15Os128/91 – OGH Entscheidung
Kopf
Der Oberste Gerichtshof hat am 17.Oktober 1991 durch den Senatspräsidenten des Obersten Gerichtshofes Hon.Prof. Dr. Steininger als Vorsitzenden sowie durch die Hofräte des Obersten Gerichtshofes Dr. Reisenleitner, Dr. Lachner, Dr. Kuch und Dr. Hager als weitere Richter, in Gegenwart der Richteramtsanwärterin Mag. Hofbauer als Schriftführerin, in der Strafsache gegen Gerhard D***** wegen des Verbrechens des Diebstahls durch Einbruch nach §§ 127, 129 Z 3 StGB und einer anderen strafbaren Handlung über die von der Generalprokuratur erhobene Nichtigkeitsbeschwerde zur Wahrung des Gesetzes gegen das Urteil des Landesgerichtes für Strafsachen Graz vom 18. Dezember 1989, GZ 4 a E Vr 249/89-37, nach Anhörung des Vertreters des Generalprokurators, Generalanwalt Dr. Kodek, in öffentlicher Verhandlung zu Recht erkannt:
Spruch
Das Urteil des Landesgerichtes für Strafsachen Graz vom 18. Dezember 1989, GZ 4 a E Vr 249/89-37, verletzt, soweit damit zum Schuldspruch dieses Gerichtshofes vom 17.November 1988, GZ 4 Vr 1909/88-16, (neuerlich) nachträglich eine Strafe ausgesprochen wurde, das Gesetz in der Bestimmung des § 15 Abs. 1 JGG.
Dieses Urteil, das im übrigen unberührt bleibt, wird im Strafausspruch, ferner werden der damit im Zusammenhang stehende (Widerrufs )Beschluß des Landesgerichtes für Strafsachen Graz vom 18. Juni 1990, GZ 4 a E Vr 334/90-19, sowie das über diesen Beschluß ergangene Beschwerdeerkenntnis des Oberlandesgerichtes Graz vom 30.Oktober 1990, AZ 11 Bs 408-410/90, aufgehoben und es wird die Sache zur neuerlichen Strafbemessung im Verfahren zum AZ 4 a E Vr 249/89 an das Landesgericht für Strafsachen Graz verwiesen.
Text
Gründe:
Mit dem Urteil des Landesgerichtes für Strafsachen Graz als Jugendschöffengericht vom 17.November 1988, GZ 4 a E Vr 1909/88-16, wurde der am 17.April 1972 geborene Gerhard D***** - der Sache nach (§ 29 StGB) - des (am 4. und 28. Juli 1988 begangenen) Verbrechens des schweren Diebstahls durch Einbruch nach §§ 127, 128 Abs. 1 Z 4, 129 Z 1 und 3, teils als Beteiligter nach § 12 dritter Fall StGB und des (am 3. Juli 1988 verübten) Vergehens der Sachbeschädigng nach § 125 StGB schuldig erkannt. Gemäß § 13 Abs. 1 JGG (1961) wurde der Ausspruch und die Vollstreckung der zu verhängenden Strafe für eine Probezeit von drei Jahren vorläufig aufgeschoben. Das Urteil ist am 5.Dezember 1988 in Rechtskraft erwachsen (S 121).
Hierauf wurde er mit dem Urteil des Landesgerichtes für Strafsachen Graz vom 26.Jänner 1989, GZ 4 a Vr 2917/88-33, des (in der Nacht zum 20.November 1988 verübten) Verbrechens des schweren Diebstahls durch Einbruch nach §§ 127, 128 Abs. 1 Z 4, 129 Z 1 und 2 StGB und des (am 17. bzw 18.September 1988 begangenen) Vergehens der Sachbeschädigung nach § 125 StGB schuldig erkannt. Er wurde dafür sowie gemäß § 494 Abs. 1 Z 3 StPO unter gleichzeitigem nachträglichen Strafausspruch zum oben bezeichneten Schuldspruch gemäß § 15 Abs. 1 JGG nach § 5 JGG, §§ 28, 129 StGB zu einer Freiheitsstrafe von sieben Monaten verurteilt. Ein Teil der Strafe, nämlich fünf Monate, wurde gemäß § 43 a Abs. 3 StGB unter Bestimmung einer Probezeit von drei Jahren bedingt nachgesehen. Dieses Urteil erwuchs am 29. März 1989 in Rechtskraft (S 335). Die hierauf verfügte Übermittlung einer Urteilsausfertigung zum Verfahren 4 a Vr 1909/88 wurde dort laut Aktenübersicht am 24.April 1989 unter der Ordnungsnummer 25 und den Seitenzahlen 129 bis 137 einjournalisiert; sie liegt allerdings (derzeit) nicht im Akt. Der unbedingt ausgesprochene Teil der Freiheitsstrafe wurde (bis 20. Juli 1989) verbüßt (ON 47); der bedingt nachgesehene Strafteil von fünf Monaten wurde mit Beschluß (gemäß § 494 a Abs. 1 Z 4 StPO) des Landesgerichtes für Strafsachen Graz vom 18. Juni 1990, GZ 4 a E Vr 334/90-18, widerrufen und wird derzeit vollzogen (ON 56 und 58 in 4 a E Vr 2917/88).
In der Folge wurde Gerhard D***** mit dem Urteil des Einzelrichters des Landesgerichtes für Strafsachen Graz vom 18. Dezember 1989, GZ 4 a E Vr 249/89-37, des (in der Nacht zum 27. Oktober 1988 begangenen) Verbrechens des Diebstahls durch Einbruch nach §§ 127, 129 Z 3 StGB und des (im Feber 1989 begangenen) Vergehens der Hehlerei nach § 164 Abs. 1 Z 2 StGB schuldig erkannt und hiefür unter (nochmaligem !) nachträglichem Strafausspruch zum Schuldspruch vom - insoweit allerdings unrichtig mit "22."November bezeichneten - Schuldspruch vom 17. November 1988, GZ 4 a Vr 1909/88-16, nach § 5 Z 4 JGG, §§ 28, 129 StGB zu einer gemäß § 43 Abs. 1 StGB unter Bestimmung einer dreijährigen Probezeit bedingt nachgesehenen Freiheitsstrafe in der Dauer von einem Monat verurteilt. Das Urteil ist am 21. Dezember 1989 in Rechtskraft erwachsen. Die bedingte Strafnachsicht wurde in der Folge gleichfalls mit Beschluß des Landesgerichtes für Strafsachen Graz vom 18.Juni 1990, GZ 4 a E Vr 334/90-19, widerrufen.
Zuletzt wurde Gerhard D***** mit dem Urteil des Landesgerichtes für Strafsachen Graz vom 18.Juni 1990, GZ 4 a E Vr 334/90-17, wegen des (am 6.September 1989 in zwei Angriffen verübten) Vergehens des Diebstahls nach § 127 StGB, des (in der Nacht zum 16. August 1989 und am 6.September 1989 in drei Fällen begangenen) Vergehens des unbefugten Gebrauches von Fahrzeugen nach § 136 Abs. 1 und Abs. 2 StGB und des zwischen dem 1. und 18. Dezember 1989 mehrfach - letztmals jedenfalls noch vor der Verurteilung von diesem Tag zum AZ 4 a E Vr 249/89 (vgl S 199, 213) - begangenen Vergehens des schweren Betruges nach §§ 146, 147 Abs. 1 Z 1 StGB schuldig erkannt und hiefür nach § 5 Z 4 JGG, §§ 28, 147 Abs. 1 StGB sowie gemäß §§ 31, 40 StGB unter Bedachtnahme auf das zuvor bezeichnete Urteil des Landesgerichtes für Strafsachen Graz vom 18.Dezember 1989, GZ 4 a E Vr 249/89-37, zu einer Zusatzfreiheitsstrafe in der Dauer von vier Monaten verurteilt. Unter einem wurden - wie oben bereits
dargelegt - gemäß § 494 a Abs. 1 Z 4 StPO mit Beschluß vom selben Tag die zum Verfahren AZ 4 a Vr 2917/88 gewährte bedingte Nachsicht des Strafteiles von fünf Monaten gemäß § 53 StGB (ON 18) und die gemäß § 43 Abs. 1 StGB mit dem Urteil vom 18. Dezember 1989, GZ 4 a E Vr 249/89-37, gewährte bedingte Strafnachsicht gemäß § 55 StGB widerrufen (ON 19). Der vom Angeklagten gegen dieses Urteil erhobenen Berufung wie auch seiner gegen die bezeichneten Widerrufsbeschlüsse erhobenen Beschwerde wurde vom Oberlandesgericht Graz mit Urteil bzw Beschluß vom 30.Oktober 1990, AZ 11 Bs 408-410/90 (= ON 24 des bezüglichen Vr-Aktes), nicht Folge gegeben. Das Oberlandesgericht brachte in der Begründung seiner Entscheidung zum Ausdruck, daß im Urteil vom 18.Dezember 1989, GZ 4 a E Vr 249/89-37, ein neuerlicher nachträglicher Strafausspruch nach §§ 15, 16 JGG erfolgt ist (S 249), regte in der Folge auch ein Vorgehen nach § 33 Abs. 2 StPO an (S 255), zog aus dieser materiellrechtlichen Nichtigkeit des vom Widerrufsbeschluß erfaßten Strafausspruchs aber keine Konsequenzen.
Rechtliche Beurteilung
Wie der Generalprokurator in seiner zur Wahrung des Gesetzes erhobenen Nichtigkeitsbeschwerde zutreffend aufzeigt, verletzt das Urteil des Landesgerichtes für Strafsachen Graz vom 18. Dezember 1989, GZ 4 a E Vr 249/89-37, soweit damit die Strafe zum Schuldspruch dieses Gerichtes vom 17.November 1988, GZ 4 a Vr 1909/88-16, nochmals nachträglich ausgesprochen wurde, das Gesetz in der Bestimmung des § 15 Abs. 1 JGG, weil die Voraussetzungen hiefür auf Grund des bereits am 26.Jänner 1989 zum AZ 4 a Vr 2917/88-33 erfolgten nachträglichen Strafausspruchs nicht mehr vorlagen.
Da sich diese Gesetzesverletzung zum Nachteil des Verurteilten ausgewirkt hat, war das Urteil des Landesgerichtes für Strafsachen Graz vom 18.Dezember 1989, GZ 4 a E Vr 249/89-37, im Strafausspruch aufzuheben und die Sache zur neuerlichen Strafbemessung an den genannten Gerichtshof zu verweisen. Durch den Wegfall des nichtigen Strafausspruchs ist auch dem darauf Bezug habenden Widerrufsbeschluß vom 18.Juni 1990, GZ 4 a E Vr 334/90-19, und der (bestätigenden) Beschwerdeentscheidung des Oberlandesgerichtes Graz vom 30. Oktober 1990, AZ 11 Bs 408-410/90, soweit sie sich auf diesen Beschluß bezieht, die Grundlage entzogen; die beiden Entscheidungen waren daher gleichfalls aufzuheben.
Es war sohin spruchgemäß zu erkennen.