JudikaturOGH

14Os51/94(14Os52/94) – OGH Entscheidung

Entscheidung
03. Mai 1994

Kopf

Der Oberste Gerichtshof hat am 3.Mai 1994 durch den Vizepräsidenten des Obersten Gerichtshofes Dr.Walenta als Vorsitzenden und durch die Hofräte des Obersten Gerichtshofes Dr.Massauer, Dr.Ebner, Dr.Adamovic und Dr.Holzweber als weitere Richter, in Gegenwart der Richteramtsanwärterin Mag.Gründl als Schriftführerin, in der Strafsache gegen Mag.Emese K***** und Klaus Friedrich Kr***** wegen des Verbrechens des schweren Betruges nach §§ 146, 147 Abs 3 StGB und anderer strafbarer Handlungen über die Nichtigkeitsbeschwerde und die Berufung des Angeklagten Klaus Friedrich Kr***** sowie über die Berufung der Privatbeteiligten K*****-GmbH gegen das Urteil des Landesgerichtes für Strafsachen Wien als Schöffengericht vom 9. November 1993, GZ 12 a Vr 11.977/92-154, ferner über die Beschwerde (§ 494 a Abs 4 StPO) des Angeklagten nach Anhörung der Generalprokuratur in nichtöffentlicher Sitzung den

Beschluß

gefaßt:

Spruch

Die Nichtigkeitsbeschwerde wird zurückgewiesen.

Zur Entscheidung über die Berufungen und die Beschwerde werden die Akten dem Oberlandesgericht Wien zugeleitet.

Dem Angeklagten fallen auch die Kosten des bisherigen Rechtsmittelverfahrens zur Last.

Text

Gründe:

Mit dem angefochtenen Urteil - das auch rechtskräftige Freisprüche enthält (B) - wurden (die am Rechtsmittelverfahren nicht mehr beteiligte) Mag.Emese K***** und Klaus Friedrich Kr***** (zu A/I) des Verbrechens des schweren Betruges nach §§ 146, 147 Abs 3 StGB, (zu A/II bzw III) des Vergehens der Fälschung besonders geschützter Urkunden nach §§ 223 Abs 2, 224 StGB, Klaus Friedrich Kr***** insoweit teilweise als Beteiligter nach § 12 dritter Fall StGB, der Letztgenannte allein auch (zu A/IV) der Vergehen der fahrlässigen Krida nach § 159 Abs 1 Z 1 und 2 StGB schuldig erkannt und zu je zwei Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Zugleich sprach das Erstgericht den Widerruf einer dem Klaus Friedrich Kr***** gewährten bedingten Strafnachsicht aus (§ 494 a Abs 1 Z 4 StPO). Die Privatbeteiligten wurden mit ihren Entschädigungsansprüchen auf den Zivilrechtsweg verwiesen (§ 366 StPO).

Nach dem Inhalt des Schuldspruches (A) haben in Wien

I.

mit dem Vorsatz, sich und andere durch das Verhalten der Getäuschten unrechtmäßig zu bereichern, nachgenannte Personen durch Täuschung über Tatsachen zu Handlungen verleitet, die die Getäuschten oder Dritte mit einem insgesamt 500.000 S übersteigenden Betrag am Vermögen schädigten, und zwar:

1. Mag.Emese K***** am 22.Mai 1989 den Dr.Peter Kri***** durch die Vorspiegelung, eine zahlungsfähige und zahlungswillige Mieterin zu sein, zum Abschluß eines Mietvertrages sowie zur Überlassung von Räumlichkeiten im Hause Wien 7., Seidengasse 32, wodurch Dr.Peter Kri***** mit zumindest 212.269,20 S am Vermögen geschädigt wurde;

2. Mag.Emese K***** und Klaus Friedrich Kr***** im bewußten und gewollten Zusammenwirken als Mittäter am 27.November 1990 die Susanne und den Hans A***** durch die Vorspiegelung, bei der D***** GmbH handle es sich um ein wirtschaftlich leistungsfähiges Unternehmen bzw diese Gesellschaft sei ein zahlungsfähiger und zahlungswilliger Mieter, zum Abschluß eines Mietvertrages sowie zur Überlassung von Räumlichkeiten im Hause Wien 19., Hofzeile 7-9, wodurch Susanne A***** mit zumindest 203.000 S am Vermögen geschädigt wurde;

3. Mag.Emese K***** und Klaus Friedrich Kr***** im bewußten und gewollten Zusammenwirken als Mittäter am 14.September 1992 Mitarbeiter der I***** Handels-AG durch die Vorspiegelung, die in Gründung befindliche D***** C***** AG sei ein wirtschaftlich leistungsfähiges Unternehmen bzw ein zahlungsfähiger und zahlungswilliger Mieter, zum Abschluß eines Mietvertrages sowie zur Überlassung von Räumlichkeiten im Hause Wien 8., Friedrich-Schmidt-Platz 3, wodurch die I***** Handels-AG mit zumindest 446.802 S am Vermögen geschädigt wurde;

4. Mag.Emese K***** am 11.Jänner 1993 Mitarbeiter der K*****-GmbH durch die Vorspiegelung, der Verein "D***** C*****" sei ein wirtschaftlich leistungsfähiger Auftraggeber bzw ein zahlungsfähiger und zahlungswilliger Mieter, zum Abschluß eines Mietvertrages und zur Überlassung von Räumlichkeiten im Hause Wien 1., Stephansplatz 10, wodurch die K*****-GmbH mit zumindest 50.761,64 S am Vermögen geschädigt wurde;

II.

Mag.Emese K***** und Klaus Friedrich Kr***** falsche und verfälschte Urkunden im Rechtsverkehr zum Beweis von Rechten und Tatsachen gebraucht, und zwar:

1. Klaus Kr***** am 20.September 1989 eine Anmeldung auf Übertragung einer Fernmeldeeinrichtung, womit die Fernsprechnummer 93 44 16 von Dr.Peter Kri***** auf eine Ka*****-GmbH übertragen werden sollte und auf der die Unterschrift des bisherigen Teilnehmers Dr.Peter Kri***** nachgeahmt worden war, gegenüber dem Fernmeldegebührenamt Wien zum Nachweis der Tatsache der Zustimmung des bisherigen Fernsprechteilnehmers zur Übertragung;

2. Mag.Emese K***** am 19.November 1992 ein Überbringersparbuch, ausgestellt von der C*****Bank*****, Nr. 6044-60-61248, bei dem der Kontostand auf 950.000 S verfälscht worden war, gegenüber Mitarbeitern der I*****-GmbH zum Nachweis der Tatsache der Bonität, wobei die Verfälschung in Beziehung auf ein nicht im § 237 StGB genanntes Wertpapier begangen wurde;

3. Mag.Emese K***** am 8.Feber 1993 einen Meldezettel, mit dem Klaus Friedrich Kr***** an der Adresse Wien 1., Passauerplatz 6/28, angemeldet werden sollte und auf dem die Unterschrift des Unterkunftgebers Gerd B***** nachgemacht worden war, zum Nachweis der Tatsache der Zustimmung des Unterkunftgebers zur Anmeldung;

III.

Klaus Friedrich Kr***** am 19.November 1992 in Wien zur Ausführung der von Mag.Emese K***** unter Punkt II/2 beschriebenen strafbaren Handlung beigetragen, indem er das Überbringersparbuch besorgte und Mag.Emese K***** übergab;

IV.

Klaus Friedrich Kr***** als de facto-Geschäftsführer der D***** GmbH, welche Schuldnerin mehrerer Gläubiger war,

1. in der Zeit von Oktober 1990 bis Ende 1990 fahrlässig die Zahlungsunfähigkeit der Gesellschaft herbeigeführt, indem er verlustreich wirtschaftete und unverhältnismäßig Lieferantenkredit in Anspruch nahm;

2. in der Zeit von März 1991 bis Anfang 1992 in Kenntnis der Zahlungsunfähigkeit der Gesellschaft fahrlässig die Befriedigung der Gesellschaftsgläubiger geschmälert, indem er neue Schulden einging und den eingetragenen Geschäftsführer Klaus Dieter S***** nicht vom Niedergang der Gesellschaft in Kenntnis setzte.

Während Mag.Emese K***** das Urteil unangefochten ließ, bekämpft es der Angeklagte Klaus Friedrich Kr***** mit Nichtigkeitsbeschwerde aus den Gründen der Z 4 und 5 des § 281 Abs 1 StPO sowie mit Berufung gegen den Ausspruch über die Strafe. Den Widerrufsbeschluß ficht er mit Beschwerde an. Die Privatbeteiligte K*****-GmbH hat gegen ihre Verweisung auf den Zivilrechtsweg Berufung ergriffen.

Rechtliche Beurteilung

Die Nichtigkeitsbeschwerde versagt.

Zum Faktum A/I/2 (Mietvertrag A*****):

Mit dem Einwand (Z 5), das Erstgericht hätte überhaupt keine Gründe für seinen Ausspruch angegeben, daß der Angeklagte Klaus Friedrich Kr***** gegenüber den Eheleuten Susanne und Hans A***** (als Vermieter) die Zahlungsfähigkeit und Zahlungswilligkeit der D***** GmbH (als Mieter) nur vorgespiegelt habe, setzt sich der Beschwerdeführer darüber hinweg, daß die Tatrichter die Feststellung der Zahlungsunfähigkeit der genannten Gesellschaft mit dem Gutachten des Buchsachverständigen DDr.Altenberger begründet (US 32) und auf Grund der Aussage des Zeugen Klaus Dieter S***** (US 32) angenommen haben, daß die faktische Geschäftsführung der Gesellschaft in Händen des Beschwerdeführers lag. Diese Beweisergebnisse reichen aber auch völlig als Begründung dafür aus, daß der Angeklagte von dem wirtschaftlichen Desaster der Gesellschaft, als deren Organ er aufgetreten ist, unmittelbar Kenntnis hatte und die Eheleute A***** solcherart vorsätzlich über diese Tatsache getäuscht hat.

Der angenommene Vermögensschaden von 203.000 S (US 16) bedurfte keiner weiteren Begründung, denn es ist notorisch, daß bei der derzeitigen Situation am Wiener Wohnungsmarkt eine anderweitige Vermietung der Wohnung zu diesem Mietzins möglich gewesen wäre.

Zum Faktum A/I/3 (Mietvertrag I***** Handels-AG):

Auch insoweit gilt, daß der Schadenseintritt in der Höhe von 446.802 S keiner weiteren Begründung bedurfte (Z 5), weil es gleichfalls allgemein bekannt ist, daß Räumlichkeiten in dieser Lage und Ausdehnung jederzeit zu gleichen Bedingungen auch sonst hätten vermietet werden können.

Durch die Abweisung des Antrages auf Vernehmung der Verena H***** als Zeugin zum Beweis dafür, daß das Inkrafttreten des Mietvertrages zwischen der I***** Handels-AG (als Vermieterin) und der in Gründung befindlichen D***** C***** AG (als Mieterin) von der Erteilung einer Bewilligung zum Umbau der gemieteten Räume seitens der Vermieterin abhängig gewesen sei (S 463, 467/III), wurden Verteidigungsrechte (Z 4) nicht beeinträchtigt. Denn angesichts der klaren Bestimmungen des Mietvertrages (Beilage ./8 zum HV-Prot ON 153) und der Aussage der Zeugin Mag.Martina B***** (S 310 ff/III) hätte es einer näheren Darlegung im Beweisantrag bedurft, aus welchen Gründen von der namhaft gemachten Zeugin eine Bestätigung der gegenteiligen Behauptungen des Angeklagten zu erwarten gewesen wäre.

Zum Faktum A/III (Fälschung eines Sparbuches):

Mit der Frage, ob der Angeklagte Klaus Friedrich Kr***** von der Verfälschung des Überbringersparbuches der C***** Kenntnis hatte, hat sich das Erstgericht ausführlich auseinandergesetzt und seine bejahende Feststellung (US 22) - dem Beschwerdevorbringen zuwider - auch begründet (US 31 f). Die Beschwerde (Z 5) übergeht auch in diesem Punkte die Argumentation der Tatrichter und übt unter Berufung auf die "unleugbare Unwiderlegbarkeit der Verantwortung" des Angeklagten nur unzulässige Kritik an der Beweiswürdigung nach Art einer Schuldberufung.

Zum Faktum A/IV (fahrlässige Krida):

Die Feststellung, daß der formelle Geschäftsführer der D***** GmbH, Klaus Dieter S*****, die Geschäftsführung faktisch dem Angeklagten überlassen hatte, stützte das Erstgericht auf die Zeugenaussage des Genannten, der auch der Beschwerdeführer nicht widersprochen hat (US 32 iVm S 415/III). Der Beschwerdeeinwand, es fehle im Urteil auch insoweit an einer Begründung, ist daher gleichfalls unberechtigt.

Die Nichtigkeitsbeschwerde war somit schon bei einer nichtöffentlichen Beratung als offenbar unbegründet sofort zurückzuweisen (§ 285 d Abs 1 StPO), woraus die Kompetenz des Oberlandesgerichtes Wien zur Entscheidung über die Berufungen und die Beschwerde folgt (§§ 285 i, 498 Abs 3 StPO).

Die Kostenersatzpflicht des Angeklagten folgt aus § 390 a StPO.

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