Der Oberste Gerichtshof hat durch den Ersten Präsidenten des Obersten Gerichtshofes Dr. Heller als Vorsitzenden und durch die Räte des Obersten Gerichtshofes Dr. Dinnebier, Dr. Liedermann, Dr. Machek und Dr. Überreiter als Richter in der Rechtssache der betreibenden Parteien 1.) Dr. Ing. Karl M*****, Privater in *****, 2.) Karl G*****, Tischler in *****, 3.) Ernst S*****, Kaufmann in *****, vertreten durch Dr. Otto Bittner, Rechtsanwalt in Linz, wider die verpflichtete Partei Anton K*****, Realitätenbesitzer in G*****, vertreten durch Dr. Fritz Bernhold, Rechtsanwalt in Salzburg, wegen 52.250 S sA, 50.000 S sA und 185.000 S sA, infolge Revisionsrekurses der verpflichteten Partei gegen den Beschluss des Landesgerichtes Salzburg als Rekursgerichtes vom 10. Dezember 1959, GZ 3 R 539/59, womit der Beschluss des Bezirksgerichtes Salzburg vom 25. Mai 1959, 3 b E 24/58-31, abgeändert wurde, folgenden
Beschluss
gefasst:
Dem Revisionsrekurs wird nicht Folge gegeben; der angefochtene Beschluss, der hinsichtlich der Auferlegung einer Sicherheitsleistung von 5.000 S als unangefochten unberührt bleibt, wird mit der Maßgabe bestätigt, dass die Aufschiebung des von Karl G***** und Ernst S***** als Zessionare des Dr. Ing. Karl M***** fortgesetzten Zwangsversteigerungsverfahrens 3 b E 1/60 (früher 3 b E 24/58) des Bezirksgerichtes Salzburg vom Erlag einer Sicherheitsleistung von 20.000 S abhängig gemacht wird.
Die verpflichtete Partei hat die Kosten ihres Rechtsmittels selbst zu tragen.
Begründung:
Folgender Sachverhalt steht nach der Aktenlage fest:
Mit Beschluss des Erstgerichtes vom 26. 6. 1958, 3 b E 24/58-2, wurde der betreibenden Partei Dr. Ing. Karl M***** auf Grund a) des vollstreckbaren Notariatsaktes vom 30. 11. 1957 b) des vollstreckbaren Wechselzahlungsauftrages des LG Salzburg vom 12. 2. 1958, 2 Cg 241/58 zur Hereinbringung der vollstreckbaren Forderungen zu a) von 300.000 S sA, zu b) von 52.250 S sA die Zwangsversteigerung der dem Verpflichteten gehörigen Liegenschaft EZ 541 Gb S***** bewilligt. Mit Beschluss des Erstgerichtes vom 17. 12. 1958, ONr 17, wurde der Schätzwert der Liegenschaft mit 819.000 S, der Schätzwert des Zubehörs mit 76.350 S bestimmt. Nach den genehmigten Versteigerungsbedingungen beträgt das geringste Gebot 447.675 S. Das vertragsmäßige Pfandrecht für die Forderung des Dr. Ing. Karl M***** von 300.000 S sA wurde unter C-OZ.75 im Grundbuch einverleibt. Diesem Pfandrecht geht im Rang das Pfandrecht für die Forderung der Landeshypothekenanstalt Salzburg von 150.000 S sA vor. Auf Grund des Zessionsvertrages vom 1. 8. 1958 wurde unter C-OZ. 82 bei dem Pfandrecht OZ. 75 von 300.000 S sA die Übertragung eines Teilbetrages von 50.000 S sA an Karl G***** einverleibt. Auf Grund der Zessionsurkunden und der Vorrangseinräumungserklärungen vom 16. 12. 1958 wurden unter C-OZ. 84 bei dem Pfandrecht OZ. 75 von restlichen 250.000 S sA a) die Übertragung eines Teilbetrages von 30.000 S sA an Ernst U*****, b) die Übertragung eines Teilbetrages von 20.000 S sA an Helene F***** und unter C-OZ. 85 der Vorrang der Pfandrechte OZ. 84 a) und 84 b) vor den Pfandrechten OZ. 75 und 82 einverleibt. Auf Grund der Zessionsurkunde vom 23. 12. 1958 und der Vorrangseinräumungserklärungen vom 23. 12. 1958 wurden unter C-OZ. 86 beim Pfandrecht OZ. 75 von restlichen 200.000 S sA unter a) die Übertragung eines Teilbetrages von 15.000 S sA an Ernst U***** und unter b) der Vorrang des Pfandrechtes OZ. 86 a) vor dem Pfandrecht OZ. 75 und 82 einverleibt. Auf Grund der Zessionsurkunde vom 19. 2. 1959 wurde schließlich unter C-OZ. 89 bei dem Pfandrecht OZ. 75 von restlichen 185.000 S sA die Übertragung dieser Forderung von restlichen 185.000 S sA an Ernst S***** einverleibt. Die Rangordnung der einverleibten Pfandrechte ist daher folgende: 1.) für die Landeshypothekenanstalt Salzburg 150.000 S sA, 2.) für Ernst U***** 30.000 S sA und im gleichen Rang für Helene F***** 20.000 S sA, 3.) für Ernst U***** 15.000 S sA, 4.) für Karl G***** 50.000 S sA und im gleichen Rang für Ernst S***** 185.000 S sA; dann folgt das Pfandrecht für Dr. Ing. Karl M*****, C-OZ. 78 52.250 S sA. Nach dem Grundbuchsauszug und nach der Aktenlage hat Dr. Ing. Karl M***** seine ganze pfandrechtlich sichergestellte Forderung von 300.000 S sA mit Ausnahme der im Zwangsversteigerungsverfahren zur Hereinbringung dieser Forderung entstandenen Kosten zediert. Von den Zessionaren sind an Stelle des Dr. Ing. Karl M***** als betreibenden Gläubigers in das Versteigerungsverfahren nur Karl G***** wegen 50.000 S sA und Ernst S***** wegen 185.000 S sA. An eingetreten, nicht aber die Zessionare Ernst U***** wegen der an ihn übertragenen Forderungen von 30.000 S sA und 15.000 S sA und auch nicht Helene F***** wegen der an sie übertragenen Forderung von 20.000 S sA.
Obwohl der betreibende Gläubiger Dr. Ing. Karl M***** keine Versteigerungsbedingungen innerhalb der ihm aufgetragenen Frist vorgelegt hat, sondern nur die an Stelle des Dr. Ing. Karl M***** wegen 50.000 S sA und wegen 185.000 S sA in das Versteigerungsverfahren eingetretenen Zessionare Karl G***** und Ernst S*****, hat das Erstgericht das Zwangsversteigerungsverfahren des Dr. Ing. Karl M***** wegen restlicher 65.000 S sA und 52.250 S sA nicht gemäß § 145 EO eingestellt und das Versteigerungsverfahren richtig nur zugunsten der eingetretenen betreibenden Gläubiger Karl G***** und Ernst S***** fortgesetzt, sondern die Versteigerung auf Antrag der betreibenden Partei Dr. Ing. Karl M***** und anderer betreibender Gläubiger für 4. 6. 1959 angeordnet.
Der Verpflichtete brachte zunächst am 14. 5. 1959 beim Erstgericht zu 3 b C 15/59 gegen Dr. Ing. Karl M***** die Klage mit dem Begehren ein, dass der Anspruch des Dipl. Ing. Dr. Karl M***** aus dem Notariatsakt vom 30. 11. 1957 und aus dem Wechselzahlungsauftrag des Landesgerichtes Salzburg vom 12. 2. 1958, 2 Cg 241/58 nicht vollstreckbar sei; er brachte dann am 23. 5. 1959 zu 3 b C 17/59 und zu 3 b C 18/59 beim Erstgericht gegen Ernst S***** und Karl G***** im wesentlichen gleichlautende Klagen mit dem Begehren ein, dass der Anspruch des Ernst S***** beziehungsweise des Karl G***** aus dem Notariatsakt vom 30. 11. 1957 und der Zessionsurkunde vom 19. 2. 1959 beziehungsweise 1. 8. 1958 nicht vollstreckbar sei. Er verband mit den Klagen den Antrag, das Zwangsversteigerungsverfahren ohne Auferlegung einer Sicherheitsleistung bis zur rechtskräftigen Entscheidung der Rechtsstreite aufzuschieben.
Das Erstgericht bewilligte mit Beschluss vom 25. 5. 1959, 3 b E 24/58-31, die Aufschiebung der Zwangsversteigerung hinsichtlich aller drei betreibender Gläubiger gegen Erlag einer Sicherstellung von 5.000 S bis zur rechtskräftigen Entscheidung über die eingebrachten Klagen, führte aber in der Begründung aus, dass nur hinsichtlich der Forderung des Dr. Ing. Karl M***** aus dem Wechselzahlungsauftrag im Betrage von 52.520 S sA eine entsprechende Sicherheitsleistung aufzuerlegen war, weil bezüglich der Forderung von 300.000 S sA eine unbedenkliche Urkunde, nämlich das Schreiben des Dr. M***** vom 30. 11. 1957 vorliege und daher eine Sicherheitsleistung entfallen könne. Das Rekursgericht gab dem Rekurs der betreibenden Gläubiger Dr. Ing. Karl M*****, Karl G***** und Ernst S***** teilweise Folge und änderte den Beschluss des Erstgerichtes, der im Übrigen bestätigt wurde, dahin ab, dass die Wirksamkeit der Aufschiebung des Zwangsversteigerungsverfahrens von dem Erlag einer weiteren Sicherheitsleistung von 20.000 S, insgesamt somit 25.000 S, abhängig gemacht wird. Das Rekursgericht hielt gleich dem Erstgericht die von diesem auferlegte Sicherheit von 5.000 S für die Wechselforderung als ausreichend. Es hielt aber für die Forderung aus dem Notariatsakt wegen des durch die Aufschiebung eintretenden möglichen Verzögerungsschadens eine Sicherheitsleistung von 20.000 S für notwendig.
Gegen diesen Beschluss richtet sich der Revisionsrekurs der verpflichteten Partei. Der Beschluss des Rekursgerichtes wird nur insoweit angefochten, als die Sicherheitsleistung von 5.000 S um 20.000 S erhöht wurde.
Der Revisionsrekurs ist nicht begründet.
Da die vom Erstgericht auferlegte Sicherheitsleistung von 5.000 S nach der Begründung entgegen dem Spruch sich nur auf das Zwangsversteigerungsverfahren des Dr. Ing. Karl M***** wegen der vollstreckbaren Wechselforderung von 52.250 S sA bezieht, auch vom Rekursgericht als hinreichend angesehen und vom Verpflichteten nicht bekämpft wurde, braucht nur überprüft zu werden, ob das von den betreibenden Gläubigern Karl G***** und Ernst S***** auf Grund des Notariatsaktes vom 30. 11. 1957 und der Zessionsurkunden vom 1. 8. 1958 beziehungsweise 19. 2. 1959 fortgesetzte Zwangsversteigerungsverfahren wegen 50.000 S sA und 185.000 S sA ohne Sicherheitsleistung oder nur gegen Sicherheitsleistung aufzuschieben war und ob die vom Rekursgericht auferlegte Sicherheitsleistung von 20.000 S angemessen ist. Wie das Rekursgericht mit Recht ausgeführt hat, enthält das Schreiben des Dr. Ing. Karl M***** vom 30. 11. 1957, das in Urschrift im Akt 3 b C 15/59 des Erstgerichtes als Beilage B liegt, einen zeitlich beschränkten Vollstreckungsverzicht. Ob die Absicht der Parteien dahin ging, dass die Verpflichtung des Dr. Ing. Karl M*****, die Pfandhaftung der Liegenschaft des Verpflichteten so lange nicht in Anspruch zu nehmen, bis das Eigentum dieser Liegenschaft an die Ehegatten Karl und Franziska W***** grundbücherlich übergegangen ist, auch dann gelten sollte, wenn der Verpflichtete als Verkäufer der Liegenschaft vom Kaufvertrag zurücktritt, und ob die Zessionare von der übernommenen Verpflichtung des Zedenten Kenntnis hatte oder die pfandrechtlich sichergestellten Teilforderungen gutgläubig erworben haben, wird sich erst im Prozessverfahren herausstellen. Es kann bei dieser Sachlage nicht gesagt werden, dass die Tatsachen, auf die sich die Einwendungen gegen die Exekutionsbewilligung stützen, durch eine unbedenkliche Urkunde auch den in das Exekutionsverfahren eintretenden Gläubigern Karl G***** und Ernst S***** gegenüber dargetan sind. Nach der Judikatur des Obersten Gerichtshofes kann übrigens auch in anderen als den in § 44 Abs 2 EO genannten Fällen eine Sicherheitsleistung aufgetragen werden. Das Rekursgericht hat mit Recht die Aufschiebung der Exekution von einer weiteren Sicherheitsleistung abhängig gemacht. Der Oberste Gerichtshof musste jedoch zum Ausdruck bringen, dass die weitere Sicherheitsleistung nur als Voraussetzung der Aufschiebung des von Karl G***** und Ernst S***** als betreibende Gläubiger fortgesetzten Zwangsversteigerungsverfahrens auferlegte wird. Es wurde daher der Spruch des Rekursgerichtes entsprechend verdeutlicht. Es ist noch zu untersuchen, ob die Höhe der Sicherheitsleistung entsprechend ist. Für die Höhe der Sicherheitsleistung ist die Höhe des durch die Aufschiebung der Exekution zu gewärtigenden Schadens der betreibenden Gläubiger maßgebend. Die Sicherheit soll vor allem den Schaden decken, der den betreibenden Gläubigern infolge der Verzögerung ihrer Befriedigung entstehen könnte. Dabei ist auch auf die Dauer der Prozesse Rücksicht zu nehmen. Nimmt man an, dass die vom Verpflichteten gegen Karl G***** und Ernst S***** angestrebten Prozesse auch nur ein Jahr dauern und dass bei einer späteren Versteigerung nur das geringste Gebot erzielt wird, so wären sie mit ihren Forderungen nicht mehr gedeckt. Nach dem Grundbuchsauszug gehen ihnen, wie schon oben ausgeführt, an Kapitalforderungen anderer Hypothekargläubiger 150.000 S, 30.000 S, 20.000 S und 15.000 S, zusammen daher 215.000 S vor; da ihre Kapitalsforderungen zusammen 235.000 S ausmachen, betragen schon die Kapitalsforderungen ohne Rücksicht auf die rückständigen und in der Zwischenzeit auflaufenden Zinsen 450.000 S, also mehr als das geringste Gebot. Bei dieser Sachlage muss mit einer möglichen Schädigung der betreibenden Gläubiger Karl G***** und Ernst S***** durch die Aufschiebung der Exekution gerechnet werden. Die vom Rekursgericht dem Verpflichteten aufgetragene Sicherheitsleistung von 20.000 S kann keineswegs als zu hoch angesehen werden. Aus den angeführten Gründen konnte dem Revisionsrekurs nicht Folge gegeben werden.
Die Kostenentscheidung beruht auf §§ 40, 50 ZPO, § 78 EO.
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