberste Gerichtshof hat durch die Präsidentin Hon. Prof. Dr. Griss über die Anzeige der Ausgeschlossenheit des Präsidenten des Oberlandesgerichts Innsbruck und sämtlicher Richterinnen und Richter des Oberlandesgerichts Innsbruck den

Beschluss

gefasst:

Spruch

Der Präsident des Oberlandesgerichts Innsbruck und sämtliche Richterinnen und Richter des Oberlandesgerichts Innsbruck sind von der Entscheidung über die Ausgeschlossenheit des Präsidenten und sämtlicher Richterinnen und Richter des Landesgerichts Feldkirch im Verfahren über den Fortführungsantrag des Mag. H***** B***** ausgeschlossen.

Die Entscheidung über die Ausgeschlossenheit des Präsidenten und sämtlicher Richterinnen und Richter des Landesgerichts Feldkirch wird dem Präsidenten des Oberlandesgerichts Graz übertragen.

Text

Gründe:

Die Staatsanwaltschaft Feldkirch hat am 10.1.2011 ein Ermittlungsverfahren gegen Dr. K***** S*****, Dr. W***** P*****, Dr. K***** H***** und Dr. W***** Z***** wegen § 302 Abs 1 StGB gemäß § 190 Z 1 StPO eingestellt. Der Anzeiger Mag. H***** B***** hat einen Fortführungsantrag gestellt, über den das Verfahren zu 32 Bl 11/11z des Landesgerichts Feldkirch anhängig ist. In der Folge haben der Präsident und sämtliche Richterinnen und Richter des Landesgerichts Feldkirch ihre Ausgeschlossenheit angezeigt. Sie haben darauf verwiesen, dass zwischen ihnen und den Beschuldigten berufliche und auch persönliche Beziehungen bestehen.

Über die Ausgeschlossenheit des Präsidenten und der Richterinnen und Richter des Landesgerichts Feldkirch hat der Präsident des Oberlandesgerichts Innsbruck zu entscheiden. Der Präsident des Oberlandesgerichts, der Vizepräsident und Dr. K***** H***** sind Beschuldigte; alle anderen Richterinnen und Richter des Oberlandesgerichts Innsbruck haben ihre Ausgeschlossenheit angezeigt. Sie haben auf berufliche und persönliche Beziehungen zwischen ihnen und den Beschuldigten verwiesen.

Rechtliche Beurteilung

Gemäß § 43 Abs 1 Z 1 StPO ist ein Richter vom gesamten Verfahren (ua dann) ausgeschlossen, wenn er selbst Beschuldigter ist; gemäß § 43 Abs 1 Z 3 StPO ist ein Richter auch ausgeschlossen, wenn andere Gründe vorliegen, die geeignet sind, seine volle Unvoreingenommenheit und Unparteilichkeit in Zweifel zu ziehen.

Der Präsident des Oberlandesgerichts, der Vizepräsident und Dr. K***** H***** sind als Beschuldigte ausgeschlossen; bei den übrigen Richterinnen und Richtern können die beruflichen und persönlichen Beziehungen Zweifel an ihrer Unvoreingenommenheit und Unparteilichkeit erwecken. Auch sie sind daher von der Entscheidung über die Ausgeschlossenheit des Präsidenten und der Richterinnen und Richter des Landesgerichts Feldkirch ausgeschlossen.

Die Übertragung der Entscheidung auf den Präsidenten des Oberlandesgerichts Graz gründet sich auf § 45 Abs 2 StPO.

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