14Os89/96 – OGH Entscheidung
Kopf
Der Oberste Gerichtshof hat am 9.Juli 1996 durch den Vizepräsidenten des Obersten Gerichtshofes Dr.Walenta als Vorsitzenden und durch die Hofräte des Obersten Gerichtshofes Dr.Massauer, Dr.Ebner, Dr.E.Adamovic und Dr.Holzweber als weitere Richter, in Gegenwart der Richteramtsanwärterin Mag.Hawlicek als Schriftführerin, in der Strafsache gegen Mathias E***** und andere Angeklagte wegen des Vergehens des Glücksspiels nach § 168 Abs 2 StGB über die von der Generalprokuratur erhobene Nichtigkeitsbeschwerde zur Wahrung des Gesetzes gegen die Strafverfügungen des Bezirksgerichtes Villach vom 17. Dezember 1991, GZ 5 U 540/88-18, 20, 22, 25 und 26, sowie gegen die Urteile des Bezirksgerichtes Villach vom 27.Februar 1992, GZ 5 U 540/88-40, und vom 12.Mai 1992, GZ 5 U 540/88-50, ferner des Landesgerichtes Klagenfurt als Berufungsgericht vom 14.Juli 1992, AZ 4 Bl 126/92 (GZ 5 U 540/88-60 des Bezirksgerichtes Villach), nach öffentlicher Verhandlung in Anwesenheit des Vertreters des Generalprokurators, Generalanwalt Dr.Schroll, jedoch in Abwesenheit der Angeklagten zu Recht erkannt:
Spruch
Das Gesetz ist in den Bestimmungen des § 57 Abs 2 und Abs 3 StGB verletzt worden
1. durch die Strafverfügungen des Bezirksgerichtes Villach vom 17. Dezember 1991, GZ 5 U 540/88-18, 20, 22, 25 und 26 betreffend Mathias E*****, Franz U*****, Helmut U*****, Johann S***** und Alexander L***** sowie
2. durch die Urteile des Bezirksgerichtes Villach vom 27.Februar 1992, GZ 5 U 540/88-40, betreffend Helmut T***** und vom 12.Mai 1992, GZ 5 U 540/88-50, sowie des Landesgerichtes Klagenfurt als Berufungsgericht vom 14.Juli 1992, AZ 4 Bl 126/92 (GZ 5 U 540/88-60 des Bezirksgerichtes Villach) betreffend Gerfried W*****.
Diese Strafverfügungen und Urteile werden aufgehoben und es wird dem Bezirksgericht Villach aufgetragen, nach dem Gesetz zu verfahren.
Text
Gründe:
Mit rechtskräftigen Strafverfügungen des Bezirksgerichtes Villach vom 17. Dezember 1991, AZ 5 U 540/88, wurden Mathias E***** (ON 18), Franz U***** (ON 20), Helmut U***** (ON 22), Johann S***** (ON 25) und Alexander L***** (ON 26) des Vergehens des Glückspiels nach § 168 Abs 2 StGB schuldig erkannt. Dieses Vergehens sprach das genannte Gericht ferner Helmut T***** mit rechtskräftigem Urteil vom 27.Februar 1992, GZ 5 U 540/88-40, und Gerfried W***** mit Urteil vom 12.Mai 1992 (ON 50) schuldig.
Der von Gerfried W***** erhobenen Berufung wegen Nichtigkeit, Schuld und Strafe gab das Landesgericht Klagenfurt mit Urteil vom 14.Juli 1992, AZ 4 Bl 126/92 ( = GZ 5 U 540/88-60 des Bezirksgerichtes Villach), nicht Folge.
Rechtliche Beurteilung
Die erwähnten Strafverfügungen und Urteile stehen - wie der Generalprokurator in seiner zur Wahrung des Gesetzes erhobenen Nichtigkeitsbeschwerde zutreffend aufzeigt - mit dem Gesetz (§ 57 Abs 2 und Abs 3 StGB) nicht im Einklang.
Gemäß § 57 Abs 2 StGB erlischt die Strafbarkeit der nicht im Abs 1 dieser Gesetzesstelle genannten Taten durch Verjährung, wobei die Verjährungsfrist beginnt, sobald die mit Strafe bedrohte Tätigkeit abgeschlossen ist oder das mit Strafe bedrohte Verhalten aufhört. Nach § 57 Abs 3 StGB beträgt die Verjährungsfrist für das mit Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 360 Tagessätzen bedrohte Vergehen des Glückspiels nach § 168 Abs 2 StGB ein Jahr. Gemäß § 58 Abs 3 Z 2 StGB wird die Zeit, während der wegen der Tat gegen den Täter ein Strafverfahren bei Gericht anhängig ist, nicht in die Verjährungsfrist eingerechnet.
Obwohl die Anzeige bereits am 1.Februar 1989 beim Bezirksgericht Villach eingelangt war, setzte dieses erst am 19.Februar 1990 durch die Anordnung der Einholung neuer Strafregisterauskünfte (S 1 verso im einbezogenen Akt 5 U 65/89 des Bezirksgerichtes Villach) die erste Verfolgungshandlung gegen Mathias E*****, Franz U*****, Helmut U*****, Johann S*****, Alexander L*****, Helmut T***** und Gerfried W*****. Zu diesem Zeitpunkt waren die mit Strafe bedrohten Tätigkeiten der Angeklagten jeweils länger als ein Jahr abgeschlossen, sodaß die Verjährungsfrage indiziert war. Eine allfällige Verlängerung der Verjährungsfrist gemäß § 58 Abs 2 StGB wegen neuerlicher Begehung einer auf der gleichen schädlichen Neigung beruhenden mit Strafe bedrohten Handlung ist zwar nicht aktenkundig, aber auch nicht ausgeschlossen.
Die angefochtenen Entscheidungen waren daher zu kassieren und dem Erstgericht aufzutragen, nach entsprechenden Erhebungen dem Gesetz gemäß zu verfahren.